Finanzwissen bei Frauen

Wissen Frauen mehr als Männer?

Finanzwissen 4 min Lesedauer 23.02.2024
Frauen Finanzwissen

Der Gender Gap beim Thema Finanzen macht längst nicht bei der ungleichen Bezahlung (Pay Gap) halt. Auch bei der Rente und bei Aktivitäten auf dem Finanzmarkt hinken viele Frauen Männern hinterher. So hatte das ZEW Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in einer Studie im Jahr 2021 herausgefunden:

  • Nur 20 Prozent der Frauen Aktien besitzen Aktien,
  • bei Männern sind es hingegen 43 Prozent.

Doch gilt der Gender Gap auch für das Finanzwissen? Die ZEW-Forschenden ermittelten in ihrer Studie, dass es vielen Frauen nicht an Finanzwissen, sondern an Selbstvertrauen mangelt. Für die Untersuchung stellten die Wissenschaftler*innen Fragen zu Zinseszins, Inflation oder Risikodiversifikation – mit verschiedenen Antwortmöglichkeiten. Laut ZEW neigten Frauen dazu, überproportional mit „Ich weiß nicht“ zu antworten. Gab es diese Vorgabe jedoch nicht, wählten sie oft die richtige Antwort. „Mangelndes Selbstvertrauen kann zu großen Unterschieden im Finanzverhalten und in der Vermögensbildung führen“, sagt Professor Dr. Tabea Bucher-Koenen, Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs „Finanzmärkte und Finanzmanagement“. „Frauen sollten daher sowohl in ihr Finanzwissen investieren als auch mehr Vertrauen in ihr eigenes Wissen haben.“ Dann könnte auch die Lücke zwischen Frauen und Männern bei der Beteiligung am Aktienmarkt geschlossen werden.

BaFin-Studie: Frauen wissen etwas weniger

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) kommt zu einem ähnlichen Ergebnis wie das ZEW. In einer Studie zur finanziellen Bildung von Erwachsenen in Deutschland mussten Teilnehmer*innen zehn Fragen beantworten, darunter einfache Rechenaufgaben, Einzelfragen zu Zinsen, Inflation und zur Risikoeinschätzung von Finanzprodukten sowie zur Digitalisierung. Zusätzlich sollten die Teilnehmenden selbst ihre Finanzkompetenz einschätzen. Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Frauen beantworteten durchschnittlich 7,6 Fragen richtig.
  • Männer konnten im Schnitt 8,4 Fragen richtig beantworten.
  • Die größten Probleme bereitete die Zinsrechnung: 24 Prozent der Frauen lösten eine Rechenaufgabe zum einfachen Zins am Beispiel eines festverzinslichen, gebührenfreien Sparkontos falsch. Bei den Männern kamen 12 Prozent zum falschen Ergebnis.
  • Das insgesamt schlechtere Ergebnis der Frauen lag vor allem am fehlenden Wissen bei der Geldanlage und dem Vermögensaufbau: Frauen konnten weniger Fragen zum Aktienmarkt, zu Erträgen und zum Risiko richtig beantworten.

Auch bei der Altersvorsorge und der finanziellen Unabhängigkeit spricht die BaFin von einem Gender Gap: So verlassen sich 32 Prozent der Frauen, aber nur 21 Prozent der Männer, auf den oder die Partner*in bei der Altersvorsorge. 40 Prozent der Männer investieren dafür auch in Kapitalanlagen wie Aktien, Anleihen oder Investmentfonds – oder haben dies vor. Bei den Frauen sind es erst 30 Prozent.

Allianz-Studie zeigt positiven Gender Gap in Deutschland

Ein Lichtblick für Frauen sind die Ergebnisse einer Studie des Versicherungskonzerns Allianz. Dafür wurden im vergangenen Jahr 1.000 Männer und Frauen in sieben Ländern neun Fragen zur Bewertung der Finanzkompetenz gestellt.

Das Ergebnis für die Frauen in Deutschland im Vergleich zu den Männern:

  • Bei 22 Prozent wurde die Finanzkompetenz als „hoch“ eingestuft – bei den Männern nur bei 10 Prozent.
  • Als „durchschnittlich“ wurde die Finanzkompetenz von 59 Prozent der Frauen und nur von 53 Prozent der Männer bewertet.
  • Ein „niedrige“ Finanzkompetenz wurde 37 Prozent der Männer und nur 20 Prozent der Frauen bescheinigt.

Doch nicht in allen Ländern können sich die Frauen über einen Wissensvorsprung freuen: In allen anderen sechs Ländern, darunter Spanien, Frankreich und die USA, schnitten die Frauen schlechter als die Männer ab. Durchschnittlich beantworteten die Frauen in der Gesamtbetrachtung 3,7 Fragen richtig, die Männer 4,5.

Dass Frauen in Deutschland in der Spitze eine bessere Finanzbildung haben, erklären die Autor*innen dieser Studie mit einem kulturellen Faktor: „Ein größerer Anteil der Frauen in Deutschland gab an, die alleinige Entscheidungsträgerin in finanziellen Angelegenheiten in ihrem Haushalt zu sein, was das Niveau der Finanzkompetenz erhöhen könnte.“

Das Fazit aus den Studien

Egal, zu welchem Ergebnis die Studien kommen, eines haben sie gemeinsam: Damit Frauen am Finanzmarkt selbstbestimmter und unabhängiger handeln können, empfehlen die Autor*innen: Finanzwissen aufbauen und so das eigene Selbstvertrauen bei finanziellen Angelegenheiten stärken.

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