Altersvorsorge für Frauen
Ein Mann als Altersabsicherung? Wie Frauen selbst vorsorgen sollten
Viele Frauen bekommen geringere Gehälter und Renten als Männer. Um nicht in die Falle der Altersarmut zu tappen, sollten sie sich finanziell absichern. Je früher sie damit beginnen, desto besser.
Fürs Alter rechtzeitig die Finanzen im Blick haben? So manche Frau denkt, dass sie über ihren Ehemann bestens für den Lebensabend abgesichert ist. Doch Ehen gehen auch in die Brüche, es kann zu Schicksalsschlägen kommen. Mit anderen Worten: Das „Versorgungsmodell Mann“ steht auf wackeligen Füßen. Frauen sollten unbedingt das Zepter selbst in der Hand halten – und aktiv für sich Altersvorsorge betreiben.
Oft haben Frauen eine schlechtere Ausgangslage
Mehr Frauen denn je sind aktuell erwerbstätig, und ihre Qualifikationsniveaus sind im Vergleich zu Männern nicht selten sogar höher. Aber noch immer verdienen sie weniger als Männer. „Der Gender Pay Gap, das ist die Differenz des durchschnittlichen Bruttostundenverdienstes der Frauen und Männer, liegt bei 18 Prozent“, sagt Hanne Roggemann vom Institut für Finanzdienstleistungen (iff) in Hamburg.
Gründe dafür gibt es viele, zum Beispiel:
- Frauen arbeiten häufiger in sozialen Berufen, wo sie ein deutlich geringeres Einkommen erzielen als Männer, die etwa als Ingenieure oder in der Softwareentwicklung tätig sind.
- Weil Frauen oftmals weniger Geld als Männer nach Hause bringen, sind sie es zumeist, die pausieren, wenn Nachwuchs kommt.
- Mehr Frauen als Männer sind in Teilzeit tätig, um Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren.
- Frauen leisten oft mehr (unbezahlte) Familienarbeit und sind zum Beispiel in die Pflege Angehöriger stärker eingebunden.
Frauen beziehen häufig weniger Rente als Männer
Im Ergebnis geht mit dem geringeren Verdienst einher, dass Frauen im Alter oft mit weniger Rente auskommen müssen: „Die Rentenhöhe beträgt bei allen Frauen in Altersrente mit ca. 807 Euro nur rund zwei Drittel von dem, was Männer durchschnittlich als Altersrente beziehen (1.227 Euro)“, heißt es im GenderDatenPortal2021 des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts. Auch eine Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorg (DIA) aus dem vergangenen Jahr zeigt:
- 61% der Frauen fühlen sich beim Blick auf alle zu erwartenden Alterseinkünfte – gesetzliche Rentenversicherung, Betriebsrente und private Vorsorge – finanziell schlecht abgesichert.
- Bei den Männern haben mit 53% deutlich weniger den Eindruck, schlecht abgesichert zu sein.
- Positiv schätzen ihre künftige Rentensituation lediglich ein Viertel aller Frauen ein – bei den Männern sind es 39%.
Trotz des schlechten Gefühls werden Frauen allerdings seltener aktiv, um sich im Alter finanziell abzusichern. So ergab eine Studie, die YouGov im Auftrag von Zinsbaustein.de durchgeführt hat:
- Nur 23% der Frauen kümmern sich aktiv um die Altersvorsorge.
- Bei den Männern sind es immerhin 29%.
Finanzstrategie entwickeln und eigene Ziele verfolgen
Expert*innen raten: Frauen sollten in Sachen Altersvorsorge unbedingt aktiv werden beziehungsweise es bleiben. Vor allem in einer Partnerschaft ist es wichtig, dass beide eine gemeinsame Finanzstrategie entwickeln. „Dabei sollten die Frauen durchaus ihre eigenen Ziele verfolgen und das auch schriftlich fixieren“, rät Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen.
Einerseits sollten die konkreten Ziele festgehalten werden. Anderseits biete sich ein Kassensturz an, um einen vollständigen Überblick zu bekommen. „Dabei werden alle Einnahmen und Ausgaben beispielsweise in einem Haushaltsbuch oder per App festgehalten. Solange Sie nicht wissen, welche Ausgaben Sie sich leisten können, ist es schwierig, sinnvolle Finanzentscheidungen zu treffen“, sagt Oelmann. „Das betrifft größere Anschaffungen, die täglichen Haushaltsausgaben ebenso wie die Planung der Vermögens- und Altersvorsorge.“
Paaren empfiehlt sie das Drei-Konten-Modell: „Jeder sollte sein eigenes Konto haben und dazu ein gemeinsames Konto für gemeinschaftliche Ausgaben.“ So sei es locker möglich, den Überblick über die alltäglichen Ausgaben zu behalten und sie gerecht zu verteilen.
Wie Frauen sich über Geldanlage und Altersvorsorge informieren können
Inzwischen liegen viele zielgruppenspezifische Informationen für Frauen zu den Themen Geldanlage und Altersvorsorge vor. Neben kostenpflichtigen Seminaren, Ratgebern und Webevents, gibt es auch immer mehr Blogs, Podcasts und kostenfreie Apps. Zum Beispiel:
- Das Infoportal herMoney: Neben Coachingangeboten und Seminaren bietet die Webseite viele kostenlose Artikel und Checklisten rund um Geldanlage und Altersvorsorge, etwa den Renten-Check: Wie viel Geld brauche ich im Alter? Im Podcast spricht herMoney-Gründerin Anne Connelly regelmäßig mit Expertinnen und Experten über Finanzfragen.
- Madame Moneypenny ist den eigenen Angaben zufolge der größte Finanzblog in Deutschland. Der Finanzpodcast der Gründerin Natascha Wegelin umfasst mittlerweile über 270 Folgen über Themen wie gesetzliche Rente, Wertpapiere oder Notgroschen. Auf Facebook folgen über 100.000 Frauen Madame Moneypenny.
- Der Blog Fortunalista mit dem Untertitel „Finanzen für Frauen“ erläutert etwa, wie ein Aktiendepot funktioniert und warum ein Tagesgeldkonto wichtig ist.
- Die kostenlose finmarie App hilft, Finanzen besser zu überwachen und erfolgreich (für das Alter) zu investieren.
Übrigens: Wer als Frau Kinder erzieht und bereits eine Altersvorsorge abgeschlossen hat, sollte diese auf keinen Fall aufgeben. Sonst gehen die erworbenen Rentenansprüche und bei geförderten Riester-Renten die staatlichen Zulagen verloren. Ist das Geld gerade knapp, hat eine Mutter die Möglichkeit, ihre Altersvorsorge beitragsfrei zu stellen. Sie zahlt also vorübergehend keine Beiträge. Oder aber, der oder die andere Erziehungsberechtigte des Kindes beziehungsweise der Kinder übernimmt vorübergehend die Beiträge der Mutter zur Altersvorsorge.