Wie Frauen am besten ihr Gehalt verhandeln

Eine Coachin verrät die Dos und Don’ts

Frau von Geld 5 min Lesedauer 06.03.2023
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Viele Frauen tun sich in Sachen Gehaltsverhandlungen schwer. Das ist einer der Gründe , warum sie weniger verdienen als Männer – obwohl sie gleich qualifiziert sind und den gleichen Job erledigen. Nicht nur passend zum Equal Pay Day am 07. März: Eine Karriere-Coachin gibt Tipps, wie Frauen besser um ihr Einkommen pokern.

Gleicher Lohn = gleiche Arbeit? Von Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern ist Deutschland noch weit entfernt. Darauf macht der internationale Aktionstag Equal Pay Day aufmerksam – in diesem Jahr fällt er auf den 07. März. Der Gender Pay Gap, also die Lohnlücke zwischen Frauen und Männer, liegt bei sage und schreibe 18%. Das bringt die meisten Frauen in Rage – zu Recht.

Mitunter fallen auch Sätze wie diese: „Der Kollege hat halt besser verhandelt.“ Doch so dürfen Arbeitgeber keinesfalls argumentieren, entschied unlängst das Bundesarbeitsgericht (Az.: 8 AZR 450/21). Die Richter urteilten, eine solche Aussage sei diskriminierend. Sie sprachen einer Dresdnerin, die geklagt hatte, eine Gehaltsnachzahlung von 14.500 Euro und eine Entschädigung von 2.000 Euro zu.

Doch wie kommt es überhaupt, dass der Mann offenbar besser verhandelt hat – und was hat die Frau falsch gemacht?

Überholte Rollenmuster tragen dazu bei

„Immer noch zeigen sich überholte Rollenmuster, nach denen Frauen vor allem angenehm, nett und bescheiden zu sein haben“, sagt Business-Coachin Ute Gietzen-Wieland aus Bielefeld. Viele Frauen fragten sich selbst vor Gehaltsverhandlungen nicht selten, ob sie eine bestimmte Gehaltshöhe überhaupt verlangen dürfen und ob dies nicht unverschämt sei – Gedanken, die Männern in der Regel nicht in den Sinn kommen.

So gehen Frauen idealerweise vor – das sind die Dos

Bereiten Sie sich akribisch auf die Gehaltsverhandlungen vor. Ermitteln Sie die marktübliche Gehaltsspanne für Ihren Beruf. Das geht leicht übers Internet, Anhaltspunkte liefert etwa der StepStone-GehaltsreportStepStone-Gehaltsreport.

„Wichtig ist hierbei, aufs Jahresgehalt, nicht auf den monatlichen Verdienst zu achten“, erklärt Gietzen-Wieland. Legen Sie nun für sich fest, was Ihr Wunschgehalt und was Ihre Mindestvorstellung von einem Einkommen ist.

Denkbar ist auch, ein Stufenmodell mit dem Arbeitgeber zu vereinbaren. „Also zunächst mit einem niedrigeren Gehalt zu starten und nach einer festgelegten Zeit, wenn bestimmte Ziele oder das Ende der Probezeit erreicht sind, gibt es dann mehr Geld“, so Gietzen-Wieland. Weitere Tipps:

  • Selbstbewusst sein: Viele Frauen unterschätzen sich selbst. Machen Sie sich im Vorfeld Ihre Kompetenzen und Fähigkeiten klar und tragen Sie sie später ruhig und bestimmt vor.
  • Auf die Sprache achten: Frauen nutzen in Gehaltsverhandlungen nicht selten weichmachende Floskeln wie „vielleicht“ oder „ich würde“ oder „ich weiß nicht genau“. Das führt oft dazu, dass sie weniger ernst genommen werden als Männer. Geben Sie mit Ihrer Ausdrucksweise Ihrem Gegenüber das Gefühl, dass Sie sehr genau wissen, was sie wollen.
  • Auf Erfolge verweisen: „Ideal ist, im Berufsalltag für sich selbst ein Erfolgsjournal zu führen“, erklärt Gietzen-Wieland. Vor den Gehaltsverhandlungen halten Sie sich diese Erfolge noch einmal vor Augen und argumentieren damit auch im Gespräch. Benennen Sie den konkreten Mehrwert, den Sie erbracht haben und der es rechtfertigt, dass Sie mehr Geld bekommen.
  • Mündliches verschriftlichen: Achten Sie unbedingt darauf, dass mündliche Vereinbarungen im Arbeitsvertrag festgehalten werden. So haben Sie Sicherheit, und niemand kann sich herausreden nach dem Motto „Da haben Sie was missverstanden“.
  • Üben, üben, üben: Gehaltsverhandlungen sind zweifelsohne eine Herausforderung. Deshalb: Üben Sie diese Situation immer wieder. „Perfekt ist es, sich dafür einen erfahrenen Gegenpart zu suchen und die Gesprächsübung per Video aufzuzeichnen“, so Gietzen-Wieland.

Was Frauen bei Gehaltsverhandlungen lassen sollten – das sind die Don’ts

  • Nicht als Bittstellerin auftreten: Gerade Frauen neigen bei Gehaltsverhandlungen dazu, als Bittstellerinnen aufzutreten. Machen Sie sich klar: Sie „bitten“ nicht um etwas, sondern Sie machen mit Ihrem Gegenüber einen Deal: Leistung gegen Geld. Sie befinden sich also mit Ihrem Arbeitgeber auf Augenhöhe.
  • Nicht zu bescheiden sein: Sie sind völlig aus dem Häuschen vor Freude darüber, dass Sie den Job bekommen haben? Jetzt bloß nicht zu bescheiden in Sachen Gehalt sein. Ihr Arbeitgeber weiß ja schließlich, was er an Ihnen hat – sonst hätte er sich nicht für Sie entschieden. Handeln Sie fair und realistisch Ihr Gehalt aus.
  • Nicht mit Familiensituation argumentieren: Begründen Sie eine von Ihnen gewünschte Gehaltserhöhung niemals mit privaten Lebenssituationen – etwa „Wir haben ja gerade gebaut“. Argumentieren Sie immer mit den Leistungen, die Sie erbracht haben. Das gilt auch, wenn Sie eine Gehalterhöhung aufgrund der hohen Inflation wünschen.
  • Nicht unsicher werden: Lassen Sie sich durch skeptische Blicke Ihres Gegenübers oder durch dessen Schweigen, nachdem Sie Ihre Gehaltswünsche formuliert haben, nicht verunsichern. Halten Sie durch und lenken Sie nicht ein nach dem Motto „Okay, das war zu viel“ und nennen dann ein niedrigeres Gehalt.
  • Nicht das erste Angebot akzeptieren: Sagen Sie niemals sofort Ja zum ersten Angebot. Selbst, wenn es Ihren Erwartungen entspricht: Pokern Sie sich hoch. Ihre Leistung rechtfertigt es doch, dass Sie top verdienen – oder?

Übrigens: Weitere Infos zum Thema finden sie auf unserer Seite „Frauen und Geld“.

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