Kinder und Geld: 6 Tipps für Eltern
So vermitteln Sie einen gesunden Umgang
Auch heute noch ist Geld in vielen Familien ein Tabuthema. Schuld daran sind Glaubenssätze in der Gesellschaft, die von Eltern oder Großeltern übernommen werden, sagt Familiencoach Leonie Ries. Ein besonders hartnäckiger: „Über Geld spricht man nicht.“ Doch warum eigentlich nicht? Oft aus Angst vor Neid, erklärt Ries. Auch eigene Scham mache das Thema Geld zu einem Tabuthema. Dabei ist es gerade in Familien wichtig, schon früh den richtigen Umgang mit Geld zu vermitteln. Wie schafft man es, seinen Kindern das Thema so nahezubringen, dass weder Angst noch Leichtsinn im Vordergrund steht? Diese praktischen Tipps helfen dabei.
Offen über Geld sprechen
Um Angstgefühle zu vermeiden, ist es zunächst wichtig, das Schweigen zu brechen. Immerhin sind die Eltern einer aktuellen Studie von Mastercard und dem Family-Fintech Bling zufolge für knapp 80% der befragten Kinder und Jugendlichen die wichtigste Quelle fürs Finanzwissen. „Wenn wir selbst einen offenen Umgang haben und auch mit Partner und Familie offen darüber sprechen, dann bekommen die Kinder viel mit und Fragen kommen von ganz allein“, sagt Ries. Kathleen Altmann vom Bundesverband deutscher Banken rät, Geldgespräche in den Alltag zu integrieren: „Beim Einkaufen zum Beispiel kann man gemeinsam Preise vergleichen.“
Geldsorgen nicht verbergen
Doch sollte man mit seinen Kindern auch über Geldsorgen sprechen? Ries hat eine klare Meinung dazu: „Das Schlimmste ist, Sorgen zu haben und so zu tun als hätte man keine. Kinder haben feine Antennen.“ Eine offene und kindgerechte Kommunikation ist deshalb auch bei finanziellen Engpässen wichtig. Doch bevor man mit den Kindern darüber spricht, rät Ries dazu, für sich selbst zu klären: Wie gerechtfertigt sind die Geldsorgen wirklich? Vielleicht relativieren sich Ängste dann von ganz allein.
Finanzen: Kinder mitentscheiden lassen
Man möchte für den nächsten großen Urlaub sparen? Oder es steht die Anschaffung eines neuen Fernsehers an? Beziehen Sie Ihre Kinder beim Thema Sparen mit ein! Gemeinsam lässt sich ein Plan erstellen, wo man Kosten eindämmen kann. „So sind Kinder ganz anders dabei, als wenn man sagt: Du musst auf etwas verzichten“, sagt Ries. Sie hat die Erfahrung gemacht: Wenn man offen mit ihnen darüber spricht, sind Kinder oft verständnisvoll und können gut einschätzen, was wirklich zum Leben wichtig ist. Man könne zum Beispiel erklären: „Wir kaufen jetzt nicht jeden Tag einen Kuchen vom Bäcker und dafür können wir einmal im Jahr in den Urlaub fahren.“
Kinder spielerisch ans Geld heranführen
Finanzbildung fängt bereits in jungen Jahren an. Schon die Kleinsten können spielerisch lernen, was Geld ist und wie man damit umgeht. Zum Beispiel ganz klassisch mit dem Kaufmannsladen. „Hier darf man aber nicht zu viel erwarten“, sagt Ries. Zunächst lernen die Kinder: Ich gebe Geld – und dafür bekomme ich etwas. Mehr Verständnis für Geld komme mit zunehmendem Alter.
Taschengeld hilft beim Sparen
Und wie bringt man Kindern das Sparen bei? „Das ist eine Erfahrungssache“, weiß Ries. Was dabei hilft: Taschengeld. „Die Kinder lernen so, dass Dinge unterschiedlich viel kosten und sehen, was sie sich leisten können und wofür sie sparen müssen“, erklärt Altmann. Wichtig: Eltern sollten den Kindern beim Taschengeld nicht vorschreiben, was sie davon kaufen können und was nicht. „Selbst wenn Kinder das Taschengeld sofort ausgeben: Dafür ist es da, um diese Erfahrung zu machen“, findet Ries.
So viel Taschengeld ist angebracht: Das Deutsche Jugendinstitut gibt Empfehlungen zur Höhe des Taschengeldes. Kinder unter 6 Jahren sollten etwa 0,5 bis 1 Euro pro Woche erhalten. Bei 16-Jährigen hingegen liegt die empfohlene Höhe zwischen 39 und 47 Euro pro Monat. Bei kleineren Kindern empfiehlt Familiencoach Ries, mit einem klassischen Sparschwein zu arbeiten. „Damit sie richtiges Geld in der Hand haben. Zahlen auf dem Konto sind für sie noch nicht greifbar.“
Nicht vergessen: Vorbild sein!
Der wohl wichtigste Tipp kommt zum Schluss: „Man muss bei sich selbst anfangen“, sagt Leonie Ries. Denn: Kinder lernen und übernehmen viel von ihren Eltern – auch in Sachen Geld. Deshalb sollte man laut Ries zunächst folgende Fragen für sich selbst klären:
- Wie spreche ich über Geld? Äußere ich mich beispielsweise negativ darüber, wenn jemand etwas Teures gekauft hat?
- Was sind meine Glaubenssätze?
- Welche Beziehung habe ich zum Geld?
- Habe ich finanzielle Ängste? Und wie begründet sind diese wirklich?
Fazit: Wer selbst eine positive und offene Einstellung zum Geld hat, kann diese an seine Kinder weitergeben – und Ängste rund ums Geld vermeiden.