Geld und Partnerschaft

In Finanzdingen Augenhöhe schaffen

Familie 5 min Lesedauer 07.08.2023
Geld und Partnerschaft

Jetzt mal ehrlich: Ist Ihnen eigentlich bewusst, welche Rolle das liebe Geld in Ihrer Partnerschaft spielt? Traurig, aber wahr – immer noch gibt es in Beziehungen sehr oft ein finanzielles Machtgefälle. Was bedeutet, dass die oder der eine mehr Geld nach Hause bringt als die oder der andere.

Gender Pay Gap: Oft sind es Männer, die mehr verdienen. Der Grund für die Einkommensunterschiede ist, dass sie nicht selten besser bezahlte Jobs haben. Frauen sind häufiger in sozialen Berufen tätig, wo die Verdienstspanne deutlich geringer ist. Der Gender Pay Gap, also die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern, liegt aktuell bei 18%.

Geld als Mittel zur Machtausübung

Einkommensunterschiede bergen das Risiko, dass wegen des Geldes in der Partnerschaft ein Machtgefälle entsteht. Wer mehr nach Hause bringt, hat die Entscheidungsgewalt und kann bestimmen, wie es in Sachen Finanzen läuft. Dazu kommt es nicht selten, wenn die Frau bei der Geburt eines Kindes ihre Karriere hintenanstellt und weniger arbeitet. Oder sie ihren Beruf für den Nachwuchs erst einmal aufgibt und der Mann der Alleinverdiener ist. Womit sie finanziell von ihrem Partner abhängig ist.

Der/die Allein- oder Besserverdienende legt beispielsweise häufig – ob bewusst oder unbewusst – fest,

  • ob das Paar eine neue Waschmaschine kauft oder die alte reparieren lässt,
  • wohin die nächste Urlaubsreise geht und ob man in einem Fünf-Sterne-Hotel oder in einer Frühstückspension wohnt,
  • wie oft im Monat Restaurantbesuche auf dem Programm stehen.

Finanzielle Abhängigkeit in Partnerschaft nicht per se schlecht

Aus Sicht der Wiesbadener Finanzpsychologin Monika Müller muss finanzielle Abhängigkeit in einer Partnerschaft nicht per se schlecht sein. „In einer guten Beziehung muss sich der eine auf den anderen verlassen können, auch beim Geld“, sagt Müller. Denn nicht nur in Phasen der Kindererziehung kommt es darauf an, füreinander einzustehen, sondern auch im Fall von Arbeitslosigkeit, Krankheit oder ähnlichen Widrigkeiten. Dann ist es von Vorteil, wenn der/die Partner*in das Minus ausgleichen kann.

Wichtig zu wissen: „Finanzielle Abhängigkeit wird dann zu einem Problem in der Partnerschaft, wenn die Person mit mehr Geld die andere gängelt“, sagt Müller. Ihr beispielsweise immer wieder vorhält, dass er/sie ja das Geld nach Hause bringt und dafür schwer schuftet oder ihr vorschreibt, was er/sie etwa für sich persönlich kaufen darf und was nicht. Ebenfalls nicht gut für die Partnerschaft ist es, wenn Geld mit Schmeicheleien oder gar Sex „erkauft“ wird. Das ist nicht nur demütigend für den „bettelnden“ Teil, es kann auch dem mehr verdienenden Teil das Gefühl geben, nur für sein Geld und nicht um seiner selbst willen geliebt zu werden.

Mit Finanzvertrag zu finanzieller Unabhängigkeit kommen

Finanzielle Abhängigkeit ist in einer Partnerschaft also oftmals gegeben. Nichtsdestotrotz ist aus Sicht von Finanzpsychologin Müller auch eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit in der Beziehung nötig. Wie kann hier eine Lösung aussehen? Müller rät, dass beide Partner*innen sich an einen Tisch setzen und ausloten: Was sind deine Bedürfnisse, wie viel Geld brauchst du wofür?

Beispiel: Bei einem Paar ist ein Mann der Alleinverdiener, seine Frau kümmert sich um den Nachwuchs und den Haushalt. „Der Mann ist also quasi im Außendienst des Unternehmens ‚eigene Familie‘ tätig und bringt Geld nach Hause, während die Frau im Innendienst als Familienmanagerin arbeitet“, so Müller. Das Paar kann sich nun darauf verständigen, dass er sein Gehalt mit ihr teilt und ihr für ihre Tätigkeit von seinem Verdienst Geld zur freien Verfügung überweist. Damit solche Überweisungen nicht nach Belieben erfolgen, können beide Seiten einen Finanzvertrag aufsetzen und unterschreiben.

Wie sich Einkommensunterschiede sonst noch ausgleichen lassen

Auch wenn beide arbeiten lassen sich Einkommensunterschiede ausgleichen, indem die besserverdienende der weniger gut verdienenden Person einen finanziellen Ausgleich zahlt. Oder einen Teil des erwirtschafteten Vermögens explizit auf den Namen der Partnerin oder des Partners umschreibt.

Das tut nicht nur der Beziehung gut, sondern kann auch Wertschätzung ausdrücken. Und letztendlich sorgt ein finanzieller Ausgleich für mehr Gerechtigkeit, denn auch Familienarbeit gehört bezahlt. „Ob mit oder ohne Ausgleich auf dem Konto, Ziel sollte in jedem Fall sein, dass beide Partner sich in finanziellen Dingen auf Augenhöhe begegnen“, so Müller.

Übrigens: Leider gibt es immer noch keine Lohngleichheit, selbst wenn Frauen und Männer ein und dieselbe Arbeit verrichten. Das hat offenbar auch etwas damit zu tun, wie Frauen bei Gehaltsverhandlungen auftreten. Dos und Don’ts für Arbeitnehmerinnen in Sachen Gehaltsverhandlungen lesen Sie in unserem Beitrag „Wie Frauen am besten ihr Gehalt verhandeln".

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