Wenn Geldsorgen das Leben bestimmen
So können Sie gegensteuern
Hohe Preise für Lebensmittel und Energie: Das Leben in Deutschland ist teuer geworden. Viele haben derzeit Geldsorgen, manche haben sich verschuldet. Solche finanziellen Nöte wirken sich auch aufs körperliche – und seelische – Wohlbefinden aus.
Was Geldsorgen im Körper auslösen
„Geldsorgen lösen im Körper zunächst eine Vorstufe von Stress aus“, erläutert die Wiesbadener Diplom-Psychologin und Finanzcoachin Monika Müller. Die Aufmerksamkeit richtet sich ganz zentral auf dieses Thema. Wer sich die Frage konstruktiv beantworten kann, wie den Geldsorgen beizukommen ist, für den oder die hat sich das Problem erledigt. Bei denjenigen aber, die feststellen, dass sie nichts tun können, macht sich Hilfslosigkeit breit. „Dann werden Geldsorgen zu einem echten Stressfaktor“, so Müller. Mit Auswirkungen auf die mentale Gesundheit. Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und Depressionen können die Folgen sein.
Mentale Gesundheit leidet
Dass Geldsorgen sich negativ auf die mentale Gesundheit auswirken, belegen auch Umfragen und Studien. Der digitale Finanzcoach Fabit und das Inkasso-Unternehmen coeo haben im Februar 2022 eine Online-Umfrage unter 364 Schuldner*innen durchgeführt. Die Ergebnisse:
- Mit 73,5% gibt ein Großteil der Schuldner*innen an, sich allein beim Gedanken an die Finanzen wie gelähmt zu fühlen.
- 60,9% berichten zudem von körperlichen Problemen wie Appetitlosigkeit, Schmerzen und Schlafstörungen.
- 58,9% der Befragten erklären, auch psychisch unter ihrer Situation zu leiden. Depressionen, Angstzustände und Burnout seien keine Seltenheit.
„Aber auch Trägheit, Traurigkeit und das Nichtvorhandensein von Zuversicht führen unweigerlich zu einem psychischen und emotionalen Erschöpfungszustand“, sagt Fabit-Gründer Ralf-Michael Schmidt.
Immer mehr Menschen sind betroffen
Die Zahl der Menschen, die über negative Auswirkungen von Geldsorgen auf ihre Gesundheit klagen, steigt offenbar. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag des Fintech Anyfin unter 1.013 Deutschen, die in der Zeit zwischen dem 22. Dezember 2022 bis 2. Januar 2023 erfolgte.
Demnach sagen 55% aller Befragten, dass sich ihre eigene finanzielle Lage negativ auf ihre Gesundheit auswirkt – 17% mehr als beim letzten YouGov/Anyfin-Report vom Juli 2022.
Übrigens: Mit 59% sind laut YouGov/Anyfin jüngere Menschen zwischen 18 und 34 Jahren am stärksten betroffen. Unter den 35- bis 54-Jährigen geben 51% an, dass sich ihre Finanzlage negativ auf ihr Wohlbefinden auswirkt.
Finanzieller Stress und Schulden beeinflussen alle Bereiche des Lebens
Geldsorgen und Schulden belasten nicht nur die mentale Gesundheit von Betroffenen – sie beeinflussen alle Bereiche des Lebens. „Der Stress hat einen zerstörerischen Einfluss auf die Beziehungen zu Freunden, Kollegen und innerhalb der Familie“, erläutert Fabit-Gründer Schmidt.
Zudem fällt es nach der YouGov/Anyfin-Umfrage jedem Sechsten schwer, über seine persönliche Finanzsituation zu sprechen; 11% empfinden sogar Scham für ihre finanzielle Situation. Dabei fehlt vielen auch der Überblick: Jedem Fünften fällt die Prognose schwer, wie viel Geld am Ende des Monats noch vorhanden ist, 18% sind nicht in der Lage, ihre Fixkosten zu benennen.
Geldsorgen möglichst erst gar nicht aufkommen lassen – so geht’s
Tipp 1: Beschäftigten Sie sich regelmäßig mit Ihren Finanzen und prüfen Sie, ob Wunsch und Realität noch übereinstimmen.
Tipp 2: Wenn das Geld knapp ist: Checken Sie, in welchen Bereichen Sie sparen können. Listen Sie hierfür alle Ausgaben wie Einnahmen auf einem Zettel auf und führen Sie genau Buch darüber, wann Sie wo wieviel Geld ausgegeben haben. Prüfen Sie, ob es zu der jeweiligen Ausgabe eine preisgünstigere Alternative gibt. Beispiel: Statt nachmittags in der Bäckerei etwas Süßes zum Kaffee zu kaufen, einen Kuchen selbst backen. Prüfen Sie vor dem Einkaufen die Online-Prospekte von Supermärkten auf Angebote.
Tipp 3: Sie merken, dass Sie in Ihren Geldangelegenheiten in eine Schieflage geraten sind und sind unsicher, wie sich das wieder ausgleicht? Scheuen Sie nicht davor zurück, sich Hilfe zu holen. Anlaufstellen können die Schuldnerberatung oder Verbraucherzentralen sein.