Vorsicht: Betrug bei der Wohnungssuche
Was Sie wissen müssen.
Deutschland ist ein Paradies für Geldwäsche. Hierzulande werden dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) zufolge pro Jahr geschätzt rund 100 Milliarden Euro gewaschen, von denen die Behörden nur knapp 1% ermitteln und beschlagnahmen. Die illegalen Praktiken machen sich auf dem Immobilienmarkt stark bemerkbar. Zu den Opfern zählen neben Wohnungssuchenden auch Eigentümer*innen von Wohnungen und Häusern.
Ziel von Geldwäsche
Kriminelle nutzen Geldwäsche, um aus Straftaten erzielte Einnahmen vor dem Staat zu verstecken. Sie stehen laut BMF oft in direktem Zusammenhang mit organisierter Kriminalität. Die Betrügenden können ihre illegalen Einnahmen nicht einfach auf ein Konto zahlen, da eine Bank Verdacht schöpfen und einen Nachweis verlangen könnte. Deshalb müssen sie die Herkunft des Geldes verschleiern.
Wie Geldwäsche funktioniert
Der Ursprung des Geldes wird nicht in einer einzelnen Handlung, sondern in einem Prozess verschleiert, so das Bundeskriminalamt (BKA). Nach dessen Erkenntnissen gehen die Kriminellen in drei Phasen vor:
- Platzierungsphase. Hierbei bringen sie das zu waschende Geld erstmals in den legalen Wirtschaftskreislauf ein. Dazu zahlen sie zum Beispiel viel Bargeld bei Kreditinstituten ein oder erwerben Immobilien in bar. Laut BKA ist das Risiko, entdeckt zu werden, in dieser Phase besonders hoch.
- Verschleierungsphase. Ziel ist es, illegal erworbenes Geld von seiner Quelle zu trennen, so die Papierspur zu verdunkeln und jede Verbindung zu dem ursprünglichen Delikt zu kappen. Um unentdeckt zu bleiben, führen die Kriminellen oft internationale Finanztransaktionen durch, bei denen das Geld in Bewegung bleibt. Dazu nutzen sie Schlupflöcher in den Rechtsvorschriften der jeweiligen Länder.
- Integrationsphase. In dieser Zeit gelangt Geld aus einer scheinbar legalen Quelle zurück zu den Kriminellen. Danach reinvestieren sie es in den legalen Wirtschaftskreislauf, indem sie zum Beispiel Luxusgüter, Immobilien und Firmenanteile erwerben.
Geldwäsche bei der Wohnungssuche
Geldwäsche ist laut einer Studie der Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland in der Immobilienbranche weit verbreitet. Typische Frauds, mit denen die Polizei oft zu tun hat:
- Kontoeröffnung durch Legitimierung: Wohnungssuchende reagieren auf ein ansprechendes Immobilieninserat. Sie werden dann von den angeblichen Vermietenden oder Hausverwaltenden aufgefordert, sich über ein Legitimationsverfahren zu verifizieren, um einen Termin für die Wohnungsbesichtigung erhalten. Doch über die Legitimierung eröffnen sie tatsächlich ein Girokonto, auf das nur die Kriminellen Zugriff haben und es für Betrug sowie Geldwäsche nutzen.
- Zahlungen vor Besichtigung: Wohnungssuchende werden nach der Kontaktaufnahme über ein Immobilieninserat von dem angeblich Vermietenden informiert, dass er gerade im Ausland ist und daher zur Wohnungsbesichtigung nicht da sein kann. Er bietet daher an, den Schlüssel für die Besichtigung per Post zu senden oder durch eine andere Person zu übergeben. Hierfür sollen die Suchenden vorab eine Kaution oder Zahlung leisten. Sie erhalten danach aber weder einen Schlüssel noch eine Reaktion.
- Fake-Mieter*innen: Eigentümer*innen von Immobilien sollten ebenfalls vorsichtig sein. Eine Masche: Betrügende mieten eine Wohnung an, zahlen die geforderte Kaution bar und kündigen den Mietvertrag rasch wieder. Falls die vermietende Person dann aufgefordert wird, die Mietkaution auf ein ausländisches Konto zu überweisen, könnte eine solche Transaktion der Geldwäsche dienen.
Immobiliensektor für Geldwäsche beliebt
Der deutsche Immobilienmarkt ist nach Angaben von Transparency Deutschland aus mehreren Gründen für Geldwaschende attraktiv:
- Die Bundesregierung geht zu wenig gegen Kriminelle vor. Das liegt vor allem an den geltenden Gesetzen und an der Ausstattung der Ermittlungsbehörden, die angesichts internationaler Finanzströme unzureichend sind.
- Zudem bleiben viele Immobilienmakelnde, Notar*innen und Anwält*innen untätig. Laut Geldwäschegesetz sollten sie sich eigentlich bei den Behörden melden, wenn ihnen eine Transaktion verdächtig vorkommt.
Ansätze für stärkere Bekämpfung der Geldwäsche
Ab 1. Januar 2024 will Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) ein Bundesfinanzkriminalamt aufbauen. Darin sollen bestehende Behörden ihre Kräfte bündeln, um auch komplexe Geldwäschefälle mit internationalen Verzweigungen bearbeiten zu können. Für den Immobiliensektor schlägt die Transparency Deutschland-Studie vor, Eigentumsstrukturen und Geldflüsse im Zusammenhang mit Immobilien auszuwerten. So könnten Experten zentrale Fragen wie die Rolle von anonymem Eigentum oder Bargeldzahlungen klären.
Wie Sie vorgehen können
Trotz großer Wohnungsnot sollten Sie sich bei der Suche nicht auf Legitimation, Kontoeröffnung, Vorabüberweisungen oder die Übermittlung sehr persönlicher Dokumente einlassen. Falls Sie, auch als vermietende Person, Opfer eines Betruges geworden sind: Erstatten Sie umgehend Anzeige bei der Polizei und wenden Sie sich an die involvierte Bank.