Alles rund um den Gender Pay Gap

Ursachen, Folgen, Maßnahmen

Aktuelles 4 min Lesedauer 13.03.2025
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Die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen, der Gender Pay Gap, zeigt, dass Frauen in puncto Entlohnung nach wie vor nicht gleichberechtigt sind. Ein Blick auf die Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) belegt: Im Schnitt haben Frauen 2024 in Deutschland 16 % weniger verdient als Männer. Wenn man Männer und Frauen in ähnlichen Jobs vergleicht, liegt der Einkommensunterschied bei 6 %.

Gender Pay Gap: Was ist das?

Mit dem Gender Pay Gap ist die geschlechtsspezifische Lohnlücke, also der Unterschied in der durchschnittlichen Bezahlung von Männern und Frauen gemeint. Dabei wird zwischen der bereinigten und der unbereinigten Lohnlücke unterschieden:

  • Unbereinigte Lohnlücke: Sie wird am Bruttostundenlohn aller erwerbstätigen Männer und Frauen bemessen und betrug 2024 laut Statistischem Bundesamt 16 %.
  • Bereinigte Lohnlücke: Der bereinigte Gender Pay Gap misst den Bruttostundenverdienst zwischen Männern und Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Lebensläufen. Strukturbedingte Faktoren, wie etwa Bildungsstand und Beschäftigungsumfang werden nicht berücksichtigt. 2024 lag er bei 6 %. Das bedeutet: Auch wenn Frauen und Männer exakt dieselbe Tätigkeit ausüben, verdienen Frauen im Schnitt weniger.
     

Die Ursachen des Gender Pay Gap

Die Lohnlücke hat multiple Ursachen. „Diese sind tief in unseren gesellschaftlichen Strukturen verwurzelt“, sagt die unabhängige Finanzexpertin und Gründerin des Female Finance Forum, Claudia Müller. „Der Hauptgrund liegt darin, dass in Berufen, in denen viele Frauen arbeiten, die Gehälter sinken.“ Dazu zählen etwa Berufe im sozialen Bereich. Diese geringe Bezahlung liege auch daran, dass traditionell „männliche“ Tätigkeiten als gefährlicher oder körperlich anstrengender wahrgenommen und daher höher bewertet werden. Die Arbeit mit Menschen, die oft von Frauen ausgeübt wird, erfahre dagegen weniger Anerkennung und werde schlechter bezahlt.

Weitere Ursachen der Gender Pay Gap sind laut Claudia Müller:

  • Frauen übernehmen den Großteil unbezahlter Sorgearbeit (Care-Arbeit), darunter Kindererziehung, Haushaltsarbeiten und Pflege von Angehörigen. Der Gender Care Gap lag laut Statistischem Bundesamt 2022 bei rund 44%.
  • Frauen werden generell seltener befördert: Nur rund 29% der Führungspositionen waren 2023 mit Frauen besetzt, wie das Statistische Bundesamt ermittelt hat
  • Auch Vorurteile und Diskriminierung spielen eine Rolle: „Studien zeigen, dass die Leistungsfähigkeit von Frauen oft geringer eingeschätzt und mit niedrigeren Löhnen bewertet wird als die von Männern“, so Müller.

Welche Folgen der Gender Pay Gap hat

Der Gender Pay Gap kann weitreichende Konsequenzen für Frauen haben. „Die Lohnlücke führt zu häufigeren Erwerbsunterbrechungen, mehr Teilzeitarbeit mit niedrigerem Gehalt und weniger Karrierechancen bei Frauen“, erklärt Claudia Müller. Führungspositionen in Teilzeit seien nach wie vor die Ausnahme.

Daraus resultiere oft finanzielle Unsicherheit und wirtschaftliche Abhängigkeit, sagt Anja Weusthoff, Abteilungsleiterin Frauen und Gleichstellungspolitik beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). „Frauen haben häufig nicht genug Einkommen, um langfristig für sich selbst oder ihr Kind zu sorgen, insbesondere bei Arbeitslosigkeit oder Ruhestand.“ Denn ein geringes Einkommen im Erwerbsleben (Gender Lifetime Earnings Gap) wirkt sich auf die Alterssicherung aus: „Der Gender Pay Gap verursacht Altersarmut, da Frauen weniger in die Rentenkassen einzahlen und somit geringere Rentenansprüche haben“, erklärt Anja Weusthoff vom DGB. Die Rentenlücke (Gender Pension Gap) lag laut UN Woman Deutschland 2023 bei rund 27 %. Damit gilt jede fünfte Frau ab 65 Jahren in Deutschland als armutsgefährdet.

Wie lässt sich die Lohnlücke schließen?

Um die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen zu verringern, sind mehrere Ansatzpunkte im Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erforderlich. „Darunter eine höhere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen in sozialen und pflegerischen Berufen“, sagt Claudia Müller. „Außerdem sollten Mädchen und Jungen gleichermaßen für MINT-Fächer begeistert werden, um Geschlechterstereotype in der Berufswahl abzubauen.“

Anja Weusthoff vom DGB sieht zudem eine vollständige Umsetzung der EU-Entgelttransparenzrichtlinie als eine wichtige Stellschraube. „Mittels Berichtspflichten und Prüfverfahren werden Lohndiskriminierungen offengelegt und Entgelttransparenz vorangetrieben.“

Weitere Schritte, die laut DGB notwendig sind:

  • Mehr Investitionen bei der Kinderbetreuung und für Pflegebedürftige, um die Sorgearbeit gerechter zu verteilen und Frauen mehr Erwerbsarbeit sowie flexiblere Arbeitszeiten zu ermöglichen.
  • Erhöhung des Mindest- und der Höchstbetrags des Elterngeldes.

„Die Förderung von Frauen in Führungspositionen und die Stärkung der finanziellen Bildung von Frauen sind weitere Maßnahmen, die erforderlich sind, um die Lohnlücke nachhaltig zu reduzieren“, sagt Claudia Müller.

Kurzum: Der jährliche „Equal Pay Day“ reicht nicht aus, um eine Gleichstellung zu erreichen.

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