Gender (Tax) Gap beim Erben

Auch hier haben Frauen Nachteile

Steuern 4 min Lesedauer 23.01.2024
Gender Tax Gap

In der Arbeitswelt verdienen Männer im Durchschnitt immer noch deutlich mehr als Frauen - das wird als Gender Pay Gap bezeichnet, als Gehaltsunterschied zwischen den Geschlechtern. Doch auch in anderer Hinsicht sind Frauen finanziell im Nachteil: Eine im April 2023 veröffentlichte Studie zeigt ein Geschlechtergefälle, wenn in wohlhabenden Familien Vermögen von der einen auf die nachfolgenden Generationen übergeht.

Demnach erben Männer durchschnittlich deutlich mehr und bekommen auch mehr Schenkungen als Frauen. Die Verantwortlichen der Studie, Daria Tisch und Manuel Schechtl, sprechen hier von einem Gender Gift Gap.

Frauen erben weniger und zahlen dennoch mehr Erbschaftssteuer

Laut der Studie erhalten Frauen

  • insgesamt 37% weniger Schenkungen und
  • 13% weniger Erbschaften.
  • Der Wert der Frauen zugedachten Erbschaften ist um 7% geringer als der Wert bei Männern.

Eigentlich müssten Frauen dann auch weniger Erbschaftssteuer zahlen – je geringer der Wert des Erbes, desto geringer die Steuer. Tatsächlich zahlen Frauen im Durchschnitt aber laut Studie etwas mehr Erbschaftsteuer – nämlich 4,4%, während Männer 4,3% entrichten.

Unterschiede auch bei der Schenkungssteuer

Die Steuerpolitik benachteiligt der Studie zufolge Frauen auch bei der Schenkungssteuer. Männer zahlen demnach im Durchschnitt 2,5%, Frauen dagegen 3%. Was theoretisch nach wenig klingt, kann unter Umständen viel ausmachen: Gibt es beispielsweise eine hohe Schenkung im Wert von 500.000 Euro an einen Mann sowie an eine Frau, zahlt sie bei diesem Volumen und andern Steuersätzen 3.250 Euro mehr an den Fiskus als ein Mann. Doch wie kann das sein?

Männer erben Unternehmen, Frauen eher Immobilien

Frauen bekommen laut der Studie zumeist andere Schenkungen als Männer. Frauen erhalten eher Immobilien oder Wertgegenstände wie Aktien oder Bargeld. An Männer gehen oft eher das Familienunternehmen oder Betriebe in Land- und Forstwirtschaft. Weil Unternehmen steuerlich viele Vorteile haben, kommen Männer stärker in den Genuss von Steuerbefreiungen. So sind Betriebe nicht selten bis zu 100% von der Erbschaftssteuer befreit. Töchter hingegen müssen das an sie Geerbte, etwa Bargeld, höher versteuern – worin sich der Gender Tax Gap zeigt.

Übrigens: Auch die steuerlichen Freibeträge beim Schenken und Vererben tragen zum Gender Tax Gap bei. Bei der Schenkungssteuer gewährt der Fiskus den nächsten Verwandten wie den Kindern alle zehn Jahre einen Freibetrag von 400.000 Euro. Weil der Studie zufolge Männer öfter teurere Schenkungen zugesprochen bekommen, profitieren sie auch stärker von diesen Freibeträgen als das weibliche Geschlecht.

Traditionelle Denkmuster fördern Geschlechtergefälle beim Erben

Der Grund, weshalb Männer eher den Betrieb und Frauen eher Immobilien oder Bargeld bekommen, liegt nach Einschätzung des Forscherduos Daria Tisch und Manuel Schechtl nicht selten an traditionellen Denkmustern. Aufgrund konservativer Prägung sei es in vielen vermögenden Familien üblich, Söhne möglichst frühzeitig auch durch Schenkungen an den Familienbetrieb heranzuführen, weil sie irgendwann an der Spitze des Unternehmens stehen sollen.

Eine Sichtweise, die sich mit den Erfahrungen des Bonner Fachanwalts für Erbrecht sowie Steuerrecht, Eberhard Rott, deckt. „Das, was sich Erblasser im Laufe eines Lebens mit ihrem Unternehmen erarbeitet haben, wollen sie einem männlichen Nachkommen übertragen, weil es oft in all den Generationen davor genauso war“, sagt Rott. Dass es bei Landbetrieben der Sohn ist, der den Hof erbt, sei ebenfalls eine uralte Tradition. „Das hat womöglich auch etwas mit der körperlichen Konstitution zu tun“, erklärt Rott, der Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Testamentsvollstreckung und Vermögensvorsorge e.V. ist. Denn harte Arbeit auf dem Land, die ein Hofbesitzer leisten muss, werde offenbar eher Männern als Frauen zugetraut.

Lichtblick! Rott sieht aber auch Anzeichen dafür, dass traditionelle Denkmuster sich allmählich aufweichen. Schließlich gibt es mittlerweile immer mehr Frauen, die einen Betrieb oder Hof leiten – und das sehr erfolgreich. „Wir sind auf dem Weg der Gleichberechtigung – wenn auch nur in kleinen Schritten.“

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