Genussscheine: Renditebringer mit Haken?

Das sollten Sie wissen

Geldanlage 4 min Lesedauer 07.12.2023
Genussscheine

Genussscheine bieten Anlegenden Renditen, die oft über dem allgemeinen Zinsniveau liegen. Sie erscheinen daher verlockend, doch sie haben auch Haken.

Was ist ein Genussschein?

Mit einem Genussschein leihen Sie einem Unternehmen Geld, ohne direkt daran beteiligt zu sein. Das Unternehmen nutzt dieses zusätzliche Kapital zum Beispiel dafür, seine Forschung und Entwicklung zu finanzieren. Die Scheine sind eine Mischung aus Aktien und Anleihen. Wenn Sie in diese Anlageform investieren, haben Sie Anspruch

  • am Gewinn des Unternehmens teilzuhaben – ähnlich wie bei Aktien.
  • auf Rückzahlung des Nominalwerts (Nennbetrag). Das heißt: Das Unternehmen muss Ihr eingesetztes Kapital vollständig zurückzahlen – ähnlich wie bei Anleihen.

Welche Arten gibt es?

Genussscheine sind eine als Wertpapier verbriefte Form eines Genussrechts und somit in der Regel an der Börse oder im außerbörslichen Handel handelbar. Sie werden als Inhaberpapiere, Orderpapiere oder Namenspapiere (früher Rektapapiere) ausgegeben. Sie unterscheiden sich zum Beispiel durch eine

  • feste und variable Laufzeit.
  • fehlende oder vorhandene Mindestverzinsung und/oder erfolgsabhängige Gewinnbeteiligung.
  • feste oder variable Verzinsung.
  • Wandlungsoption: Zuweilen können Genussscheine in Aktien oder andere Wertpapiere des Unternehmens umgewandelt werden.

Was macht Genussscheine attraktiv?

Genussscheine bieten die Chance, höhere Renditen als mit anderen Anlagen zu erzielen – 5% p.a. Zinsen oder mehr bieten Unternehmen den Anlegenden. Im besten Fall können Sie gleich doppelt profitieren:

  • Sie haben einen Anspruch auf eine Ausschüttung, deren Betrag sich aus dem Bilanzgewinn des Unternehmens ergibt. Daher erhalten Sie die regelmäßige Zahlung am Ende eines Geschäftsjahres. Die Rendite ist meist höher als bei Anleihen.
  • Mit Genussscheinen sind Kursgewinne erzielbar.

Wo liegen die Risiken dieser Anlageklasse?

Emittenten, also die Herausgebenden, können die Ausgabebedingungen sehr frei gestalten und Details der Scheine je nach Finanzierungsbedürfnissen individuell festlegen. Wer in Genussscheine investiert, muss vor allem Folgendes in Kauf nehmen:

  • Sie haben üblicherweise keine Aktionärsrechte wie Stimm- und Mitwirkungsrechte in Hauptversammlungen oder Gesellschafterversammlungen.
  • Da Ausschüttungen am Firmengewinn gebunden sind, kann es diese bei einem Bilanzverlust aussetzen. Kehrt das Unternehmen später wieder in die Gewinnzone zurück, haben Sie zwar bei etlichen Genussscheinen einen Anspruch auf Nachzahlung, aber nicht bei allen. Dieser besteht zudem in der Regel nur während der Laufzeit des Papiers.
  • Der Markt für Genussscheine ist deutlicher kleiner als der für Anleihen, zudem ist die Stückzahl meist geringer. Das erschwert es Ihnen, die Wertpapiere kurzfristig und zu einem guten Kurs zu kaufen oder zu veräußern. Beim vorzeitigen Verkauf kann der Kurswert unter dem Nennwert des Genussscheins liegen – Ihnen drohen Verluste.
  • Bei einer Insolvenz oder Liquidation des Unternehmens werden die Forderungen der Genussschein-Besitzer*innen nach denen der Gläubiger*innen bedient – ein Totalverlust des Investments ist möglich. Viele Anlegende sind sich laut Verbraucherzentrale Baden-Württemberg dieses Risikos nicht bewusst.

Wie Sie bei der Auswahl vorgehen?

Bevor Sie in Genussscheine investieren, sollten Sie sich genau über das Unternehmen und die Bedingungen informieren. Ein Prospekt mit Inhalten zum Genussschein muss von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gebilligt sein. Sie stellt sicher, dass der Prospekt keine widersprüchlichen Aussagen aufweist. Diesen sollten Sie laut BaFin unbedingt zu Ihren Unterlagen nehmen, da es sich um ein zentrales Haftungsdokument handelt. Mögliche Ansprüche können Sie vor den Zivilgerichten geltend machen.

Lesen Sie zudem möglichst alle Neuigkeiten zum Unternehmen, darunter Ad-hoc-Mitteilungen auf der Firmen-Webseite oder online im Unternehmensregister. Denn oft geht die Rendite von Genussscheinen mit dem Geschäftserfolg einher.

Tipp: Sind Sie bei Ihrer Geldanlage eher sicherheitsorientiert? Dann mischen Sie Genussscheine Ihrem Depot höchstens bei. Berechnungen der Rendite sind nur bei Papieren mit festgelegter Ausschüttung und vorab fester Laufzeit möglich. Meist steht die Rendite – anderes als bei Sparbrief, Tages- oder Festgeld – nicht von vornherein fest. 

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