Die spannende Geschichte des Geldes

Vom Schneckenhaus zu Krypto-Assets

Finanzwissen 6 min Lesedauer 18.06.2024

Geld ist aus der Gesellschaft nicht wegzudenken – auch wenn im heutigen oft bargeldlosen Zahlungsverkehr die Münzen und Scheine immer weniger sichtbar werden. Dabei ist Geld beziehungsweise ein Zahlungsmittel keineswegs eine Erfindung der Neuzeit. Im Gegenteil: Die Geschichte des Geldes ist viele Jahrtausende alt. Und auch schon bevor die ersten Münzen ihre Besitzer wechselten, gab es Zahlungsmittel – wenn auch ganz andere als heutzutage.

Ihre Anfänge nahmen die Zahlungsmittel im Tauschhandel, als die Menschen in der Steinzeit merkten, dass es Sinn macht, nicht nur für sich selbst zu jagen und zu sammeln, sondern auch zu tauschen. Dabei wurde zunächst Ware gegen Ware – also etwa Fell gegen Waffe – getauscht. „Fand sich kein direkter Tauschpartner, waren manchmal lange Tauschketten nötig, bis jeder bekam, was er brauchte“, erklärte Carl-Ludwig Thiele, ehemaliges Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank in einem Vortrag über die Bedeutung des Bargelds. „Schon früh kamen die Menschen daher auf die Idee, beim Handeln ein allgemein anerkanntes Tausch- und Zahlungsmittel zwischenzuschalten: Geld.“

Was galt früher als Geld?

Bei der Einführung der ersten Zahlungsmittel handelte es sich laut Österreichischer Nationalbank um sogenannte prämonetäre Zahlungsmittel. Die Deutsche Bundesbank bezeichnet es in einer Broschüre als „Warengeld“. So bezahlten die Menschen etwa mit tierischen Produkten wie Fellen oder Zähnen, Mineralien, Pflanzen und im Lauf der Zeit auch mit Metallen. In manchen Regionen waren auch Muscheln oder Schneckenhäuser beliebt – die schön glänzenden Schneckenhäuser der Kaurischnecke wurden laut Nationalbank fast 4.000 Jahre zum Bezahlen verwendet. In anderen Regionen wiederum wurde mit Salz oder Kakaobohnen gehandelt. So unterschiedlich die Zahlungsmittel auch waren, sie alle waren lang haltbar und gut lagerbar, waren sehr begehrt und wurden dadurch wertvoll.

Die ersten Münzen entstanden in der heutigen Türkei

Auch wenn sich die verschiedenen Warengelder um teils mehrere Jahrtausende hielten, so hatten sie einen großen Nachteil: Sie waren nicht direkt vergleichbar. Und selbst dort, wo bereits mit Metallstücken bezahlt wurden, waren diese unterschiedlich groß und schwer. Die ersten vergleichbaren Münzen wurden schließlich Mitte des 7. Jahrhunderts vor Christus im Königreich Lydien in der heutigen Türkei hergestellt. Laut Bundesbank waren es damals noch Metallklümpchen, die mit einer Prägung versehen wurden. Im Laufe der Zeit wurden die geprägten Metallstücke zunehmend breiter, flacher und immer besser gerundet. Die Idee von genormten und geprägten Münzen verbreitete sich schnell, die Griechen und Römer zogen nach.

Dabei unterscheidet man Kurant- von Scheidemünzen: Während bei Kurantmünzen ihr Metallwert auch dem Nominalwert entspricht, so liegt der Wert einer Scheidemünze deutlich über ihrem Materialwert. Das moderne Münzgeld heutzutage besteht überwiegend aus Scheidemünzen.

Papiergeld entstand in China

Papiergeld hat im Unterschied zu Münzen kaum einen Warenwert. Erstmals hergestellt und genutzt wurde es in China. „Die ältesten Überlieferungen zu Papiergeld in China stammen aus der Zeit um 1024 nach Christus“, sagt Thiele.  „Es handelte sich dabei um Quittungen für hinterlegtes Metallgeld, die als Zahlungsmittel verwendet wurden.“ Bis sich diese Zahlungsform in Europa durchsetzte, verging einige Zeit.  Erst im 17. Jahrhundert verbreiteten sich Banknoten. „Notenbanken kauften Gold und Silber, aber auch Wechselbriefe der Kaufleute an und gaben dafür im Gegenzug Banknoten aus. Wer bei der Bank die Banknote einlösen wollte, bekam den Betrag der Note jederzeit in Edelmetall ausgezahlt“, heißt es bei der Bundesbank. Im 19. Jahrhundert wurde zur allgemeinen Wertsicherung der Goldstandard eingeführt, der den Wert der Münzen und Scheine an den Wert von Gold band.

Zentralbanken haben die Kontrolle über Geldwert und -umlauf

Zu Beginn der 1930er-Jahre lösten sich die meisten Staaten vom Goldstandard. Da Papiergeld theoretisch unbegrenzt hergestellt werden kann, haben die staatlichen Zentralbanken die Kontrolle über den Geldumlauf bekommen – sie sind auch dafür zuständig, den Wert des Geldes zu sichern. Mit der Einführung des Euros im Jahre 1999 hat in der Währungsunion das Eurosystem diese Kontrolle übernommen – die Organisation besteht aus der Europäischen Zentralbank und den nationalen Zentralbanken der Euro-Länder.

Im 20. Jahrhundert etablierte sich neben den Banknoten und Münzen auch das Buch- oder Giralgeld. Dieses Geld ist nur in den Kontobüchern der Banken verzeichnet. Bei den Girobanken konnten Kaufleute Konten eröffnen, um dann Guthaben von Konto zu Konto zu bewegen. Zugleich begannen die Banken, ihren Kunden über Kredite zusätzliches Buchgeld zur Verfügung zu stellen.

Digitale Zahlungsmittel werden immer mehr

Im Laufe der Jahre hat sich das stofflose Geld durchgesetzt – längst nicht nur auf den Konten, sondern auch beim Bezahlen. 1950 wurde in den USA die erste Kreditkarte ausgegeben, der elektronische Zahlungsverkehr begann Anfang der 70er Jahre, im Jahr 2021 machten laut der Broschüre Zahlen & Fakten rund ums Bargeld der Bundesbank die Barzahlungen nur noch knapp 30 Prozent aller Zahlungsmittel in Deutschland aus.

Bundesbank: Krypto-Assets sind kein offizielles Geld

Für viel Wirbel hat in den letzten Jahren eine ganz neue Kategorie von Zahlungsmittel gesorgt: Krypto-Assets, die laut Bundesbank fälschlicherweise auch als Kryptowährungen bezeichnet werden. Diese digital erzeugten Wertmarken werden in Computernetzwerken geschaffen, sind rein digital verfügbar und wollen ein von staatlichen Institutionen und Geschäftsbanken unabhängiges Zahlungsmittel sein. Das bekannteste Krypto-Asset ist der Bitcoin, der Zahlungen von Privatpersonen an Privatpersonen ermöglicht.
 

Laut Bundesbank sind die Krypto-Assets jedoch vor allem ein Instrument der spekulativen Geldanlage: Der häufig verwendete Begriff Krypto-Währung klingt nach offiziellem Geld. Dem ist aber nicht so: Hinter den Krypto-Assets steht keine staatliche Zentralbank, es gibt keine gesetzliche Grundlage und keine staatliche Regulierung, die die Stabilität und Akzeptanz gewährleistet. Somit besteht auch kein Anspruch darauf, dass jemand eine Zahlung mit einem Krypto-Asset akzeptieren muss.

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