Globaler Handel
Im- und Export rund um die Welt
Kleidung aus Fernost, Obst aus Südeuropa, Rindfleisch aus Argentinien – internationale Produkte sind für die meisten von uns im Alltag selbstverständlich geworden. Doch wie ist der globale Warenhandel eigentlich entstanden? Und wohin entwickelt er sich?
Wein und Tuch sind die Vorzeigegüter, mit denen die Vorteile des internationalen Handels gerne erklärt wird: Portugal hat traditionell gute Bedingungen für den Weinanbau, England gehörte in den Jahren nach der industriellen Revolution zu den großen Produzenten von Textilien. Statt dass beide Staaten sich an beiden Waren versuchten, konzentrierten sie sich auf ihre Stärke, exportierten einen Teil ins Nachbarland und importierten von dort das jeweils andere Gut. Der Handel mit dem anderen Land sichert somit die Versorgung mit dem selbst nicht mehr produzierten Produkt.
Arbeitsteilung ist eine entscheidende Grundlage des globalen Handels. Vereinfacht gesagt setzen Staaten auf ihre Schwerpunkte, von Technologie-Know-how über niedrige Lohnkosten oder günstige klimatische Bedingungen bis zum Zugang zu Rohstoffen. Die so erstellten Produkte exportieren sie in Regionen, die darin weniger stark sind. Güter, bei denen sie selbst schwächer aufgestellt sind, gleichen sie durch Importe aus.
Die Realität ist freilich um einiges komplexer. Neben Rohstoffen, Vorprodukten und Gütern werden auch Dienstleistungen rund um den Globus gehandelt. Hinzu kommen Kapital und Arbeitskräfte, die Volkswirtschaften miteinander austauschen.
Freihandelszonen: Erleichterung und Hindernis zugleich
Der Abbau von Zöllen und anderen Handelshemmnissen hat seit der Mitte 20. Jahrhunderts die Internationalisierung und Globalisierung der Weltwirtschaft erheblich vorangetrieben. Die Exporte sind über Jahre weltweit kräftig gewachsen, nicht nur in absoluten Volumina, sondern auch im Verhältnis zum globalen Bruttoinlandsprodukt (BIP). Es galt der handelspolitische Grundsatz, dass engere Verflechtung und mehr globaler Warenaustausch den Wohlstand fördern.
Allerdings haben nicht alle Weltregionen gleichmäßig davon profitiert – nicht zuletzt wegen der wachsenden Bedeutung regionaler Freihandelszonen. Innerhalb dieser Regionen gibt es praktisch keine Handels- oder Transporthindernisse. Anders sieht es an den Außengrenzen der Freihandelszonen aus, wo diverse Hemmnisse den Handel erschweren oder verteuern können. Die Mitglieder eines Freihandelsraums vertreten dabei ihre Interessen gemeinsam gegenüber Drittstaaten außerhalb. Für bestimmte Warengruppen, etwa High-Tech- oder Agrarprodukte, können zum Beispiel Mengengrenzen eingeführt werden. Administrative Anforderungen machen Importe komplizierter. Auch Zölle sind eine oft gewählte Maßnahme, beispielsweise um eigene Wirtschaftszweige zu schützen.
Die am tiefsten integrierte Freihandelszone ist die Europäische Union mit ihren heute 27 Mitgliedstaaten. Sie ist zusätzlich Zollunion und hat unter anderem innerhalb ihrer Grenzen Freizügigkeit vereinbart, um auch den Austausch von Arbeitskräften zu fördern.
Andere regionale Zusammenschlüsse sind:
- das nordamerikanische United States Mexico Canada Agreement (USMCA)
- Mercorsur in Südamerika
- Asean in Südostasien und
- das Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-Pacific Partnership (CPTPP).
Welthandelsorganisation: Regeln und Standards für alle
Einen etwas anderen Ansatz verfolgt die Welthandelsorganisation (World Trade Organisation, WTO), in der 1995 eine Reihe von Handelsabkommen zusammengefasst wurden. Die 164 Mitgliedsstaaten versuchen unter diesem Dach, sich auf Regeln und Standards für den Welthandel zu einigen. Die Aufnahme Chinas 2001 hat dem globalen Handel noch einmal einen kräftigen Schub verliehen. Doch seither ist der multilaterale Ansatz ins Stocken geraten, nicht zuletzt weil er immer heftigeren Gegenwind von Globalisierungsgegnern erfährt.
Zusätzlich hat die klassische Handelspolitik in den vergangenen Jahren an Bedeutung verloren. Globaler Handel und Freihandelsabkommen sind immer mehr zum Instrument von Außen- und Sicherheitspolitik geworden:
- Großbritannien hat sich per Brexit aus der Europäischen Union verabschiedet, mit der Begründung, mehr Kontrolle über die eigenen Grenzen ausüben zu wollen.
- Der Handelsstreit zwischen den USA und China eskaliert seit Jahren.
- Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine haben sich nur eine Auswahl vor allem westlicher Staaten zu den vorgeschlagenen Sanktionen, viele davon auf den Außenhandel ausgerichtet, bekannt.
Die Entwicklungen führen dazu, dass das Wachstum des Welthandels erheblich ausgebremst wurde. Fachleute sprechen von einer zunehmenden Fragmentierung. Statt mit fortschreitender Globalisierung und engeren Verflechtungen weltweit rechnen sie mit einer Zersplitterung des Welthandels. Für die Volkswirtschaften sind das keine guten Nachrichten – denn an der Überzeugung, dass globaler Handel grundsätzlich den Wohlstand fördert, hat sich nichts geändert.