Grauer Kapitalmarkt: Lassen Sie sich nicht von hohen Renditen blenden
Die Werbung klingt verheißungsvoll: „5,75 % Festgeldzinsen“, „Öko-Festzins ab 3,5 %“ oder „Grüner Festzins 3,5 % bis 7,5 %“. Mit solchen und anderen Angeboten, die fernab vom marktüblichen Zinsniveau sind, locken viele Finanzdienstleister.
Privatanlegerinnen und -anleger lassen sich häufig von derart hohen Renditen, die auch noch mit dem Versprechen von „Sicherheit“ einhergehen, blenden. Wobei ihnen oft nicht klar ist, dass sich hinter den vermeintlichen Festgeldern eigentlich Nachrangdarlehen, Unternehmensbeteiligungen, Anleihen und andere Produkte des Grauen Kapitalmarktes verbergen. Und solche Anlagen sind genau das Gegenteil von sicher, nämlich in der Regel höchst riskant. Das kann, wenn es schlecht läuft, sogar dazu führen, dass Anlegerinnen und Anleger ihr gesamtes investiertes Geld verlieren.
- Gut zu wissen: „Nicht alle Angebote aus dem Bereich des Grauen Kapitalmarkts sind per se unseriös“, schreibt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) auf ihrer Internetseite. Anlegerinnen und Anleger sollten sich aber ihr Investment gut überlegen und sich darüber im Klaren sein, dass es womöglich besondere Risiken gibt. Verbraucherschützende raten indes: Finger weg von Produkten auf dem Grauen Kapitalmarkt!
Das verbirgt sich hinter dem Grauen Kapitalmarkt
Finanzprodukte auf dem Grauen Kapitalmarkt sind nicht verboten. Aber: Sie stehen nicht unter der Aufsicht der BaFin. Für Verbraucherinnen und Verbraucher, die sich für solche Investments interessieren, ist das problematisch. „Es findet keine Risikobewertung wie an regulierten Handelsplätzen statt“, sagt Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen. Deshalb sei es nicht möglich, Rückschlüsse von der versprochenen Rendite auf das Anlagerisiko zu ziehen.
Weitere Risiken:
- Es erfolgt keine Kontrolle mit Blick auf Seriosität und Bonität der Anbieter.
- Ob das Geschäftsmodell, auf dem das angepriesene Finanzprodukt aufbaut, wirtschaftlich tragfähig ist, ist offen.
- Anlegerinnen und Anleger können, wenn überhaupt, nur sehr eingeschränkt ihre Anlage weiter verkaufen, da zumeist keine Handelsmöglichkeit an einem geregelten Markt vorliegt.
Besonders gefährlich aus Sicht von Oelmann: „Oftmals suchen Verbraucher sichere Anlagen, treffen aber auf Angebote, in denen Chancen und Risiken nicht ausgewogen dargestellt sind.“ Die Werbung für Produkte des Grauen Kapitalmarkts sei häufig intransparent.
Wie Sie unseriöse Anbieter erkennen können
Sie möchten Ihr Geld gut investieren, fragen sich aber, woran unseriöse Anbieter zu identifizieren sind? Es gibt einige Faktoren:
- Auffallend hohe Rendite: Machen Sie einen Bogen um Angebote mit außergewöhnlich hohen Renditen oder dauerhaft passivem Einkommen. „Solche Finanzprodukte sind in aller Regel mit einem extrem hohen Risiko verbunden“, warnt Oelmann.
- Infos über den Anbieter: Ein absolutes Muss ist es, sich den Anbieter genau anzuschauen. Gibt es eine Website mit einem Impressum? Existieren Berichte über undurchsichtige Geschäftspraktiken? „Gut ist es, so viele Infos wie möglich über den Anbieter zu sammeln“, so Oelmann.
- Sitz im Ausland: Vorsicht ist auch angesagt, wenn der Vertragspartner seinen Sitz im Ausland hat. Laut BaFin gestaltet es sich bei internationalen Vertragspartnern oftmals schwierig, Ansprüche geltend zu machen. Anlegerinnen und Anleger, die erst einmal Geld auf ein Konto im Ausland überwiesen haben, können es häufig im Zweifelsfall nicht mehr zurückfordern.
- Dubiose Vertriebsmaschen: Wer unaufgefordert zum Beispiel via Telefon oder per Email kontaktiert wird, ohne zuvor Interesse an dem Produkt gezeigt zu haben, sollte misstrauisch sein. Lassen Sie sich keinesfalls von Beschäftigten eines Callcenters zu Investitionen überreden.
Was im Beratungsgespräch wichtig ist
Oftmals sind es Finanzdienstleister, die Anlegerinnen und Anlegern ein vermeintlich lukratives Investment in einem persönlichen Beratungsgespräch unterbreiten. „Dabei machen viele Dienstleister ihrem Gegenüber tolle Versprechen und legen schöne Grafiken mit nach oben strebenden Kurven vor“, sagt Oelmann. Das sei die bisherige Entwicklung, heißt es in solchen Gesprächen, das sei ein 1A-Papier, mit dem quasi nur gewonnen werden könne. Seien Sie jedoch vorsichtig. „Die Angebote sind oft völlig intransparent, die Geschäftsmodelle unverständlich“, so Oelmann. Ihre Tipps:
- Investieren Sie nur in Produkte, die Sie verstehen.
- Überlegen Sie sich vor einem Beratungsgespräch, welche Ziele Sie haben und wie viel Risiko Sie tragen wollen und können.
- Achten Sie auf die Kosten.
- Vergleichen Sie immer mehrere Angebote miteinander und streuen Sie die Risiken.
- Unterschreiben Sie niemals sofort.
- Zeigen Sie stets eine gesunde Skepsis gegenüber der verkaufenden Person.