Haushaltskasse: Wer trägt wie viel bei?
Tipps für Paare, Familien und WGs
„Über Geld spricht man nicht“, hieß es früher. Ein Trugschluss, weiß man heute. Dennoch fällt es vielen Paaren schwer, sich über das Thema auszutauschen. Woran liegt das? „Es wirkt auf den ersten Blick kalt und lieblos“, sagt Luciana Obermann, Familien- und Paartherapeutin aus Kiel. „Zudem vermeiden viele Paare das Thema aus Angst vor Konflikten.“
Doch wer offen über Geld spricht, kann eben jene Konflikte vermeiden. Und: Mit einer Haushaltskasse lassen sich Finanzen fair aufteilen. Aber wie lässt sich das so regeln, dass sich alle im Haushalt gerecht behandelt führen?
So regeln Paare ihre Haushaltskasse fair
Um die Haushaltskasse fair zu regeln, „sollten sich Paare, ob mit oder ohne Kind, zunächst einige Fragen stellen und ehrlich beantworten“, rät Therapeutin Luciana Obermann:
- Einkommen: Welchen wirtschaftlichen Rahmen haben wir?
- Karriere: Wer arbeitet wie viel?
- Familie: Wollen/haben wir Kinder? Wenn ja: Wer übernimmt wie viel Care-Arbeit?
- Finanztyp: Welcher Typ bin ich? Der hedonistische, der gerne Geld für Restaurants und Konzertbesuche ausgibt, oder der Spar- und Sicherheitstyp, der lieber einen Notgroschen zu viel als zu wenig auf dem Konto hat?
- Paarfinanzen: Welcher Kontotyp bin ich? Hat jede*r ein eigenes Konto, liegt ein Dreikontenmodell oder ein Gemeinschaftskonto vor?
„Im Zweifel gilt es, Kompromisse zu finden; etwa, wenn die Ansichten über Geld gegensätzlich sind“, sagt Obermann. „Und dann muss geprüft werden, wie jede*r die eigenen Bedürfnisse erfüllen kann, sodass beide Partner damit leben können.“
Auch wenn bereits feststeht, welcher Anteil des zur Verfügung stehenden Budgets in die Haushaltskasse fließt, sollten beide Partner dies regelmäßig hinterfragen und bei Unstimmigkeiten die Aufteilung der Haushaltskasse anpassen.
Aufteilung des Einkommens fair regeln
Lebt ein Kind im Haushalt, lassen sich zwei verschiedene Einkommen beispielsweise mit Hilfe eines Dreikontenmodells gerecht in eine Haushaltskasse einzahlen. Wie das geht, erklärt Dr. Sally Peters, geschäftsführende Direktorin des Instituts für Finanzdienstleistungen (iff) in Hamburg: „Eine Option ist, dass beide Einkommen und das Kindergeld auf ein Konto gehen und davon jeweils ein fester Betrag auf das persönliche Konto fließt.“
Und wie sieht es mit der Care-Arbeit aus? „Beide Elternteile sind grundsätzlich für die Kinderbetreuung verantwortlich“, sagt Peters. Arbeite also die eine Person Vollzeit, gehe das nur, weil die andere auf das Kind aufpasse. „Das sollte finanziell berücksichtigt werden.“
Den Haushalt nach „Talenten“ aufteilen
Laut einer aktuellen Studie bringen Frauen mehr Zeit für Hausarbeit und Kinderbetreuung auf als Männer. Diese wiederum kommen auf ein höheres Erwerbsstundenkonto. Wie lässt sich diese Kluft ausgleichen?
Luciana Obermann rät dazu, die Haushaltskasse nicht nur nach Einnahmen und Ausgaben zu regeln, sondern auch die Aufgaben im Haushalt und bei der Kinderbetreuung klar aufzuteilen. „Es macht Sinn, den Haushalt nach „Talenten“ aufzuteilen. Das ist höheres Management, weil man alles im Blick haben muss. Also sollte jede*r den Part übernehmen, der ihr oder ihm am besten liegt – und dann für alles, was damit zusammenhängt, verantwortlich sein.“ Durch die klare Aufteilung können, so Therapeutin Obermann, Konflikte vermieden werden.
Das kann dann wie folgt aussehen: Wer besser mit Zahlen umgehen kann, kümmert sich um alle Überweisungen, kauft Schulmaterialien und behält die Hauskasse im Blick sowie alles, was damit zusammenhängt. Wer gerne kocht, kann den Einkauf übernehmen, morgens die Brote schmieren und weitere Aufgaben im Bereich Versorgung übernehmen.
Faire Aufgabenverteilung: Mental Load vermeiden
Anstelle eines finanziellen Ausgleichs der Care-Arbeit ist eine klare Aufgabenverteilung also ebenfalls denkbar. Luciana Obermann spricht noch einen wichtigen Punkt in diesem Zusammenhang an: Mental Load. Dazu zählen alltägliche To-dos wie Arzttermine buchen, das Kind zum Ballett fahren oder die Hausaufgabenbetreuung. Aber auch die psychische Belastung, die damit einhergeht, für alles verantwortlich zu sein.
Um Mental Load einzudämmen, rät Obermann: „Loslassen und abgeben. Sich von perfektionistischen Vorstellungen befreien und die Dinge einfach mal laufen lassen.“ Das bedeutet: Mal nicht den Kuchen für das Kita-Fest selbst backen, sondern kaufen. Oder das Packen der Tasche für den Spielplatz dem anderen Elternteil überlassen. Obermann: „Hat der Papa die Feuchttücher dann nicht eingepackt, wird er selbst eine Lösung finden. Und beim nächsten Mal sicherlich dran denken.“
Leben keine Kinder im Haushalt, können beide Partner*innen „prozentual nach dem Einkommen in die Haushaltskasse einzahlen“, sagt Luciana Obermann. Allerdings sollte der Faktor Mental Load dennoch berücksichtigt werden.
Haushaltskasse für Mehrgenerationenhäuser und WGs
Für Bewohner*innen eines Mehrgenerationenhauses sowie Haushalte, in denen bereits erwachsene Kinder leben, stehen andere Aspekte für das Führen einer Haushaltskasse im Fokus. „Leben mehrere Generationen unter einem Dach, sollte gemeinsam definiert werden, was Ausgaben sind, die alle tragen und welche Ausgaben individuell getätigt werden müssen“, rät Sally Peters vom iff.
Bei Wohngemeinschaften tauchen vor allem solche Frage auf: Wer übernimmt die Internetkosten? Wer zahlt die Putzmittel und das Klopapier? Für solche Ausgaben sowie Reparaturen empfiehlt die Stiftung Wartentest eine Haushaltskasse oder ein Gemeinschaftskonto, auf das jede*r WG-Bewohner*in regelmäßig Geld einzahlt.