Immobilienbetrug in sozialen Medien
Worauf Sie achten sollten
Es ist ein zweifelhaftes Geschäftsmodell unter unseriösen Finfluencern, also Influencern mit dem Schwerpunkt Finanzthemen: Sie werben über Social-Media-Plattformen wie Instagram und TikTok damit, den Kauf einer Immobilie auf einfache Art zu ermöglichen – etwa mit einem Rundum-sorglos-Paket. Follower werden damit gelockt, dass sich ein Netzwerk angeblich qualifizierter Fachleute um wichtige Dinge kümmert. Zu den versprochenen Leistungen zählen die
- Wahl einer geeigneten Immobilie,
- Finanzierung,
- Suche nach passenden Mietparteien,
- nötigen Sanierungen und
- Hausverwaltung.
Falsche Versprechungen, betrogene Opfer
Zahlreiche Follower haben jüngst in ein solches Geschäftsmodell investiert und dadurch hohe finanzielle Verluste erlitten. Sie fühlen sich getäuscht und betrogen, wie eine gemeinsame Recherche des NDR und des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL ergab. Mängellisten und Dokumente über die Immobilien lassen demnach am jeweiligen Wert zweifeln. Betroffene beklagen unter anderem schlechten Zustände und ausbleibende Sanierungen, die versprochen wurden. Weitere Medien berichten, dass es zum Beispiel nicht zu den in Aussicht gestellten Mieteinnahmen kam, die in einigen Fällen deutlich über Vergleichsmieten liegen sollten.
Opfer solcher Versprechungen haben sich nun auf Bank- und Kapitalmarktrecht spezialisierte Kanzleien gewandt, und mindestens eine Person wehrt sich bereits gerichtlich gegen den Immobilienkauf.
Lockangebote mit bösem Nachspiel
Sind Sie in sozialen Medien schon mal auf Aussagen gestoßen wie "Sechsstellig verdienen mit einem Haus" oder "Immobilie ohne Eigenkapital kaufen?". Das klingt zunächst verlockend. Aber in der Regel entpuppen sich solche Angebote als mindestens fragwürdig. Denn:
- Oft ist die Immobilie überteuert. Ist ihr Wert viel niedriger als der Kaufpreis, handeln Sie sich eine sogenannte Schrottimmobilie ein.
- Versprochene Modernisierungen verzögern sich oder entfallen. Sie müssen dann viel Geld ausgeben, um die Immobilie selbst zu renovieren.
- Influencer und ihr Netzwerk kassieren unangemessen hohe Provisionen.
- Die versprochenen Leistungen sind intransparent.
Die Immobilienfinanzierung über kooperierende Banken oder Sparkassen könnte Kaufenden zudem teuer zu stehen kommen. Die Verbraucherzentrale hat entsprechende Verträge analysiert und dabei ein unübliches Vorgehen der Anbietenden festgestellt: Interessierte sollen den gesamten Kaufbetrag meist über einen einzelnen Bauvertrag finanzieren. Dieser sieht vor, dass Sie jahrelang nur die Zinsen für den Bankkredit zahlen, es fließt kein Geld in die Tilgung des Darlehens. Zugleich zahlen Sie Geld in einen Bausparvertrag mit oft sehr niedrigen Sparraten ein. Erst viele Jahre später wird der Kredit von diesem Bausparvertrag abgelöst, und erst dann startet die eigentliche Rückzahlung des Darlehens.
Was Geschädigte tun können
Wer bereits auf eine solche Influencer-Masche reingefallen ist, kann auf verschiedene Weise Schadensersatz verlangen oder sogar bewirken, dass der Kaufvertrag rückabgewickelt wird. Die Kanzlei AKH-H etwa vertritt Mandanten, die über Influencer-Netzwerke Immobilien gekauft haben und weist auf folgende Möglichkeiten hin:
- Verkäuferhaftung: Verkauft jemand eine Immobilie zu Anlagezwecken, muss er laut Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes (BGH) den Käufer oder die Käuferin umfassend über alle Risiken aufklären. Ansonsten besteht für Verkaufende eine Pflicht auf Schadensersatz.
- Berater- und Vermittlerhaftung: Der BGH hat darüber hinaus in zahlreichen Urteilen entschieden, dass auch finanzierende Banken haften, wenn sie Anlegende nicht ordnungsgemäß beraten haben.
- Widerruf: Wurden der Käufer oder die Käuferin falsch über das Widerrufsrecht belehrt, können sie den Immobiliendarlehensvertrag unter Umständen noch bis zu einem Jahr und 14 Tage nach Vertragsschluss widerrufen.
Geschädigte sollten daher unbedingt anwaltlichen Rat einholen, welche rechtlichen Wege in ihrer Situation sinnvoll sind. Als Opfer einer Straftat in den sozialen Medien ist es zudem angeraten, umgehend Anzeige bei der Polizei oder Staatsanwaltschaft zu erstatten. Bei Zweifeln können Sie sich an die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) wenden; das Verbrauchertelefon ist kostenfrei unter 0800-2100500 erreichbar.
Fünf Tipps für den Immobilienkauf
- Lassen Sie die ins Auge gefasste Immobilie vor dem Kauf von einer sachverständigen Person begutachten.
- Kontaktieren Sie einen Anwalt, der den Immobilienkaufvertrag prüft.
- Unterschreiben Sie im Fall von Influencer-Angeboten die von kooperierenden Banken und Sparkassen vorgelegten Finanzierungen auf keinen Fall, warnt die Verbraucherzentrale. Die Finanzierungsverträge sind zweifelhaft.
- Informieren Sie sich umfassend über den Abschluss eines Immobilienkredites.
- Lassen Sie sich zur Immobilienfinanzierung seriös beraten.