Investieren oder traden?
Diese Unterschiede sollten Sie kennen!
Viele Menschen fassen regelmäßig den Vorsatz, sich besser um die Anlage ihres angesparten Gelds zu kümmern. Insbesondere in den letzten Jahren wurde für viele Deutsche der Aktienmarkt als zusätzlicher Baustein interessant - 2022 waren ganze 12,9 Mio. Aktionärinnen und Aktionäre in Deutschland vertrteten.
Doch bevor die ersten Wertpapiere gekauft werden, gilt es zu klären, ob investiert oder getradet werden soll. Beide Ansätze eint die Motivation, das eingesetzte Kapital durch erfolgreiches Anlegen zu vermehren. Darin, wie dieses Ziel erreicht wird, unterscheiden sie sich deutlich. So hat die Entscheidung für eine der beiden Anlagevarianten Auswirkungen auf den Anlagezeitraum und die Häufigkeit, mit der gehandelt wird. Ebenso auf das Risikomanagement und den Analyseansatz, der die Grundlage für eine Handelsentscheidung bildet.
Investieren: mit ruhiger Hand und langem Atem zum Ziel
Ist vom Investieren die Rede, ist im Allgemeinen die Geldanlage für einen längeren Zeitraum gemeint. Dieser kann einen Zeitraum von bis zu mehreren Jahrzehnten umfassen.
Einhergehend mit einem langfristigen Anlagehorizont ist die Handelsfrequenz beim Investieren, also die Anzahl der getätigten Käufe und Verkäufe von Wertpapieren, überschaubar. Ziel ist es, an den eingegangenen Investments festzuhalten, um längere Zeit an der Wertentwicklung zu partizipieren.
Um zu einer Handelsentscheidung zu gelangen, gilt es, sich mit den jeweiligen Unternehmen oder Märkten, in die investiert werden soll, auseinanderzusetzen. Die Argumente, die für ein Investment sprechen, sowie etwaige Risiken sollten festgehalten und in regelmäßigen Abständen auf ihre Plausibilität überprüft werden. Bei der Analyse liegt der Fokus auf fundamentalen Kriterien und sollte zudem auf die künftigen Perspektiven gerichtet werden. Besitzt das Unternehmen ein krisensicheres Geschäftsmodell? Haben sich Umsätze und Gewinne in den zurückliegenden Jahren positiv entwickelt? Weist das Unternehmen im Vergleich zur Konkurrenz eine angemessene Bewertung auf (z. B. Kurs-Gewinn-Verhältnis, Kurs-Cashflow-Verhältnis, Buchwert)? Ist die Firma in einem Zukunftsmarkt aktiv (Digitalisierung, Elektromobilität etc.) und besitzt sie signifikante Wettbewerbsvorteile? Die Auswahl an Fragen verdeutlicht, dass bei längerfristigen Investments in aller Regel fundamentale Bewertungskriterien eine tragende Rolle für das Treffen von Handelsentscheidungen spielen.
Traden: Auf kurzfristige Schwankungen am Markt reagieren
Charakteristisch für das Trading ist das Ausnutzen von Kursschwankungen mit dem Ziel, Gewinne zu realisieren. Dem lässt sich bereits entnehmen, das Trading-affine Personen einen kurzfristigen Anlagehorizont verfolgen. Der Zeitraum, in dem gehandelt wird, kann sehr unterschiedlich ausfallen: Von wenigen Minuten und Stunden über einen oder mehrere Tage bis hin zu einigen Wochen, je nachdem, welche Handelsansätze verfolgt werden.
Aufgrund der kurzen Anlagezeiträume steigt die Handelsfrequenz, sprich die Zahl der Käufe und Verkäufe von Wertpapieren. Wer traden will, muss dafür die entsprechende Zeit einplanen. Nicht nur für die Analyse und Vorbereitung potenzieller Trades, sondern auch für die fortlaufende Beobachtung des Marktes, um zeitnah auf mögliche Ereignisse reagieren zu können. So treten beispielsweise im Umfeld der Berichtssaison, wenn Unternehmen ihre Quartalsergebnisse präsentieren, oftmals größere Kursbewegungen auf, die zum kurzfristigen Handel genutzt werden können.
Darüber hinaus basieren viele Handelsansätze im Bereich des Tradings auf der technischen Analyse. Hierbei werden Kursverläufe auf bestimmte Trendbewegungen oder Kursmuster untersucht, um daraus Prognosen für die künftige Entwicklung abzuleiten. Wichtig ist, dass das Handelssystem, nach dem getradet wird, einen positiven Erwartungswert besitzt. Der aus einem Trade zu erwartende Gewinn sollte also den möglichen Verlust übersteigen.
Stichwort Verluste: Grundsätzlich sollten alle, die Geld am Kapitalmarkt anlegen, sicherstellen, dass etwaige Verluste begrenzt werden, beispielsweise durch ein Stop Loss. Insbesondere beim Trading ist die Risikobegrenzung durch einen Stopp von elementarer Bedeutung. Verluste sollten möglichst gering gehalten werden. Auf diese Weise kann eine Reihe kleinerer Verluste verkraftet werden, ohne dass ein Großteil des zur Verfügung stehenden Kapitals verloren geht.
Die persönlichen Umstände entscheiden
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entscheidung für das Investieren oder das Traden von der persönlichen Situation abhängig gemacht werden sollte. Wer noch keine größeren Erfahrungen mit Anlagen an den Kapitalmärkten gesammelt hat, für den bietet sich der Fokus auf das Investieren an. Am einfachsten funktioniert dies mit einem Wertpapier-Sparplan, mit dem regelmäßig für einen festgelegten Betrag Anteile an einem ETF, Fonds oder anderen Wertpapieren erworben werden. Gleiches gilt für all jene, denen nur wenig Zeit für die Geldanlage zur Verfügung steht.
Wer dagegen schon Erfahrungen mit Geldanlagen und Handelsansätzen gesammelt hat, die Entwicklungen an den Märkten regelmäßig verfolgt und Verluste diszipliniert begrenzen kann, besitzt die notwendigen Voraussetzungen, um in die Welt des Tradings einzutauchen.