Umfrage: Kapital versus Arbeit

Was die Ergebnisse der Befragung zeigen

Aktuelles 3 min Lesedauer 15.01.2024
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Meist wissen wir nur wenig über die nähere finanzielle Situation reicher Menschen. Wie werden die obersten ein Prozent der Einkommensbeziehenden wahrgenommen, wenn die Gesellschaft mehr Informationen über die Quellen ihres Einkommens erhält? Mit dieser Frage beschäftigt sich ein aktuelles Working Paper des World Inequality Lab. Die Autoren Oscar Barrera-Rodriguez von der CY Cergy Paris Université in Frankreich und Emmanuel Chávez vom Centro de Investigación y Docencia Económicas in Mexiko führten zwischen dem 25. Januar 2022 und 21. Februar 2022 eine randomisierte Online-Umfrage unter 2.000 französischen Menschen im Wahlalter durch.

Große wirtschaftliche Ungleichheit

Anlass der Umfrage war, dass sich allgemein die Bedenken hinsichtlich Ungleichheit in der Gesellschaft erheblich verstärkt haben. Der Anteil der Menschen, die den Wohlstand in der Gesellschaft für ungerecht verteilt halten, nimmt zum Beispiel in Frankreich stark zu. Dort verdienen laut einer vom World Inequality Lab veröffentlichten Studie 1% der Erwachsenen durchschnittlich rund 375.000 Euro pro Jahr. Dagegen verdienen die ärmsten 50% der Bevölkerung nur rund 15.500 Euro pro Jahr.

Über die Zusammensetzung des Einkommens ist allerdings oft wenig bekannt, beispielsweise wieviel davon aus Arbeit und wieviel aus Kapitalerträgen stammt. Barrera-Rodriguez und Chávez fragten sich deshalb, ob mangelnde Informationen über die Top 1% der Einkommensbeziehenden dazu führen, dass sie verzerrt wahrgenommen und bewertet werden. Einer weiteren vom World Inequality Lab veröffentlichten Studie zufolge beziehen die Top 1% in Frankreich rund 65% ihres Einkommens aus Mieten, Zinsen oder Unternehmensdividenden. Nur 35% ihres Einkommens stammt aus Arbeit. Die meisten nicht reichen Menschen beziehen dagegen rund 90% ihres Einkommens aus Arbeit und 10% aus Mieten, Zinsen oder Dividenden.

Höhe und Zusammensetzung des Einkommens oft unklar

Nach Ansicht der Autoren könnten Menschen es als unfair empfinden, dass Spitzenverdienende den größten Teil ihres Einkommens aus Vermögenswerten erhalten und sich dafür kaum anstrengen oder etwas leisten müssen. Andererseits, so ihre weitere Annahme, könnten Menschen es aber auch als fair bewerten, dass Spitzenverdienende einen großen Teil ihres Einkommens aus Kapital ziehen. Denn sie seien berechtigt, Renditen aus ihrem Vermögen zu erzielen.

Die Ergebnisse der Online-Umfrage zeigen:

  • Die meisten Befragten überschätzen das durchschnittliche Einkommen der Top 1%.
  • Die Befragten haben keine klare Vorstellung vom Anteil an Kapital und Arbeit der Reichen.
  • Nur die Einkommenshöhe der Reichen anzugeben ist unzureichend, um die Einstellung gegenüber Spitzenverdienenden zu ändern.
  • Wurden die Befragten über die Einkommensquellen der obersten 1% informiert, dann änderte sich ihre Einstellung gegenüber diese Personengruppe – und zwar durchweg negativ. Sie standen den Reichsten dann noch kritischer gegenüber.
  • Die Befragen möchten, dass die Top 1% einen höheren Einkommensteuersatz als den derzeitigen zahlen.
  • Unter den Befragten sind die Ältesten, die Ärmsten und die politisch Linken ablehnend gegenüber Spitzenverdienenden eingestellt.
  • die Menschen, die am negativsten auf die Ungleichheit reagieren, wählen linke Politikerinnen und Politiker und haben egalitäre Vorstellungen von Gerechtigkeit.
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