Fehlgriff: So vermeiden Sie Kaufreue

Nur das kaufen, was man wirklich möchte

Verbrauchertipps 5 min Lesedauer 16.10.2023

Die teure Digitalkamera, die nach dem Urlaub nur in der Schublade verstaubt, das Essen vom Lieferservice, das ziemlich fade schmeckt, oder das neue Hemd, das irgendwie kratzt: Jede*r hat wohl schon mal einen Einkauf bereut. Einer repräsentativen Studie des Nürnberg Instituts für Marktentscheidungen (NIM) zufolge tätigen 9 von 10 Personen in Deutschland von Zeit zu Zeit Fehlkäufe. Und dabei wird viel Geld in den Sand gesetzt: Knapp 9 Milliarden Euro wurden laut NIM-Berechnungen hierzulande in den vergangenen 12 Monaten in Fehlkäufe investiert. Für die Studie wurden im Zeitraum 30.03.2023 bis 02.04.2023 1.007 Personen im Alter von 18-74 Jahren befragt, die die deutschsprachige Bevölkerung repräsentieren.

Das steckt hinter den Zweifeln

Das Gefühl der Unsicherheit und Zweifel nach einem Kauf ist in der Verkaufspsychologie als Kaufreue bekannt. Dabei kommt es zu einer sogenannten kognitiven Dissonanz: „Das ist ein Spannungszustand zwischen widersprüchlichen Realitäten, nämlich hier der vorher ausgemalten und der tatsächlichen“, erklärt die Wirtschaftspsychologin Nicole Clemens und gibt ein Beispiel: Wer sich etwa einen Saugroboter kauft, so die Expertin, denkt vorher: Damit brauche ich nicht mehr sauberzumachen! Doch nach dem Kauf stellt man womöglich fest: Der Roboter kommt gar nicht richtig in die Ecken und mein Hund hat Angst vor dem Gerät. Die Folge: „Die Realität, die man sich vorher ausgemalt hat, wird brüchig“, sagt Clemens. Und es entsteht Kaufreue.

Gründe: So kommt es zur Kaufreue

Kaufreue kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Der häufigste Grund für Fehlkäufe liegt laut der NIM-Studie in irreführender Werbung oder verlockenden Angeboten. Doch es gibt noch weitere Faktoren: „Wenn man im Verkaufsprozess getäuscht oder stark unter Druck gesetzt wurde, dann fühlt man sich hinterher noch viel unwohler“, erklärt Nicole Clemens. Außerdem haben die eigenen Gefühle einen Einfluss auf unser Kaufverhalten. Wenn man zum Beispiel hungrig, mit Frust oder gestresst in den Supermarkt geht, landet laut der Expertin häufiger mal etwas ungeplant im Einkaufskorb.

Auch das Alter ist der NIM-Studie zufolge ausschlaggebend: Mit steigender Lebenserfahrung werden Fehlkäufe seltener, so das Ergebnis. Dafür hat Andreas Neus, Geschäftsführer des NIM, eine Erklärung: „Junge Menschen haben weniger Erfahrung, und viele Käufe sind erst nach der Nutzung richtig einzuschätzen.“ Zudem hat die Studie herausgefunden: Die meisten Fehlkäufe finden online statt und werden im Bereich Kleidung und Schuhe getätigt.

Wie geht man mit dem Gefühl um?

Egal aus welchem Grund danebengegriffen wurde: Das Gefühl, seine Kaufentscheidung zu bereuen, ist unangenehm. „Der Mensch strebt nach Harmonie. Deshalb versucht er, die Dissonanz zu reduzieren“, sagt Clemens. Sie empfiehlt zunächst, den Fehlkauf zu akzeptieren und sich klarzumachen: „Das war nun mal in der Situation so. Ich verzeihe mir und lerne aus dem Fehler.“ Danach könne man seine weiteren Optionen prüfen. Zum Beispiel: Kann ich die Ware zurückschicken?

Zurückschicken – oder ab in den Müll?

Tatsächlich scheint die Retoure die häufigste Konsequenz nach einem Fehlgriff zu sein. Zu dem Ergebnis kam zumindest das NIM. Deutschland hat europaweit die höchste Retourenquote. Jedes vierte Paket wurde 2021 im deutschen Onlinehandel zurückgeschickt. Das hat eine Studie der Universität Bamberg herausgefunden, an der 411 Onlinehändler*innen teilgenommen haben.

Das ist bei der Rückgabe zu beachten

Die gute Nachricht: Wer seine Ware online gekauft hat, kann von dem mind. 14-tägigen Widerrufsrecht Gebrauch machen. Beim Kauf im Geschäft hingegen gibt es dieses Recht nicht. Doch viele Läden bieten es trotzdem aus Kulanz an. Anders sieht es aus, wenn die Ware fehlerhaft oder defekt ist. Die Verbraucherzentrale hat zusammengefasst, was Sie dazu wissen müssen.

Tipps: So vermeidet man Kaufreue

Gleich vorweg: „Ganz vermeiden lassen sich Fehlkäufe wahrscheinlich nicht”, sagt Neus. Doch es gibt Strategien, mit denen sie sich zumindest reduzieren lassen.

  • Einkaufsverhalten prüfen: „Personen, die häufig danebengreifen, sollten die Gründe dafür analysieren und darauf besser angepasste Maßnahmen ergreifen”, sagt Neus. Er rät, die Gründe für den Fehlkauf schriftlich festzuhalten, um eventuelle Muster zu erkennen.
  • Angebote vergleichen: Außerdem empfiehlt der Experte, sich Sonderangebote genauer anzuschauen: Sind diese wirklich gut oder handelt es sich dabei nur um Verkaufstricks?
  • Informieren: Auch die Produkte selbst sollte man gut unter die Lupe nehmen. Aber Achtung: Laut Clemens ist es hilfreich, sich selbst einen Recherchestopp zu setzen. Denn wer zu viel recherchiert, kommt am Ende zu keiner Kaufentscheidung.
  • Eigene Motivation hinterfragen: Warum kaufe ich das Produkt oder die Dienstleistung wirklich? Neus rät: „Nicht zu sehr von den eigenen Emotionen leiten lassen beziehungsweise sich bewusst machen, ob man einen wirklichen Bedarf deckt oder sich in der Situation nur belohnen möchte.“
  • Einen Plan haben: Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete. Clemes rät, mit Liste einkaufen zu gehen und sich ans eigene Budget zu halten.

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