Lohnentwicklung in Deutschland

Gibt es auch künftig satte Steigerungen?

Aktuelles 4 min Lesedauer 28.08.2024
Mann mit Kind

Auf den ersten Blick liest es sich gut: Der durchschnittliche Nominallohn in Deutschland ist im Zeitraum zwischen 2010 und 2023 kontinuierlich gestiegen. Pro Jahr gab es nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) durchschnittlich ein Plus von 3,0%.

Und dennoch wurden viele Menschen in den vergangenen Jahren faktisch ärmer. „Gründe sind die Corona-Pandemie und der Anstieg der Energie- und Lebensmittelpreise in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine“, sagt DIW-Konjunkturexpertin Teresa Schildmann. Diese Umstände hatten dafür gesorgt, dass die Reallöhne sanken. Durch die Corona-Pandemie war es gehäuft zu Kurzarbeit und Verdienstausfällen gekommen.

Das ist der Nominallohn, das ist der Reallohn: „Der Nominallohn ist der Betrag, der auf dem Lohn- oder Gehaltszettel steht“, erklärt Schildmann. In den sogenannten Nominallohnindex fließen die Entwicklung der Bruttomonatsverdienste von Beschäftigten sowie etwaige Sonderzahlungen ein. Unberücksichtigt ist dabei indes die Kaufkraft, mit der bezeichnet wird, was sich Arbeitnehmende von ihrem Verdienst tatsächlich kaufen können. Der Reallohn bildet die reale Kaufkraft des Nominallohns ab, denn bei seiner Berechnung wird auch die Preisentwicklung berücksichtigt. Der Reallohnindex zeigt entsprechend die Entwicklung der Löhne einschließlich der Preise an.

Statistik: 2023 gab es den stärksten Nominallohn-Anstieg seit 2008

Im Jahr 2023 kam es zu kräftigen Steigerungen der Nominallöhne in Deutschland. Der Nominallohnindex stieg nach Angaben des Statistischen Bundesamtes um 6% gegenüber dem Vorjahr an. „Gründe für den Anstieg sind vor allem Sonderzahlungen wie die Inflationsausgleichsprämie sowie die Mindestlohnerhöhung auf zwölf Euro im Oktober 2022“, sagt Schildmann.

Die Verbraucherpreise gingen im gleichen Zeitraum um 5,9% nach oben. Der Statistik des Statistischen Bundesamtes zufolge kletterten die Reallöhne im Jahr 2023 um 0,1% gegenüber dem Vorjahr, das war der erste Anstieg seit 2019. Hatte im Jahr 2020 vor allem Kurzarbeit zur negativen Nominal- und Reallohnentwicklung geführt, verpasste 2021 und 2022 die hohe Inflation dem Reallohnanstieg einen Dämpfer.

Übrigens: Die Erhöhung des Mindestlohns hat seit seiner Einführung die Kaufkraft der Mindestlohnempfängerinnen und -empfänger um 11,6% gesteigert (Stand: September 2023). Darauf weist das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hin, das zur Bundesagentur für Arbeit gehört. Laut IAB waren jedoch Menschen mit geringem Einkommen besonders von der Inflation der vergangenen Jahre betroffen. Denn sie hätten mehr Geld für Güter wie beispielsweise Erdgas und Lebensmittel ausgegeben, die sich besonders stark verteuert hatten. Aus diesem Grund falle die tatsächliche Steigerung der Kaufkraft geringer aus.

Nominal- und Reallohnentwicklung in Deutschland – so ist der aktuelle Stand

Die Nominallöhne in Deutschland waren im ersten Quartal dieses Jahres um 6,4% höher als im Vorjahresquartal. Laut Statistischem Bundesamt war dies der zweithöchste Nominallohnanstieg gegenüber einem Vorjahresquartal seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2008. Die Verbraucherpreise stiegen im gleichen Zeitraum um 2,5%.

Die Reallöhne waren der Statistik zufolge um 3,8% höher als im Vorjahresquartal. Das war der vierte Anstieg in Folge und das stärkste Reallohnwachstum im Vorjahresvergleich seit Beginn der Zeitreihe 2008.

Übrigens: Die Entwicklung der Reallöhne, der Nominallöhne und der Verbraucherpreise zwischen 2008 und 2023 können Sie auf der Website des Statistischen Bundesamtes verfolgen.

Lohnentwicklung in Deutschland – das sind die Prognosen

Die Wirtschaftsweisen gehen für 2024 insgesamt von einem spürbaren Plus aus. In ihrem Frühjahrsgutachten für die Bundesregierung schreiben sie: „Für das laufende Jahr ist, vor allem aufgrund bereits beschlossener Lohnerhöhungen aus dem vergangenen Jahr und dem Rückgang der Inflation, von einem weiteren Anstieg der Reallöhne auszugehen.“

Allerdings dürften die Reallöhne bald wieder ihr vorpandemisches Niveau erreichen – das werde voraussichtlich im Laufe des Jahres 2025 der Fall sein. Eine Einschätzung, der sich DIW-Konjunkturexpertin Schildmann anschließt.

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