MDax: Aufsteiger mit Potenzial

Geldanlage 8 min Lesedauer 06.07.2023
Mann springt am Strand

Eine Analyse des DUP UNTERNEHMER-Magazins, Kai Makus | Werbemitteilung
Vor wenigen Tagen war es wieder einmal so weit: Die Auf- und Absteiger standen fest. Und nein: Es ging nicht um die Fußball-Bundesliga, sondern um das Börsen-Pendant, den Dax und den MDax. Die Aufsteiger in die zweite Liga unter der Lupe.

Doch zunächst stellen sich viele Anlegende die Frage: Wer schafft überhaupt den Sprung ins Oberhaus beziehungsweise unter die 50 Werte der despektierlich als „B-Klasse“ bezeichneten MDax? Dazu stellt die Frankfurter Börse fest: „Grundsätzlich müssen Unternehmen für eine Aufnahme in die wichtigen Auswahlindizes die Transparenzanforderungen von Prime oder General Standard erfüllen, fortlaufend auf Xetra gehandelt werden, über einen Unternehmenssitz in Deutschland verfügen respektive einen wesentlichen Teil der Geschäftstätigkeit dort ausüben und mindestens zehn Prozent der Anteile im Streubesitz haben.“ Diese Kriterien erfüllen laut Börse aktuell gut 600 Unternehmen. Welche dieser Aktiengesellschaften in Dax, MDax oder SDax aufgenommen wird, hängt dann ausschließlich von der im Streubesitz befindlichen Marktkapitalisierung ab. Wer zu klein ist, fällt durchs Raster.

Zuletzt mussten aus dem MDax der Immobilienkonzern Aroundtown, United Internet, Wafer-Produzent Siltronic und Telekom-Spezialist Adtran absteigen. Diese Unternehmen haben damit den Weg freigemacht für die Pharmafirma Evotec – einen alten Bekannten, der 2022 wegen eines zu spät vorgelegten Geschäftsberichts vorübergehend in den SDax verbannt wurde –, Maschinenbauer Krones, Software AG und Redcare Pharmacy, die bislang unter Shop Apotheke firmierte. Lohnt sich ein genauerer Blick auf die Titel? Zumindest bringt ein Aufstieg zumindest vorübergehend Kurspotenzial. Das hat vor allem technische Gründe: Indexfonds, die in diesem Fall den MDax physisch abbilden, müssen die Aktien der Aufsteiger kaufen, um die Veränderung darzustellen. Und noch etwas spricht dafür, dass die Aufsteiger grundsätzlich interessant sein könnten, wie die Kapitalmarktgesellschaft Invesco 2020 in einer Studie ausführte: „Eine Migration von einem Index mit kleinerer Kapitalisierung zu einem Index mit größerer Kapitalisierung lässt darauf schließen, dass sich die jeweiligen Aufsteiger in der jüngeren Vergangenheit gut entwickelt haben.“ Das ist zwar keine Garantie dafür, dass es auch positiv weitergeht – schließlich werden manche Unternehmen auch aus dem Index gekickt –, spricht aber keinesfalls gegen eine genauere Betrachtung.

Hacker-Angriff bei Pharma-Unternehmen

Beim Betrachten der Aufsteiger wird schnell deutlich: Um Stars vom Rang eines Messi oder Ronaldo geht es nicht. Aber manchmal sind es ja die verlässlichen, soliden Arbeiter in der Abwehr, die eine Mannschaft – oder ein Depot – zusammenhalten.

Evotec: Aus Sicht der Citigroup haben die Hamburger Potenzial. Evotec sei ein „mögliches Tesla der Biologika-Hersteller“, notierten die Banker. Dafür allerdings ist der Durchbruch bei einigen der laufenden Projekte notwendig. Evotec forscht an Wirkstoffen gegen Diabetes, Krebs, Atemwegserkrankungen und anderer Leiden. Lässt sich aus einem dieser Wirkstoffe ein Medikament herstellen, winken üppige Umsatzbeteiligungen. Denn: Evotec muss teilen – die Hanseaten sehen ihre Kernkompetenz in der Forschung, die Partner produzieren dann die Medizin. Trotzdem soll der Umsatz in diesem Jahr auf 820 bis 840 Millionen Euro steigen und mittelfristig die Milliarden-Grenze durchbrechen. Und die Nachfrage nach Wirkstoffen ist groß. Kein Wunder, dass die kanadische Bank RBC jüngst schrieb, die Perspektiven für mittelgroße EU-Gesundheitswerte seien positiv: „Evotec hat zahlreiche Wachstumsquellen.“ Und die Cyber-Attacke, die den Geschäftsbericht verzögert hatte, ist längst verarbeitet. Evotec-Titel eignen sich für risikofreudige Anlegerinnen und Anleger, sind allerdings schon recht hoch bewertet.

Shop Apotheke wird zu Redcare Pharmacy

Krones: Die Oberpfälzer fertigen Anlagen und Maschinen für die Getränkeindustrie. Krones wurde bereits 1951 gegründet und ist längst zur festen Industrie-Größe geworden. 2022 haben die Bayern mit einem Rekordumsatz von gut 4,2 Milliarden Euro abgeschlossen – ein Plus von 15,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Erfreulich: Die operative Marge lag bei 8,9 Prozent und zugleich am oberen Ende der vom Management ausgegebenen Spanne. Und so soll es weitergehen: Der Umsatz soll in diesem Jahr noch einmal um acht bis elf Prozent steigen, die operative Marge neun bis zehn Prozent erreichen. Dazu meint die DZ Bank, das erste Quartal 2023 sei insgesamt stark verlaufen, die mittelfristigen Ziele dürfe Krones vorzeitig erreichen. Mit Blick auf die Bewertung sind die Krones-Aktien nicht überhitzt, aber auch keine echten Schnäppchen mehr. Aktionärinnen und Aktionären wird das Halten der Anteilsscheine mit einer zuletzt angehobenen Dividende versüßt.

Redcare Pharmacy: Namenswechsel brauchen ihre Zeit. Und so werden Börsianerinnen und Börsianer wohl noch lange von der Shop Apotheke sprechen, die ihren Hauptsitz in Sevenum in den Niederlanden hat. Das Gute an den Aktien: Da ist ordentlich Phantasie drin. Die Kehrseite: Da steckt ordentlich Phantasie drin. Im Klartext: Aktuell steht das Unternehmen nicht sonderlich gut da, in den Büchern dominieren rote Zahlen. Und Beobachter gehen davon aus, dass Redcare frühestens 2025 Gewinne ausweisen wird. Dafür aber hofft das Management auf das von Gesundheitsminister Karl Lauterbach propagierte E-Rezept. Kommt das – für Praxen verpflichtend vorgesehen für 2024 –, dann können Patientinnen und Patienten verschriebene Medikamente unkompliziert online bestellen, Redcare wäre vermutlich einer der Gewinner. Doch das ist Spekulation. Auch hier gilt: In kleinen Tranchen passen die Aktien nur ins Portfolio risikofreudiger Anlegender.

Software AG vor Übernahme

Software AG: Die Darmstädter hätten das Zeug, mit ihren Produkten auf das Niveau der schier übermächtigen Nachbarn aus dem 70 Kilometer entfernten Walldorf aufzuschließen. Eigentlich! Denn tatsächlich dümpelt das Unternehmen im Schatten von SAP dahin. Die Software AG wurde 1969 gegründet und bietet – als Weltmarktführer – Programme und Tools für Unternehmen und verbundene Dienstleistungen an. Dennoch erreichte der Umsatz zuletzt gerade 958 Millionen Euro. Auch der Kurs bewegte sich lange tendenziell bergab. Mit Blick auf die vergangenen fünf Jahre verzeichnet die Statistik ein Minus von knapp 20 Prozent – allerdings nur, weil es im April einen Übernahmekampf gab, der für einen Kurssprung sorgte: Sowohl die Rocket Software International, die zu Bain Capital gehört, als auch die Investmentgesellschaft Silver Lake wollten die Hessen kaufen. Letztlich setzte sich Silver Lake Ende Juni mit einer mehrheitlichen Übernahme knapp durch. Für Anlegende bedeutet das: Ein Einstieg ist derzeit nicht sinnvoll, da Silver Lake alle Aktien haben möchte. Zudem dürfte die Software AG aufgrund des schmalen Freefloats bei der nächsten Umbildung des MDax wieder aus dem Index verschwinden. Da bleibt nur, das bunte Treiben von der Seitenlinie aus zu beobachten.

Wem Einzelinvestments in die vorgestellten und künftige Aufsteiger zu mühsam oder zu riskant sind, dem stehen als Alternative verschiedene Finanzprodukte zur Verfügung. Neben Indexzertifikaten und gemanagten Fonds sind dabei vor allem ETF aufgrund ihrer günstigen Kostenstruktur mögliche Investments. Beispiele sind der Deka MDax Ucits ETF (ISIN DE000ETFL441) und der iShares MDax Ucits ETF (DE) Eur (Acc) von Blackrock (DE0005933923). Zur Erinnerung: Diese Produkte bilden den Verlauf des Index ab – eine Outperformance ist deshalb nicht möglich. Und der MDax ist – zumindest aktuell – eben doch nur zweite Börsenliga …

Krones versus MDax

Investment-Beispiele:

Name ISIN Aktueller Kurs

KGV* (2023)

Gewinn/Aktie (2023**)

Dividende (2023**)

Dividendenrendite (2023**)

Evotec

DE0005664809

20,61 €

195,1

0,10 €

0,00 €

0,0 %

Krones

DE0006335003

108,40 €

15,2

7,31 €

2,09 €

1,9 %

Redcare Pharmacy (Shop Apotheke)

NL0012044747

100,50 €

V

V

0,00 €

0,0 %

Software AG

DE000A2GS401

31,80 €

37,8

0,84 €

0,35 €

1,1 %

*KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis; ** Prognose; Fremdwährungen umgerechnet in Euro; V: Verlust; Stand: 06.07.2023

Autor: Kai Makus

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