Millionär werden leicht gemacht: Was Coachings versprechen und halten
Nicht blenden lassen und verantwortungsvolle Coaching-Angebote erkennen
Zu viel Geld kommen und dann im Luxus schwelgen – viele träumen davon. Und manche möchten sich solche Träume geschäftlich zunutze machen. Im Internet gibt es zahlreiche Coaching- und Trainingsangebote, die suggerieren, dass es doch eigentlich ganz leicht sei, Millionär oder Millionärin zu werden. Oder aus einer Lebenskrise herauszukommen. Aber was ist von solchen Offerten zu halten? Und wie unterscheidet sich seriöses von unseriösem Coaching?
„Ein professionelles Coaching kann durchaus sinnvoll sein“, sagt Wirtschaftspsychologe Prof. Uwe Kanning von der Hochschule Osnabrück, der sich intensiv mit dem Coachingmarkt befasst. Ziel eines Coachings sei häufig, „volles Potenzial" zu entfalten, um möglichst glücklich oder reich zu werden. „Solche Coaches spielen mit den Träumen und Hoffnungen vieler Menschen", sagt Prof. Kanning.
Voraussetzung für ein professionelles Coaching: Zunächst ermitteln die Coachenden die Probleme des Klienten oder der Klientin individuell – und behandeln sie dann auch individuell. Stehen indes Standard-Methoden im Mittelpunkt des Coachings, die angeblich jedem Menschen zu Glück und Erfolg verhelfen, ist die Grenze zum Bereich des Unseriösen nicht weit. „Die Anzahl solcher Angebote hat stark zugenommen“, so Kanning.
Nicht blenden lassen
Aber erst einmal gilt es, sich bei den häufig online beworbenen Coaching-Angeboten nicht blenden zu lassen.
- Nicht selten wird auf den Websites mit zufriedener Kundschaft geworben. Dies habe eine hohe suggestive, emotionale Wirkung, sei aber kein Beleg für den tatsächlichen Erfolg, erklärt Kanning. Mitunter sei unklar, ob die Personen und die Zitate überhaupt existieren.
- Manchmal verweisen die Anbieter auch auf ihre eigenen Erfahrungen. „Aber bloß, weil jemand etwas seit zehn Jahren macht, muss es nicht automatisch richtig sein“, so Prof. Kanning.
Was beim Erstgespräch wichtig ist
Wer ein Coaching-Programm durchlaufen will, hat zunächst ein Erstgespräch. Dieses ist zumeist kostenlos, wie Alexander Brungs, Vorstand des Deutschen Coaching Verbandes (DCV) sagt.
Worum es dabei gehen sollte und worum nicht?
Was wichtig ist: Achten Sie darauf, dass das Erstgespräch ein Aufklärungsgespräch ist. Es geht darum, Probleme zu benennen, (realistische) Ziele zu formulieren – und vor allem: sich gegenseitig kennenzulernen.
Was unseriös ist: Das Ziel, „ganz leicht Millionär oder Millionärin werden“, kann nicht von vornherein Gegenstand eines Prozesses sein, den der DCV als „Coaching“ versteht. „Sicherlich werden Fragen zum Umgang mit Finanzen, zu Gehaltsverhandlungen, zu Berufs- und Lebenszielen, die mit der Einkommenshöhe verknüpft sind, häufig Thema in Coachings sein“, so Brungs. Das Versprechen auf konkrete Erfüllung von Kinderträumen aber gehöre nicht zur Arbeitsweise seriöser Fachleute.
Was seriös ist: Vertrag und Zahlweise sollten transparent sein. Von Online-Seminaren mit beliebig vielen Teilnehmern oder Jahresabos rät Brungs ab. Mit gutem Coaching hätten sie nichts zu tun. Letzteres zeichne sich vielmehr dadurch aus, dass Förderung auf persönlicher Ebene geboten werde. Und: „Es muss immer und jederzeit die Möglichkeit bestehen, aussteigen zu können.“ Klären Sie im Vorfeld, inwieweit Ihnen bei einem Abbruch Kosten entstehen.
Was wissenswert ist: „Begriffe wie Coaching oder Training sind nicht geschützt“, sagt Lars-Peter Linke vom Deutschen Verband für Coaching und Training (DVCT). Sein Rat: Überprüfen Sie die Berufs- und Lebenserfahrung eines Coaches. Lassen Sie sich das Zertifikat eines Coaching-Verbandes zeigen – es kann ein Hinweis auf eine qualifizierte Ausbildung sein. Allerdings: Laut Prof. Kanning gibt es um die 20 Coaching-Verbände. Auch wenn etwas auf den ersten Blick einen guten Eindruck macht: „Man muss solche Angebote kritisch hinterfragen“, empfiehlt der Wirtschaftspsychologe. Wie schlüssig sind die Berufs- und Lebenserfahrungen der Coachenden? Wie realistisch und individuell auf die Klient*innen zugeschnitten ist das angebotene Konzept?
Was verantwortungsvolle Coachings sonst noch auszeichnet
Bei unseriösen Offerten droht nicht nur ein finanzieller Schaden. Auch ist laut Prof. Kanning die Gefahr groß, dass der Klient oder die Klientin bei tieferliegenden Problemen keine Hilfe erfährt. Verantwortungsvoll Coachende kennen ihre Grenzen und verweisen an psychologische oder psychotherapeutische Fachkräfte.
Übrigens: Die Logik „Ganz leicht Millionär oder Millionärin werden“ bedeutet im Umkehrschluss: Wenn die angebotene Erfolgsmethode nicht wirkt, dann liegt’s wohl an der Kundschaft. So können neue Selbstzweifel entstehen. Deshalb der Appell der Fachleute: Seien Sie wachsam und durchschauen Sie rechtzeitig das (perfide) Muster.