Moderne Arbeitsmodelle im Überblick

Ortsunabhängig, digital und flexibel

Arbeit-Recht 6 min Lesedauer 03.03.2025
Moderne Arbeitsmodelle

Sie wollen Ihre Work-Life-Balance und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern oder spielen mit dem Gedanken, digitaler Nomade oder Nomadin zu werden? Das Timing könnte besser nicht sein:  moderne Arbeitsmodelle erfahren einen nie dagewesenen Aufwind. Arbeit und Digitalisierung rücken nicht zuletzt dank diverser Tools für das digitale Arbeiten näher zusammen.

Remote arbeiten, Hybrid-Modelle oder Jobsharing: Was bisher vor allem von Digitalnomaden und -nomadinnen , also Menschen, die ihren festen Lebensmittelpunkt gegen das Leben auf Reisen eingetauscht haben, gelebt wurde, ist inzwischen der Arbeitsalltag der Zukunft.

Moderne Arbeitsmodelle: Welche gibt es?

The New Normal – die neue Normalität – wird die heutige Art zu arbeiten auch genannt. Doch welche modernen Arbeitsmodelle erwarten uns eigentlich in Zukunft?

 1. Homeoffice oder hybrides Arbeiten

Die Arbeit von zu Hause aus statt klassisch im Büro – das war für viele während der Pandemiejahre Realität. Die Kombination aus Homeoffice und der Arbeit im Büro nennt sich hybrides Arbeiten. Laut einer aktuellen Studie des ZEW Mannheim, die auf einer Befragung von rund 1.200 Unternehmen im Juni 2024 basiert, ist hybrides Arbeiten weiterhin fest verankert. Die Studie zeigt, dass 82 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft mindestens einen Homeoffice-Tag pro Woche anbieten. Auch im verarbeitenden Gewerbe hat sich der Anteil der Unternehmen, die Homeoffice anbieten, seit der Pandemie auf 48 Prozent verdoppelt.

2. Remote Work, Workation & Co-Working

Remote Work bezeichnet die Arbeit von unterwegs aus. Besonders für Digitalnomaden und -nomadinnen ist dieses Arbeitsmodell sehr attraktiv. Um ihren Traum zu leben und mobiles Arbeiten unter besten Bedingungen umsetzen zu können, nutzen sie oft Co-Working-Spaces. Auch Unternehmen hierzulande ermöglichen ihren Mitarbeitenden inzwischen, in Co-Working-Spaces statt klassisch im Büro arbeiten. Dadurch soll mehr Raum für Kreativität und Flexibilität geschaffen werden.

Nicht nur in Großstädten werden Co-Working-Spaces eröffnet. Inzwischen finden sich auch einige auf dem Land, wie etwa:

The Vield in Vielitz

Bahnhofszeit in Nauen

Mindspot in St. Peter-Ording

Bei den ländlichen Co-Working-Möglichkeiten gebe es einige, die bewusst auf die Kombination aus Arbeit und Urlaub setzen. „Das nennt sich dann Workation“, sagt Hans-Albrecht Wiehler. Er ist Leiter des Landesbüros Niedersachsen der Genossenschaft CoWorkLand. „Der Gedanke dahinter ist: Ich arbeite mal einen halben Tag oder Tag und kann mich dann in der restlichen Zeit entspannen.“ Solche Modelle werden an touristisch attraktiven Orten, etwa an der Küste, in den Bergen und auf Bauernhöfen, angeboten.

3. Jobsharing und andere neue Arbeitszeitmodelle

Beim Jobsharing teilen sich zwei Menschen eine Vollzeitstelle. So können Führungspositionen in Vollzeit besetzt, während gleichzeitig die Teilzeit-Wünsche der Personen erfüllt werden. Daneben sorgen Arbeitszeitmodelle wie Gleitzeit oder Jahresarbeitszeit für mehr Flexibilität.

Ein Sabbatical kann ebenfalls Ausdruck eines modernen Arbeitsmodells sein. Hierbei füllen die Arbeitnehmenden über einen gewissen Zeitraum ein Arbeitszeitkonto an, um anschließend eine Zeit lang zu reisen und eine Pause vom Arbeitsalltag zu nehmen.

Arbeit und Digitalisierung: Vor- und Nachteile

Moderne Arbeitsmodelle sollten im besten Fall für mehr Selbstbestimmung sorgen. „Ein großes Pro beim Homeoffice ist die Flexibilität für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei der Örtlichkeit. Der Arbeitsweg fällt weg, vor allem für Familien mit Kindern ist das praktisch“, sagt Arbeitspsychologin Silke Weisweiler von der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Auf der anderen Seite hält eine Studie des Fraunhofer-Instituts und der DGFP fest, dass über 70% der Befragten negative Auswirkungen durch eine Entgrenzung bei den Beschäftigten ihres Unternehmens beobachten. Arbeitskräfte haben demnach Schwierigkeiten, Arbeits- und Privatleben zu trennen. Weisweilers Beobachtungen zu Arbeit und Digitalisierung unterstreichen dies. Gerade Videokonferenzen seien eine Herausforderung. Sie habe den Eindruck, „dass die Leute müde davon sind, ständig beobachtet zu werden.“

Was verändert sich durch New Work für Führungskräfte?

Für Vorgesetzte ist die neue Art zu arbeiten eine Herausforderung. Laut den Untersuchungen des Fraunhofer Instituts und der DGFP hätten 85,5% der Führungskräfte den Eindruck, dass mehr Kommunikation nötig sei, knapp 80% gaben an, mehr Koordinations-, Planungs- und Überprüfungsaufwand zu haben.

Arbeitspsychologin Silke Weisweiler fordert mehr Weiterbildungen für digitales Führen. „Aus meiner Sicht sind Führungskräfte nicht gut auf das Führen aus der Ferne vorbereitet“, sagt sie. Besonders das Vertrauen in die Mitarbeitenden: „Für die Führungskultur gilt, wenn kein Vertrauen in Präsenz vorherrscht, dann ist es auch nicht im Homeoffice da. Ohne Vertrauen funktioniert das nicht, das hat auch Auswirkungen auf die Leistung.“ Ein Mangel könne weitreichende Folgen haben: Es sei erwiesen, dass mehr Fehler passieren, wenn Arbeitskräfte das Gefühl haben, kontrolliert zu werden.

Wie wird modernes Arbeitsmodell möglich?

Sie möchten ebenfalls in den Genuss von beruflicher Mobilität oder anderen modernen Arbeitsmodellen kommen? Am einfachsten ist dies umzusetzen, wenn Sie selbstständig oder Gründerin oder Gründer sind. Dann bestimmen Sie, wie und von wo aus Sie arbeiten. Arbeiten Sie in einer Festanstellung, sollten Sie das Thema beim nächsten Mitarbeitergespräch platzieren.

Mobiles Arbeiten: zwei Tipps für den Erfolg

Damit mobiles Arbeiten zum Erfolg wird und Arbeitskräfte nicht unbeabsichtigt ihre Arbeitszeit in Social Media verbringen, hat die Beraterin für mobiles Arbeiten Teresa Hertwig zwei Tipps:

1. Silent Work

So funktioniert‘s: Teammitglieder schalten sich in einer Videokonferenz zusammen. Am Anfang wird kurz geredet, dann arbeitet jeder konzentriert vor sich hin. Die Kamera bleibt an, der Ton aus. „So lässt sich für zwei bis drei Stunden ein virtuelles Büro erschaffen“, sagt Hertwig, die empfiehlt, diese Methode mehrmals pro Woche anzuwenden. Gerade wenn allen zu Hause die Decke auf den Kopf fiele, sei das eine gute Möglichkeit, der Isolation entgegenzuwirken.

2. Die Pomodoro-Technik

Das Prinzip: Sie unterteilen Ihre Arbeit in Schritte von 25 Minuten. Während dieser Zeit konzentrieren Sie sich voll auf Ihre Aufgabe, anschließend gibt es eine kurze Pause, bevor der nächste Arbeitssprint beginnt. Der Name der Technik stammt von der Eieruhr, die in Italien klassischerweise die Form einer Tomate (ital.: pomodoro) hat. Hertwig schlägt für eine zweistündige Silent-Work-Session zwei Pomodoro-Sprints von jeweils 50 Minuten vor, dazwischen machen die Teammitglieder zusammen 10 Minuten Pause. Vor der Session werden Ziele festgehalten – am Ende wird der Erfolg in der Runde besprochen. Dabei gehe es nicht um Kontrolle. „Vielmehr lernen Beschäftigte so, ihre Zeit besser einschätzen und einteilen zu können.“

Herwig ist Gründerin von GetRemote, einer Beratung für Führungskräfte in Bezug auf moderne Arbeitsmodelle. Mehr Tipps gibt es auf ihrer Website oder in ihrem 2021 veröffentlichten Buch „30 Minuten, 360° Remote Work“.

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