Mogelpackungen entlarven
Das sind die Tricks der Hersteller
Eine auffällige Verpackung spielt im Supermarkt eine wichtige Rolle. Schließlich ist sie oft das erste, was die Kundschaft wahrnimmt. Doch bei genauerem Hinsehen entpuppen sich viele Produkte als sogenannte Mogelpackungen. Andreas Kaapke ist Marketing-Experte an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart. Er erklärt, was dahintersteckt: „Von Mogelpackungen spricht man immer dann, wenn eine Verpackung entweder mehr oder etwas Anderes verspricht als tatsächlich vorzufinden ist.” Das betrifft nicht nur Lebensmittel, sondern auch Kosmetika und andere Produkte.
Mogelpackungen: Hier wird getrickst
Ein aktuelles Beispiel: Die Dove Advanced Care Duschcreme wurde von der Verbraucherzentrale Hamburg als die neue Mogelpackung des Monats gewählt. Während das Vorgänger-Produkt Dove Pflegedusche noch 250 Milliliter enthielt, gibt es in der neuen Flasche nur noch 225 Milliliter – bei einem deutlichen Preisanstieg. Durch die Füllmengenreduzierung und Preiserhöhung müssen Verbraucherinnen und Verbraucher laut Verbraucherschützer fast das Doppelte für das Duschprodukt bezahlen als vorher – obwohl sich bei den Inhaltsstoffen fast nichts geändert hat.
Doch nicht nur die Füllmenge und der Preis können sich ändern, sondern auch die Rezeptur – so wie beim Granini Trinkgenuss Orange. Statt den bisherigen 100 Prozent enthält das Produkt laut Verbraucherzentrale Hamburg nur noch 50 Prozent Orangensaft. Der Rest wird mit Zuckerwasser aufgefüllt. Weil der Verkaufspreis aber gleichgeblieben ist, bezahlen Verbraucherinnen und Verbraucher bezogen auf den Fruchtsaftanteil jetzt das Doppelte. Das Tückische dabei: Es werde nur versteckt darauf hingewiesen, dass sich die Zusammensetzung des Produkts geändert habe.
Luftnummer: Die Verlockung der Größe
Doch warum funktionieren die Methoden der Hersteller? „Bisweilen vermittelt Größe Wertigkeit und damit einen Vorteil gegenüber anderen Alternativen“, erklärt Kaapke. Und: Gerade bei Markenprodukten, insbesondere bei Genussartikeln wie Süßigkeiten oder Snacks, seien Verbraucherinnen und Verbraucher weniger preissensibel, fügt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg hinzu. Selbst wenn Mogelpackungen erkannt werden, schauen viele Konsumenten häufiger darüber hinweg.
So werden Preiserhöhung geschickt versteckt
Dennoch versuchen die Hersteller, Preiserhöhungen durchzusetzen, ohne dass sie bemerkt werden, erklärt Valet. Dabei ginge es nicht nur um ein paar Cent: „Wenn man die Preiserhöhung auf den Grundpreis hochrechnet, liegen die meisten zwischen 20 bis 40%.“ Würde man diesen Betrag auf den Preis draufschlagen, würde das laut Valet viel mehr auffallen.
Ob Shrinkflation, Skimpflation oder Luftpackungen: Die Täuschungsmanöver der Hersteller sind vielfältig. Die Verbraucherzentrale Hamburg hat die 12 beliebtesten Tricks zusammengefasst. Dazu gehören:
- der Günstiger-Trick: Das ist der Fall, wenn nicht nur die Füllmenge verringert, sondern auch der Preis gesenkt wird. Allerdings entspricht der Preisnachlass nicht dem reduzierten Inhalt.
- der Händler-Trick: Ein und dasselbe Produkt wird bei verschiedenen Einzelhändlern in Packungen mit unterschiedlichen Füllmengen verkauft – zum gleichen Preis.
- der Sorten-Trick: Das heißt, dass verschiedene Sorten eines Produkts mit weniger Inhalt zum gleichen Preis verkauft werden.
Sind Mogelpackungen erlaubt?
Laut Mess- und Eichgesetz sind Mogelpackungen im Grundsatz verboten. „Packungen dürfen nicht mehr Inhalt vortäuschen, als tatsächlich drin ist“, fasst Valet den Grundsatz zusammen. Eine konkrete Verordnung gebe es dafür aber nicht. Dennoch habe sich ein Richtwert etabliert: Eine Packung darf nicht mit mehr als 30 Prozent Luft gefüllt sein. Doch laut Valet gibt es Ausnahmen – zum Beispiel, wenn die Verpackung ein Sichtfenster enthält oder man den Inhalt erfühlen kann. Dann dürfe unter Umständen noch mehr Luft enthalten sein.
Doch Experten fordern weitere Vorgaben. So setzen sich etwa die Verbraucherzentrale Hamburg und foodwatch für eine klare Kennzeichnung von Produkten ein, die trotz weniger Inhalt zum gleichen Preis verkauft werden. Außerdem sollten Valet zufolge auch die Packungen schrumpfen, wenn der Inhalt schrumpft.
So erkennt man Mogelpackungen
Um sich vor Ärger zu schützen, sollte man aufmerksam sein. Doch dabei gibt es ein Problem: Um die Unterschiede in Füllmenge, Zusammensetzung oder Verpackungsgröße zu bemerken, müsse man laut Valet die alten und neuen Produkte nebeneinander im Regal stehen haben. „Und das ist meistens nicht der Fall“, so der Experte. Trotzdem gibt es ein paar Tipps, die dabei helfen, Mogelpackungen zu erkennen:
- Ein Blick auf Gewichtsangabe oder den Grundpreis kann dabei helfen, um herauszufinden, ob das Produkt genauso viel bietet wie zuvor. Außerdem lassen sich so verschiedene Produkte miteinander vergleichen.
- Manchmal kann das Ertasten des Inhalts in der Verpackung darauf hinweisen, wieviel Produkt tatsächlich enthalten ist.
- Es kann sich lohnen, sich vor dem Einkauf zu informieren – zum Beispiel einen Blick auf die Mogelpackungsliste der Verbraucherzentrale Hamburg zu werfen. Aber auch auf Social Media gibt es Beiträge von Konsumentinnen und Konsumenten, die nicht akzeptable Verpackungen kritisieren, weiß Kaapke.