Musik-Streaming im Investment-Check: Wo spielt die Musik?
Musik-Streaming-Dienste haben die Art und Weise, wie wir Musik hören, in den letzten Jahren grundlegend verändert. Dieser Artikel beleuchtet die Branche aus einer Anlageperspektive und klopft ihre Chancen und Risiken ab.
Eine Analyse von Thomas Behnke, Busch und Partner| Werbemitteilung
- Streaming gibt den Ton an
- Erst presto, jetzt moderato
- Spotify dominiert
- Hohe Lizenzgebühren drücken auf Margen
- Tencent Music komponiert eigene Gewinnstrategie
- Spotify und TME gegen die Tech-Giganten
- Wer führt die Bewertungen an?
- Performancevergleich Tencent Music Entertainment Group und Spotify auf Sicht von 5 Jahren
- Investment-Beispiele Aktien
Wenn draußen der Wind pfeift und Regentropfen ans Fenster klopfen, gibt es kaum etwas Schöneres, als sich gemütlich zurückzulehnen und die Lieblingsmusik, spannende Podcasts oder fesselnde Hörbücher zu genießen.
Streaming gibt den Ton an
Kam früher der Sound von der Schallplatte, der Musikkassette oder der CD, geben heute vor allem Musik-Streaming-Dienste den Beat auf die Ohren. Anbieter wie Spotify und Apple Music haben das Hörverhalten in den letzten Jahren grundlegend revolutioniert. Sie bieten viel Musik für vergleichsweise wenig Geld. Durch die Verbreitung von Smartphones und schnellem Internet ist das Streaming von Musik inzwischen weltweit auf dem Vormarsch.
Nach Angaben des internationalen Branchenverbandes IFPI lag der Anteil am gesamten Musikumsatz im Jahr 2023 bei über 67 % – Tendenz steigend. Mit 48,9 % entfiel der Großteil auf Musik-Streaming-Dienste, die gegen eine monatliche Gebühr unbegrenzten Zugriff auf ihre Inhaltebibliotheken bieten. Ein Vorteil des Abo-Geschäftsmodells ist die Stabilität durch regelmäßig wiederkehrende Einnahmen. Werbefinanziertes Streaming, dessen Umsätze volatiler sind, hatte einen Anteil von 18,5 %.
Erst presto, jetzt moderato
Mit der weltweit steigenden Nachfrage nach On-Demand-Inhalten ist auch der Gesamtumsatz durch Abos von Musik-Streaming-Diensten in den letzten Jahren stark gestiegen. Von 2017 bis 2023 hat er sich mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von knapp 15 % auf über 25 Mrd. US-Dollar mehr als verdoppelt. Für das Jahr 2024 wird ein weltweites Volumen von 29,6 Mrd. US-Dollar prognostiziert. Bis 2027 wird ein jährlicher Anstieg von rund 4,7 % auf rund 34 Mrd. US-Dollar erwartet.
Obwohl Streaming heute weltweit der wichtigste Umsatztreiber der Musikindustrie ist und ein anhaltender Aufwärtstrend zu erwarten ist, hat sich das Wachstum in den letzten Jahren jedoch verlangsamt und damit nach den anfänglich enormen Steigerungen aufgrund von Basiseffekten normalisiert. Gleiches gilt für das Wachstum der Zahl der Musik-Streaming-Abonnenten, die inzwischen weltweit bei über 700 Millionen liegt.
Spotify dominiert
Spotify ist gemessen an der Nutzerzahl die weltweit beliebteste Audio-Streaming-Plattform. Sie gehört dem 2006 gegründeten Unternehmen Spotify Technology. Im 2. Quartal 2024 zählte der in 184 Märkten vertretene Dienst 626 Mio. monatlich aktive Nutzer. Davon waren 246 Mio. Premium-Abonnenten, die 88 % des Konzernumsatzes ausmachten.
In seiner strategischen Ausrichtung setzt Spotify auf die Gewinnung weiterer Premium-Abonnenten und investiert in den Ausbau des Angebots. Dazu gehört die kontinuierliche Ausweitung der Inhaltebibliothek, die mehr als 100 Mio. Songs und über 6 Mio. Podcasts umfasst. Neu im Repertoire sind Live-Listening-Partys, mehr als 250.000 Video-Podcasts sowie über 350.000 Hörbücher.
Obwohl Spotify Technology als Pionier und Platzhirsch der On-Demand-Musikbranche bereits nennenswerte Umsätze erzielt, sieht es mit der Profitabilität noch relativ mau aus. Zwar konnte im 1. und 2. Quartal 2024 jeweils ein Gewinn nach Steuern erzielt werden, ob sich diese Entwicklung jedoch nachhaltig fortsetzt, bleibt abzuwarten. Bislang schrieb der Konzern auf Jahressicht jeweils rote Zahlen. 2023 stand bei einem Umsatz von 14,32 Mrd. US-Dollar ein Verlust nach Steuern von 575 Mio. US-Dollar zu Buche.
Hohe Lizenzgebühren drücken auf Margen
Spotify und andere Streaming-Anbieter sind stark von den Lizenzgebühren abhängig, die an Rechteinhaber gezahlt werden. Diese Kosten zehren einen großen Teil der Einnahmen auf und schmälern die Margen. Die Streamer setzen zudem stark auf das Freemium-Modell: Ein erheblicher Teil der Nutzer nutzt in der Regel die angebotene, werbefinanzierte Version, was Teil der Strategie ist, neue Nutzer durch kostenlose Angebote zu gewinnen und später in zahlende Abonnenten umzuwandeln. Dies ist und bleibt jedoch eine große Herausforderung.
Zudem bleiben die Verhandlungen mit der Musikindustrie über Preise und Angebote ein ständiges Risiko. Die Plattformen sind stark von den Inhalten der Majors wie Universal Music, Sony Music und Warner Music abhängig, die aufgrund ihrer Marktmacht bei den Verhandlungen am längeren Hebel sitzen.
Tencent Music komponiert eigene Gewinnstrategie
Dass man als Musik-Streamer dennoch bereits nachhaltig Geld verdienen kann, zeigt die Tencent Music Entertainment Group (TME). Sie schreibt seit Jahren schwarze Zahlen. Im Geschäftsjahr 2023 waren es bei einem Umsatz von umgerechnet 3,92 Mrd. US-Dollar unter dem Strich 694 Mio. US-Dollar Gewinn nach Steuern.
TME ist Chinas führender Anbieter für Audio-Entertainment. Er bietet eine große Musikauswahl, die sowohl lizenzierte als auch selbst- und koproduzierte Inhalte umfasst und über die Apps QQ Music, Kugou und Kuwo unterschiedlichen Zielgruppen zugänglich gemacht wird. An dieser Stelle erwähnenswert: TME ist in einem Joint Venture, das zu 19,92 % an dem weltweit größten Musiklabel Universal Music Group beteiligt ist, was den Zugang zu Inhalten erleichtert.
Außerdem gehören die Karaoke-App WeSing, Live-Streaming und interaktive Social-Media-Dienste zum Portfolio von TME. Mit dieser Kombination aus Musik und Nutzerinteraktion unterscheidet sich das Geschäftsmodell von anderen Streaming-Diensten. Das Unternehmen hatte zuletzt 117 Mio. zahlende Musikabonnenten und 7,9 Mio. Abonnenten in seinen Social-Media-Kanälen. Die Einnahmen sind gut diversifiziert und stammen sowohl aus den Abos (zuletzt 52,2 % des Gesamtumsatzes) als auch aus werbefinanzierten Gratisdiensten und den Social-Media-Aktivitäten.
Wichtig ist auch, dass die Gruppe zu 53 % dem Internet- und Technologiekonzern Tencent Holdings gehört und somit von dessen Verbindungen und Ressourcen profitiert, einschließlich der Integration in das reichweitenstarke Tencent-Ökosystem. Auch dank dieser Verbindung nimmt TME auf dem schnell wachsenden chinesischen Musik-Streaming-Markt eine bedeutende und im Vergleich zu globalen Wettbewerbern dominierende Position ein.
Spotify und TME gegen die Tech-Giganten
Grundsätzlich ist die Branche jedoch von einem starken Wettbewerb geprägt. Spotify und TME konkurrieren mit Apple Music, Amazon Music und YouTube Music. Diese Dienste gehören zu großen Konzernen und sind in deren Ökosysteme integriert, wodurch sie Zugang zu einer großen potenziellen Kundenbasis haben und von Netzwerkeffekten profitieren. Zudem haben sie aufgrund ihrer Finanzkraft Vorteile bei der Preisgestaltung und dem Zugang zu Inhalten. Der Auf- und Ausbau der eigenen Musik-Streaming-Plattformen kann zudem durch andere Umsatzquellen finanziert werden.
Wer führt die Bewertungen an?
Bei Apple, Amazon und der YouTube-Mutter Alphabet machen Musik-Streaming-Angebote jedoch nur einen Bruchteil des jeweiligen Gesamtumsatzes aus, sodass diese Tech-Giganten aus Investmentsicht nicht zur Kategorie Musik-Streaming gezählt werden können. Die Auswahl beschränkt sich daher auf die beiden Branchengrößen Spotify und TME, deren jeweilige Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen werden müssen. In den Bewertungscharts führt derzeit Tencent mit einem KGV von rund 19, das unter dem historischen Durchschnitt von 33,7 liegt. Spotify kommt aufgrund der erwarteten geringen Profitabilität sowie der deutlich besseren Kursentwicklung in den letzten beiden Jahren auf eine deutlich höhere KGV-Bewertung von über 60.
Performancevergleich Tencent Music Entertainment Group und Spotify auf Sicht von 5 Jahren
Investment-Beispiele Aktien
Name | ISIN | Aktueller Kurs | KGV* (2024) | Gewinn/Aktie (2024**) | Dividende (2024**) | Dividenderendite (2024**) |
---|---|---|---|---|---|---|
Spotify Technology | LU1778762911 | 376,95 EUR | 63,9 | 5,89 EUR | 0,00 EUR | 0,00 % |
Tencent Music Entertainment Group (ADRs) | US88034P1093 | 10,80 EUR | 20,0 | 0,54 EUR | 0,05 EUR | 0,46 % |
*KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis; ** Prognose (Quelle: FactSet); Stand: 11.11.2024