Nachhaltig reisen – darauf sollten Sie achten
7 Fragen, die Sie sich vor der Urlaubsplanung stellen sollten
Nachhaltigeres Reisen steht für viele Menschen immer mehr im Vordergrund. 73% der Deutschen ist diese Art des Reisens wichtig, ergab eine unabhängig durchgeführte Umfrage der Online-Reiseagentur booking.com im Februar 2023 unter mehr als 33.000 erwachsenen Reisenden aus 35 Ländern und Gebieten. Fast zwei Drittel (63%) der deutschen Befragten sind der Ansicht, dass die Menschen jetzt handeln und nachhaltigere Entscheidungen treffen müssen, um den Planeten für künftige Generationen zu retten.
Doch was bedeutet nachhaltiges Reisen? Ganz auf Urlaub zu verzichten? Sicher nicht. Vielmehr geht es darum, bewusster zu reisen. Das ist gar nicht so schwer und in der Regel auch nicht mit mehr Kosten verbunden. Wir geben Tipps, wie Sie bei Ihrem nächsten Ausflug, verlängerten Wochenende oder Urlaub auf Ihren CO2 -Abdruck achten können.
1. Muss ich auf das Fliegen verzichten?
Der CO2-Rechner „myclimate“ zeigt: Ein Hin- und Rückflug von Frankfurt am Main nach Mallorca emittiert pro Person 619 kg CO2 pro Person. Wer nicht auf das Fliegen verzichten möchte, kann die Klimawirkung ausgleichen oder reduzieren: Sie können Ihren Flug über einen Beitrag für ein Klimaschutzprojekt kompensieren – viele Fluggesellschaften bieten das an. Buchen Sie zudem möglichst Direktflüge. Denn ein Großteil der Emissionen wird während des Starts und der Landung freigesetzt. So spielen auch die Anzahl der Zwischenlandungen bei der Umweltbelastung eine Rolle. Direktflüge sind zwar meist etwas teurer, für die Umwelt aber um einiges besser.
2. Worauf bei einer Kreuzfahrt achten?
Steigende Treibhausgasemissionen und starke Luftverschmutzung sind weiterhin die größten Probleme der Kreuzfahrtbranche, zeigt das Kreuzfahrtranking des Deutschen Naturschutzbundes (NABU). Besonders besorgniserregend sei der drastische Anstieg von Methanemissionen durch die LNG-Nutzung. Diese sind laut NABU kurzfristig über 80mal klimaschädlicher als CO₂.
Unser Tipp: Erkundigen Sie sich bei den Anbietenden, über welche technischen Lösungen sie verfügen und welche Maßnahmen sie zur Nachhaltigkeit unternehmen. Einige Reedereien nutzen zum Beispiel bereits synthetisches Methanol, um ihre Kreuzfahrtschiffe klimaneutral zu betreiben.
3. Sollte ich lieber im eigenen Land bleiben?
Seit der Corona-Pandemie liegt Urlaub im eigenen Land noch mehr im Trend. Die Reise in ein nahegelegenes Urlaubsziel spart Zeit und schont die Umwelt.
Unser Tipp: Bei Reisen unter 700 km bestenfalls auf umweltschonendere Verkehrsmittel setzen. Zum Beispiel bietet sich eine klimaschonende Anreise mit der Bahn oder vielleicht sogar mit dem Fahrrad oder E-Bike an. Vor Ort kann man die Umgebung ebenfalls umweltfreundlich erkunden, entweder mit dem Rad oder öffentlichen Verkehrsmitteln statt mit einem Mietwagen. Das gilt natürlich auch für den Urlaub im Ausland.
4. Worauf kann ich beim Packen achten?
Je mehr Gewicht Ihr Gepäck hat, desto mehr Energie wird verbraucht und desto mehr CO2 produziert. Das gilt für Autoreisen, Schifffahrten und Flüge. Also gilt: Weniger ist mehr!
Unser Tipp: Für die Körperpflege gibt es mittlerweile eine große Auswahl an plastikfreien Waschstücken zum Duschen oder Haarewaschen. Beim Sonnenschutz sorgt eine Bio-Variante dafür, dass Mikroplastik und Chemikalien weder dem Wasser noch dessen Lebewesen schaden. Packen Sie doch zum Shoppen vor Ort einen Baumwollbeutel ein, der nicht viel Platz im Gepäck wegnimmt. Für Backpacker*innen bietet es sich außerdem an, eine Trinkflasche einzupacken, die man immer wieder auffüllen kann, und bei Bedarf eine Edelstahl-Thermobox und Besteck für gekauftes oder selbst gekochtes Essen.
5. All-inclusive oder Individualreisen – spielt das eine Rolle?
Ob Pauschal- oder Individualreise – wie nachhaltig Ihr Urlaub ist, hängt davon ab, was Sie daraus machen. Nachhaltiges Reisen hat nämlich nicht nur eine ökologische, sondern auch eine soziale Komponente. Viele Länder sind stark vom Tourismus abhängig. Wer bei seinem Urlaub die Bevölkerung besonders unterstützen möchte, sollte lokal einkaufen und essen. Saisonale, regionale und ökologisch produzierte Lebensmittel stärken nicht nur die Wirtschaft vor Ort, sondern bringen den Reisenden die lokale Esskultur näher. Gerade auf lokalen Märkten, Garküchen oder Straßenständen findet man zum Beispiel nachhaltiges und authentisches Essen und andere Produkte. Das ist bei All-inclusive-Angeboten weniger der Fall. Die Vorbereitung einer auf Nachhaltigkeit fokussierten, selbst geplanten Reise kostet vielleicht etwas mehr Zeit, kann aber auch abwechslungsreicher als ein All-inclusive-Urlaub sein.
6. Gibt es Nachhaltigkeitssiegel für den Tourismus?
Es existieren weltweit mehr als 200 Labels für Nachhaltigkeit im Tourismus. Daher kann es schwierig für Reisewillige sein, sich im Nachhaltigkeitsdschungel zurechtzufinden. Orientierung finden Sie hier:
- Die Website tourismus-labelguide.org der Schweizer Non-Profit-Organisation fairunterwegs stellt ausgewählte Gütesiegel vor. Die empfohlenen Labels zeichnen Urlaubsreisen aus, die Menschenrechte respektieren, natürliche Ressourcen sowie das Klima schonen und der Bevölkerung in den Zielgebieten nutzen.
- Auf dem unabhängigen Portal destinet.eu finden Sie neben allen Labels und Standards weltweit auch Tausende Tourismusbetriebe, Destinationen und Reiseunternehmen, die mit einem Nachhaltigkeitssiegel ausgezeichnet sind.
- Die kostenlose App „Travel Green Europe“ unterstützt Sie bei Ihrer nachhaltigen Reiseplanung mit einer Übersicht zu nachhaltigen Anbietenden in verschiedenen Ländern.
- Eine Übersicht des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) zu den wichtigsten Zertifikaten und Siegeln für Umweltschutz hilft bei der Suche nach nachhaltigen Hotels in Deutschland.
7. Was kann ich vor Ort tun?
Die Antwort ist recht einfach: das Gleiche wie zu Hause! Also das Fahrrad oder den ÖPNV nutzen, möglichst Strom und Wasser sparen und darauf achten, dass das Licht nicht unnötig brennt oder die Klimaanlage läuft. Handtücher können mehrmals benutzt werden. Vermeiden Sie beim Einkauf vor Ort Plastik und wählen Sie regionale Produkte. Gehen Sie auch im Urlaub verantwortungsvoll mit Müll um.
Was Tiere und Pflanzen betrifft, ist es empfehlenswert, sich vorher über deren Verbreitung und Schutz zu informieren. So können Sie sicher sein, dass Sie nichts falsch machen. Veranstaltungen wie Tiershows sollten vermieden werden, da sie oft Tierquälerei sind. Achten Sie auch beim Souvenirkauf auf gefährdete Tier- und Pflanzenarten.
Nachhaltiger Tourismus: Jede*r kann dazu beitragen
Forschende der Universität von Sydney haben errechnet, dass der globale Tourismus für 8% der gesamten CO2-Emissionen der Menschheit verantwortlich ist. Die Weltorganisation für Tourismus (UNWTO) definiert nachhaltigen Tourismus als „eine Einrichtung, die die gegenwärtigen und künftigen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Auswirkungen voll berücksichtigt, um den Bedürfnissen der Besucher, der Industrie, der Umwelt und der gastgebenden Gemeinschaften gerecht zu werden“. Wenn wir alle nur ein paar Tipps befolgen, ist dem nachhaltigen Tourismus schon viel geholfen.
Sie wollen wissen, was die ING für mehr Nachhaltigkeit tut? Hier finden Sie einen Überblick.