Was kann nachhaltige Geldanlage bewirken?
Welchen Einfluss Investoren haben
Nachhaltige Geldanlagen sind in den vergangenen Jahren vom Nischenprodukt zum Boom geworden. Nach Daten des Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI) stecken in Deutschland mehr als 630 Milliarden Euro in nachhaltigen Fonds. Das entspricht 50 Prozent aller Anlagen in Publikumsfonds. Tendenz: stark steigend. Ob das Geld eine nachhaltige Wirkung erzielt, hängt wesentlich von der Art des Investments ab.
Unterstützt mein Geld gute Unternehmen?
Nachhaltig orientierte Anleger*innen möchten, dass ihr Geld in ökologisch fortschrittliche und sozial engagierte Unternehmen fließt. Einen direkten Einfluss haben Investoren jedoch nur, wenn sie sich an Energie-, Wald- oder Wasserprojekten beteiligen, die andernfalls nicht entstehen würden. Solche Anlagen sind für Kleinanleger*innen jedoch mit einem hohen Risiko bis zum Totalausfall verbunden.
Ausgerechnet bei Aktien ist der Einfluss jedoch begrenzt. Obwohl er häufig als Investition in eine Firma bezeichnet wird, bei der man Miteigentümer wird, fließt beim Aktienkauf kein Geld in das Unternehmen. Beim Börsenhandel wechselt die Aktie nur den Besitzer. Das Geld bekommt der Verkäufer, nicht das Unternehmen. Anders läge der Fall bei einem Börsengang oder einer Kapitalerhöhung, wenn also erstmalig neue Aktien angeboten werden.
Also stellt sich die Frage, ob Anleger*innen Unternehmen mit fragwürdigen Produkten oder Geschäftspraktiken abstrafen können, indem sie die Aktie verkaufen. Das funktioniert nur bedingt. Da es keine herrenlosen Aktien gibt, steht jedem Verkauf ein Kauf gegenüber. Der Preis richtet sich danach, welcher Wert dem Unternehmen zugeschrieben wird. Einzelne Verkäufe ändern den Börsenwert nicht. Nur wenn viele Investoren aufgrund schlechter Geschäftsaussichten verkaufen, würde der Aktienkurs sinken. Unternehmen können also durch einen Aktienverkauf nicht auf dieselbe direkte Weise abgestraft werden, als wenn Verbraucher*innen auf Flüge, gentechnisch hergestellte Lebensmittel oder torfhaltige Blumenerde verzichten.
Ein sinkender Aktienkurs führt zwar nicht automatisch dazu, dass Unternehmen fragliche Geschäftspraktiken einstellen. Dennoch können die Folgen eines Kursrutsches ein Umdenken bewirken. Etwa, weil das Management weniger Gehalt bekommt, da dies an den Aktienkurs gekoppelt ist. Oder weil die Kreditkosten steigen, weil Banken höhere Zinsen verlangen. Möglicherweise leidet auch der Ruf des Unternehmens oder es gehört wegen des gesunkenen Börsenwertes nicht länger zu den renommierten Firmen in einem Aktienindex wie dem DAX.
Haben Kleinanleger*innen keinen Einfluss auf börsennotierte Unternehmen?
Auch wenn ihr Einfluss begrenzt erscheinen mag, gänzlich ohne Einfluss sind Aktionäre nicht. Als Miteigentümer können sie auf der Hauptversammlung das Wort ergreifen und mit ihrer Stimme Entscheidungen beeinflussen. Vorschläge engagierter Aktionäre können auf diese Weise eine Mehrheit finden.
Wer statt Einzelaktien Fondsoder ETFs hält, kann sich von seinen Fondsgesellschaften vertreten lassen. Fondsgesellschaften verwalten das Geld von Millionen Anleger*innen. Die gebündelten Stimmrechte sorgen für Einfluss auf der Hauptversammlung. Viele Fondsanbieter engagieren sich darüber hinaus im direkten Dialog, um die Unternehmen zu mehr Umweltschutz, Klimaschutz, verbesserten Arbeitsbedingungen, den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen oder zur Änderung überholter Geschäftsmodelle zu bewegen.