Woran man nachhaltige Geldanlagen erkennt
Orientierung in unübersichtlichem Gelände
Anlegerinnen und Anleger achten verstärkt darauf, an welchen Unternehmen sie sich beteiligen. Sie machen sich Gedanken über den Klimaschutz, umweltfreundliche Produktion und faire Arbeitsbedingungen. Doch woran erkennt man nachhaltige Geldanlagen?
Wann gelten Geldanlagen als nachhaltig?
Noch gibt es weder eine einheitliche Definition noch verbindliche Regeln, die festlegen, was nachhaltige Geldanlagen sind. Viele Unternehmen, Fonds oder ETFs verwenden sogenannte ESG-Kriterien für Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung. Ob die Nachhaltigkeitsziele eingehalten werden oder Unternehmen für die Aufnahme in einen nachhaltigen Fonds oder ETF in Frage kommen, prüfen die Fondsanbieter und berufen sich dabei auch auf Analysten und Ratingagenturen. Die Einschätzung kann jedoch je nach Anbieter unterschiedlich ausfallen.
Nachhaltige Fonds, ETFs, Aktien oder Anleihen erkennt man oft an den Kürzeln ESG oder SRI. Häufig tragen sie Zusätze wie „sustainable“, „grün“, „nachhaltig“ oder „Klima“ im Namen. Im Mai 2024 wurden dazu Leitlinien veröffentlicht, die die Fondsanbieter nun anwenden – eine große Verbesserung für die Transparenz von nachhaltigem Investieren. Wer sein Geld verantwortungsvoll anlegen möchte, kann nach Investments suchen, die den eigenen Kriterien von Nachhaltigkeit entsprechen. Bei der Auswahl können unterschiedliche Strategien helfen:
Ausschlussverfahren (Negativkriterien)
Bei der Zusammensetzung des Portfolios werden einzelne Branchen ausgeschlossen, die viele Menschen ethisch oder ökologisch bedenklich finden. Das betrifft vor allem Unternehmen, die ihr Geld mit Alkohol, Tabak, Kohle, Öl, Rüstung, Glücksspiel oder Pornografie verdienen.
Gezielte Investitionen (Positivkriterien)
Bei diesem Ansatz schaffen es zu einem gewissen Anteil Unternehmen ins Portfolio, die für klimafreundliches oder ressourcenschonendes Wirtschaften stehen. Beispiele sind Unternehmen, die sich in bestimmten Bereichen wie regenerative Energien, ökologisches Bauen oder Einsatz von Recycling besonders engagieren oder innovative Technologien entwickeln. Es gibt zahlreiche Fonds, die Wertpapiere nach diesen positiven Kriterien auswählen.
Best-in-Class
Best-in-Class heißt nicht unbedingt, dass das ausgewählte Unternehmen sich wirtschaftlich besser präsentiert als die Konkurrenz, sondern dass es in einem konkreten Aspekt im Vergleich zum Wettbewerb Vorbild ist, zum Beispiel bei sozialen, ökologischen oder ethischen Themen.
Anlegerinnen und Anleger sollten auch nicht die Macht des Stimmrechts unterschätzen. Viele Fonds oder Banken setzen sich für mehr soziales und ökologisches Handeln in Unternehmen ein und richten ihr Abstimmungsverhalten auf Hauptversammlungen danach. Wer sich also nicht nachhaltig aufstellt, hat es unter Umständen auch schwerer, eine günstige Finanzierung für sein Unternehmen zu bekommen.
SFDR – eine Verordnung für mehr Transparenz
Für Anlegerinnen und Anleger auf der Suche nach nachhaltiger Geldanlage ist diese Begriffs- und Methodenvielfalt verwirrend. Mit der „Nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzsektor“ (Sustainable Finance Disclosure Regulation, SFDR) oder kurz Offenlegungsverordnung, versucht die Europäische Union, zumindest einen Teil dieses Problems zu lösen und für mehr Transparenz zu sorgen.
Die seit 2021 geltenden SFDR-Regeln verpflichten unter anderem Vermögensverwaltungen und Fondsgesellschaften dazu, Finanzprodukte wie Fonds wie zum Beispiel. ETFs zu kategorisieren.
Ziel der SFDR-Regeln ist es, harmonisierte Vorschriften für Finanzmarktteilnehmerinnen und -teilnehmer sowie Finanzberaterinnen und Finanzberater im Hinblick auf Finanzprodukte zu etablieren. Dadurch soll es mehr Transparenz bei der Einbeziehung von Nachhaltigkeitsrisiken, nachteiligen Nachhaltigkeitsauswirkungen und der Nachhaltigkeit von Finanzprodukten geben – denn sie fallen automatisch in eine von drei Kategorien, die auf den Webseiten der Anbieter oder im Wertpapierprospekt angegeben sind:
- Artikel 6: Finanzprodukte nach Artikel 6 müssen lediglich beschreiben, wie Nachhaltigkeitsrisiken ihre Entscheidungen beeinflussen und sich auf den Wert der Investition auswirken könnten.
- Artikel 8: Finanzprodukte nach Artikel 8 fördern entweder ökologische oder soziale Merkmale oder beide. Sie berücksichtigen also im weiteren Sinne nachhaltige Kriterien.
- Artikel 9: Finanzprodukte nach Artikel 9 streben eine nachhaltige Investition an. Häufig werden präzise ökologische oder soziale Nachhaltigkeitsziele verfolgt, etwa negative Auswirkungen auf die Umwelt, Gesellschaft oder die Beschäftigten zu reduzieren, die Menschenrechte zu achten oder Korruption und Bestechung zu bekämpfen.