No-Spend-Challenge: Sparen mal anders

Weniger Konsum, mehr Geld

Spartipps 5 min Lesedauer 14.11.2023
No Spend Challenge

Der Januar ist für viele Menschen der Monat, in dem sie freiwillig verzichten – sei es Alkohol, Zucker oder Fleisch. Seit einiger Zeit kursiert ein weiterer, ähnlicher Trend in den sozialen Netzwerke: Die No-Spend-Challenge. Dabei verzichtet man für eine Woche, einen Monat oder noch auf alle nicht notwendige Ausgaben – mit dem Ziel, möglichst viel Geld zu sparen. Aber was genau steckt dahinter und was sind die Vor- und Nachteile dieser Sparmethode?

Gut zu wissen: So viel Geld sparen die Deutschen
Laut einer Erhebung des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2022 sparen die Bundesbürger*innen pro Kopf, gemessen an ihrem verfügbaren Einkommen, im Durchschnitt rund 260 Euro pro Monat. Auf das Jahr gerechnet kommen so etwa 3.120 Euro zusammen.

No-Spend-Challenge: Was ist das?

Schon seit einiger Zeit geht die No-Spend-Challenge auf TikTok und Instagram viral: In einem bestimmten Zeitraum wird auf alle nicht notwendigen Anschaffungen verzichtet, die einzelnen Tage werden abgehakt und mit der Community geteilt.

Ausgenommen von der Challenge sind alle Fixkosten wie beispielsweise Miete, Telefon und Internet. „Automatisierte Abbuchungen vom Konto durch Daueraufträge zählen nicht“, erklärt Bianka Thielcke, Finanzcoachin von „Ein guter Start“. „Es geht um bewusstes Kaufen.“ Die Ersparnis-Ergebnisse können sich im Rahmen von 1.500 Euro in einem Monat oder rund 13.000 Euro in einem Jahrbewegen.

Aber: Nach der Challenge geht es nicht wie etwa bei einer Crash-Diät darum, sich nach erfolgreichem Bestehen „endlich mal wieder etwas zu gönnen“. Sondern darum, den Umgang mit Geld langfristig zu verändern und gründlicher über seine Ausgabegewohnheiten nachzudenken.

No-Spend-Challenge umsetzen: So geht’s

Laut Bianka Thielcke haben wir beim Thema bewusste Geldausgabe schnell das Gefühl, in einen Mangel zu kommen. „Es braucht Zeit, sich umzustellen und positive Erfolgserlebnisse zu machen, damit man merkt, dass einem gar nichts fehlt“, so die Expertin.

Daher empfiehlt die Finanzcoachin, erst einmal mit zehn Tagen zu starten. „Das kann schon viel bewirken. Das auswärts Essen gehen fühlt sich danach auf einmal wieder besonders an. Und obendrein spart man einige Euros.“ Wer die zehn Tage erfolgreich geschafft hat, versucht sich einen Monat an der No-Spend-Challenge. Ihr Tipp: „Es macht Sinn, sich zu überlegen, wofür man genau Geld sparen möchte. Das motiviert“, so Thielcke.

Außerdem solle man sich die Frage stellen: Worauf möchte ich verzichten? „Begrenzen Sie es auf einen Bereich, wenn Sie nicht direkt aufs Ganze gehen wollen“, rät Bianka Thielcke. Ein konkretes Ziel könne etwa so aussehen: Ich kaufe mir einen 30 Tage lang keine Kleidung und gebe das gesparte Geld für ein Wellness-Wochenende aus. „Indem Sie die Challenge so lenken, fühlt es sich weniger nach einem Mangel an.“

Budgeting: Das sind die Vorteile

Bianka Thielcke sieht viele Vorteile in der No-Spend-Challenge. „Das eigene Konsumverhalten wird auf die Probe gestellt, und Routinen werden reflektiert: Ist der Coffee-to-go wirklich nötig? Muss das belegte Brötchen beim Bäcker sein? Was könnte ich mit meinem Geld stattdessen machen?“

Sich nur auf die notwendigsten Ausgaben zu beschränken, kann helfen, mehr über sich selbst herauszufinden, findet auch die Finanzpsychologin Monika Müller. „Nicht nur das Bankkonto profitiert von der Challenge, die Persönlichkeitsentwicklung ebenso.“ Ein achtsamer Umgang mit Geld intensiviere den Bezug zu dem, was wirklich notwendig sei zum Leben.

Laut Müller sollte man sich im Rahmen der Challenge Fragen stellen: Warum gebe ich das Geld aus und wofür? Möchte ich ein unangenehmes Gefühl damit kompensieren? In welchen Situationen gebe ich Geld aus: Bei Stress oder Trauer? Oder umgekehrt: Klebe ich am Geld und trenne mich ungern? Müller: „Eine krasse Veränderung wie die, nur Geld für Essenzielles auszugeben, gibt uns die Gelegenheit, Muster zu unterbrechen.“

Die Nachteile der No-Spend-Challenge

Führt der bewusste Umgang mit Konsum am Ende zu einem volleren Bankkonto, ist das grundsätzlich positiv. „Jeder sollte sich aber vorab fragen, ob diese Form des Budgeting zu einem passt oder nicht“, sagt Monika Müller.

Das bedeutet: Für jemanden, der sich gerne einer Herausforderung mit anderen stellt, kann die No-Spend-Challenge wunderbar sein. Andere brauchen den Aspekt des Wettkampfes nicht und könnten sich schnell unter Druck gesetzt fühlen. Die britische Finanzexpertin Clare Seal äußert sich kritisch: „Die Praxis des Nichts-Ausgebens zu verherrlichen, kann dazu führen, dass sich Leute, denen das einfach nicht gelingt oder nicht möglich ist, dafür schämen oder ausgegrenzt fühlen.“

Für diejenigen ist die No-Spend-Challenge eher nicht geeignet. Für andere funktioniert sie besser ohne das Teilen auf Social Media oder das Abhaken der Tage, an denen das Geldsparen gelungen ist. „Wichtig ist während der Spar-Methode zu reflektieren und zu beobachten, ob man die No-Spend-Challenge aufgrund von äußerlichem Druck macht“, so Müller. „Die Motivation sollte immer aus einem selbst kommen.“ Dann kann Sparen richtig Spaß machen.

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