Warum Sie den Nominalzins kennen sollten

Finanzgeschäfte besser verstehen

Finanzwissen 5 min Lesedauer 15.09.2023

Ob bei der Aufnahme eines Darlehens oder bei der Geldanlage: Dem Begriff Nominalzins begegnet man bei verschiedenen Finanzgeschäften. Er grenzt sich durch bestimmte Faktoren von anderen Zinssätzen ab.

Was ist der Nominalzins?

Der Nominalzins gibt an, in welcher Höhe Zinsen für ein Darlehen oder ein Guthaben anfallen. Er ist also der Zinssatz, der bei Immobilienkrediten eine Rolle spielt oder der Zinsertrag, den Sie für Ihre Spareinlagen bekommen. Im letzteren Fall stellt der Nominalzins die (Netto-)Rendite dar, wenn Anlegende ihr Geld zum Beispiel auf einem Tagesgeld- oder Festgeldkonto parken. Bei der Darlehensaufnahme nennt sich der Nominalzins gemäß § 489 Abs. 5 BGB auch Sollzins.

Wie kann ich den Nominalzins berechnen?

Der Nominalzins wird immer in Prozent und p.a. angegeben. Die Abkürzung steht für „per annum“, zu Deutsch: pro Jahr. Die Zinskosten für einen Kredit ergeben sich aus der folgenden Formel: Geschuldete Kreditsumme x Nominalzinssatz = Zinskosten

Ein Beispiel: Ihre Bank verlangt nominal 4% p.a. Zinsen für einen Kredit von 10.000 Euro. Dann rechnen Sie 10.000 Euro x 0,04 (4% als Dezimalzahl) = 400 Euro. Kreditnehmende zahlen in diesem Beispiel also jährlich 400 Euro an Nominalzinsen.

Welche Arten des Nominalzinses gibt es?

Der Kreditgebende kann mit Ihnen einen gebundenen oder veränderlichen Nominalzins vereinbaren (§ 489 Abs. 5 BGB). Dieser ist gebunden, wenn für die gesamte Vertragslaufzeit ein Sollzinssatz oder mehrere Sollzinssätze vereinbart sind. Dagegen kann der Kreditgebende variable Zinsen ändern und entsprechend erhöhen, falls etwa die Zinsen auf dem Geldmarkt steigen. Sie können daher mit einem variablen Nominalzins finanziell schwerer planen.

Wie hoch ist die Nominalverzinsung?

Verschiedene Kriterien bestimmen, wie hoch der Nominalzins für einen Kredit ausfällt:

  • Die Dauer der Zinsbindung. Je länger der Nominalzinssatz gilt, desto höher ist er in der Regel. Grund: Eine längere Zinsbindung bedeutet eine höhere Planungssicherheit – und ist somit etwas teurer.
  • Die Bonität. Kreditnehmende mit einer schlechteren Bonität zahlen mehr Nominalzinsen als solche mit einem höheren SCHUFA-Score.
  • Der Kreditbetrag. Je höher der Kredit, desto höher die Nominalzinsen.
  • Der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB). Steigt der Leitzins, fordern Kreditinstitute meist mehr Zinsen.

Mit den üblicherweise monatlich zu leistenden Raten zahlen Kreditnehmer*innen die Zinsen und tilgen den Kredit. Rechenbeispiel: Für einen Immobilienkredit von 100.000 Euro gilt ein Sollzins von 3% p.a.. Damit ergibt sich eine jährliche Belastung von 3.000 Euro und monatlich von 250 Euro. Bei diesen gleichbleibenden Raten – auch Annuität genannt – überwiegen zunächst die Zinszahlungen. Da die Kreditsumme im Laufe der Zeit sinkt, reduziert sich analog auch die Höhe der Zinszahlungen. Der Tilgungsanteil der eigentlichen Kreditsumme nimmt stetig zu.

Was unterscheidet den Nominalzins vom Effektivzins?

Bei einem Kredit wird in der Regel zwischen Nominalzins und Effektivzins unterschieden. Der Nominalzins stellt nur die Netto-Vergütung des Kreditgebenden für die Kreditvergabe dar. Er reicht bei einem Vergleich von Kreditangeboten nicht aus, da noch weitere Kosten für den Kredit hinzukommen, etwa Transaktionskosten. Diese werden beim Effektivzins (effektiver Jahreszins) berücksichtigt. Nur mit ihm können Sie Kredite aussagekräftig vergleichen. Daher sind Anbietende laut § 16 Preisangabenverordnung (PAngV) verpflichtet, neben dem Nominalzins auch den Effektivzins für Kredite zu nennen.

Tipp: Kreditnehmer*innen sollten zudem die Nebenkosten beachten. Denn diese sind im Effektivzins nicht unbedingt enthalten. Zum Beispiel können Möglichkeiten zur Sondertilgung und eine Restschuldversicherung die Kosten eines Kredits weiter erhöhen.

Was bedeutet der Realzins?

Bei der Geldanlage sagt der Nominalzinssatz allein nur wenig über die Rendite aus. Auch die Kaufkraft des Gelds ist zu berücksichtigen, also wie viele Waren, Dienstleistungen und andere Dinge mit einem bestimmten Geldbetrag gekauft werden können. Üblicherweise sinkt die Kaufkraft, wenn das allgemeine Preisniveau steigt. Daher ist diese Teuerung (Inflation) bei der Zinsberechnung zu beachten. So ist zu erkennen, wie hoch beispielsweise Sparerträge oder die Kreditkosten tatsächlich sind. Der reale Zinssatz berechnet sich wie folgt: Realzins = Nominalzins – Inflation

Ein Beispiel: Sie zahlen 1.000 Euro auf ein Konto bei Ihrer Bank ein, wofür Sie einen Nominalzins von 3,5% bekommen. Nach einem Jahr hat sich Ihr Sparguthaben auf 1.035 Euro erhöht. Haben sich die Preise jedoch im gleichen Zeitraum um 6% erhöht, brauchen Sie 1.060 Euro für Waren und Dienstleistungen, die ein Jahr zuvor noch 1.000 Euro gekostet hätten. Der Realzins beträgt daher minus 2,5%, errechnet aus dem Nominalzins von 3,5% abzüglich der Inflation von 6%. Sie machen also trotz Rendite Verluste, wenn die Inflationsrate höher als der Nominalzins ist.

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