Shoppen im Internet
Wie sich Online-Preise verändern
Nicht nur an Tankstellen gehen die Preise rauf und runter. Auch im Internet kann ein Angebot am nächsten Tag plötzlich doppelt so viel kosten. Woran das liegt und was Sie beim Online-Shopping beachten sollten.
Abends auf der Couch ein paar neue Schuhe bestellen oder unterwegs per Smartphone noch schnell den nächsten Kurzurlaub buchen: Fast jeder Deutsche, der einen Internetanschluss hat, geht auch online einkaufen – das ergab eine repräsentative Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitcom. Doch wer nicht im richtigen Moment zuschlägt, zahlt mehr, als er eigentlich müsste.
Preise werden zum Teil mehr als verdoppelt
Viele Verbraucher kennen das: Die Preise im Internet fahren gerne Achterbahn. Das belegt auch eine Studie des Marktwächterteams der Verbraucherzentrale Brandenburg. Die Marktwächter haben dafür über tausend Produkte bei 16 Online-Händlern untersucht, darunter Elektronikmärkte und Versandapotheken. Das Ergebnis: 15 von 16 Händlern ändern regelmäßig ihre Preise, zumindest für einen Teil ihres Sortiments. Der Preis für ein und dasselbe Produkt wurde innerhalb von 34 Tagen bis zu 32 Mal geändert. Insgesamt hat die Verbraucherzentrale bei 37% der beobachteten Preise Schwankungen entdeckt – zum Teil wurde der Preis sogar mehr als verdoppelt. Eine Designer-Hose gab es zum Beispiel erst für 79,95 Euro und am nächsten Tag für 199,95 Euro im Online-Shop. Und ein und dasselbe Smartphone kostete entweder 580 Euro oder 800 Euro.
Preisschwankungen ärgern Kunden
Solche Preisänderungen kommen bei den Verbrauchern gar nicht gut an – sogar dann nicht, wenn sie davon profitieren. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie der Universität Köln und des Düsseldorfer Instituts für Wettbewerbsökonomie. „Der Kunde kann nicht einschätzen, ob er bei seinem Kauf gerade spart oder draufzahlt“, erklärt Marktwächter-Teamleiterin Kirsti Dautzenberg. „Zudem hat er keinen verlässlichen Referenzpreis mehr, an dem er den Wert eines Produkts bemessen kann.“ Die fehlende Transparenz lasse das Vertrauen schwinden.
Unterschiedliche Preise hängen von vielen Faktoren ab
Wovon aber hängen die Preisschwankungen ab? „Die Regeln dahinter sind ein großes Geheimnis der Branche“, meint Tobias Weidemann, Redakteur des Digitalmagazins „t3n“. Zum einen spiele Angebot und Nachfrage sowie die Preisgestaltung der Konkurrenz eine Rolle, zum anderen aber auch Faktoren wie Saison und Wetter. „Wenn es über einen längeren Zeitraum nicht mehr Minustemperaturen hat, die Lager für Wintersportkleidung aber noch voll sind, werden automatisiert jene Artikel, von denen der Händler befürchtet, dass sie demnächst nicht mehr verkäuflich sind, reduziert“, sagt Weidemann. Auch die Tageszeit beeinflusst die Angebote: Laut Studie der Verbraucherzentrale Brandenburg waren zum Beispiel Autobatterien und Reifen am Vormittag bis zu 30% teurer als am Nachmittag.
Personalisierte Preise sind noch eine Ausnahme
Online-Händler können die Preise aber nicht nur für alle Kunden gleichermaßen ändern, sondern je nach benutztem Endgerät, Standort oder Einkaufsverhalten personalisieren. So würden etwa iPhone-Besitzer tendenziell als kaufkräftiger eingeschätzt und Nutzern von Preissuchmaschinen würde unterstellt, dass sie besonders preissensitiv sind, sagt Weidemann. Wer beim Einkaufen immer eingeloggt bleibt, hinterlässt ebenfalls seine Spuren: „Im angemeldeten Zustand wird gespeichert, ob der Kunde in der Vergangenheit immer nur Schnäppchen oder zum Beispiel die neueste Technik gekauft hat. Dementsprechend kann der Händler Rückschlüsse auf das Einkaufsverhalten und die Zahlungsbereitschaft ziehen – und gegebenenfalls die Preise anpassen“, erklärt der Digitalredakteur. In der Praxis sind personalisierte Preise aber laut Verbraucherzentrale Brandenburg eher die Ausnahme. „In Deutschland sind die Kunden von solchen Anpassungen noch nicht so begeistert wie in Asien beispielsweise“, sagt Weidemann. Wer hierzulande ein individuell zugeschnittenes Angebot bekäme, sei eher verunsichert.
Checkliste: Wie kann man mit schwankenden Preisen umgehen?
Ganz hilflos ausgesetzt sind die Kunden der Preis-Achterbahn nicht. Wer diese Tipps beachtet, kann beim Online-Shopping das ein oder andere Schnäppchen ergattern:
- Nicht sofort zuschlagen: „Es empfiehlt sich, die Preise über einen längeren Zeitraum zu beobachten und Spontankäufe zu vermeiden“, sagt Dautzenberg.
- Preissuchmaschinen verwenden: Wer über eine Preissuchmaschine kommt, könnte laut Weidemann günstigere Preise finden.
- Verschiedene Browser verwenden: Auch der benutzte Browser könne einen Einfluss auf die Preisgestaltungen haben. Im Zweifel das Angebot lieber mit verschiedenen Browsern aufrufen und vergleichen.
- Cookies löschen: Um möglichst wenig Daten preiszugeben, empfiehlt es sich, Cookies zu löschen oder gar nicht zuzulassen. „Das geht, wenn man im anonymen Modus surft. Dazu einfach im Browser ein Inkognito-Fenster öffnen“, rät Weidemann.
- Preis über Rechner und Handy vergleichen: Laut Verbraucherzentrale Brandenburg können unterschiedliche Preise auch vom Endgerät abhängen.
- Nicht einloggen: Wer bei Online-Shops im angemeldeten Zustand einkauft, gibt sein Kaufverhalten preis. Daher rät Weidemann, sich vorher auszuloggen.