Ein Passivhaus bauen: Ja oder nein?

Wann sich der Standard lohnt

Bauen-Wohnen 5 min Lesedauer 07.11.2022
begrüntes Haus in der Stadt

Wohlig warm im Winter und angenehm kühl im Sommer – und das ohne große Energiekosten: Wer nach dem Passivhaus-Standard baut, kann sich diesen Traum vom energie- und kostensparenden Leben erfüllen. Gerade in Zeiten steigender Energiekosten kann es sich lohnen, beim Bau oder bei der Renovierung nach Passivhaus-Standards vorzugehen.

Die Idee hinter dem Prinzip Passivhaus: Bei der Umsetzung wird darauf geachtet, dass der Wärmeverlust an der Gebäudehülle so gering wie möglich ausfällt. Das bedeutet, dass Bodenplatte, Dach und Wände mit einer besonders guten Wärmedämmung versehen werden.

Passivhaus-Standards

Es gibt eine Reihe an Passivhaus-Standards – Details finden sich zum Beispiel auf der Website sowie in einer Infobroschüre des Passivhaus Instituts. Diese drei sind die ausschlaggebendsten:

  1. Der maximale Heizbedarf darf 15 kWh pro m² im Jahr nicht überschreiten.
  2. Es muss das ganze Jahr über eine Behaglichkeit gewährleistet sein. Laut Baurecht müssen dafür in jedem Raum die Temperaturen zwischen 18 und 21 Grad Celsius liegen. Die Luftfeuchtigkeit reicht dabei von 40 bis 60%.
  3. Maximal 60 kWh Primärenergie (Strom, Heizung, Warmwasser) pro m² dürfen im Jahr anfallen.

Gegenüber einem Haus, das etwa in den 1980er-Jahren gebaut wurde, sparen Sie 90% der Heizkosten. Gegenüber klassischen Neubauten fallen 75% weniger Heizkosten an. Das Umdenken lohnt sich also – hat aber auch seinen Preis. Bis zu 10% Mehrkosten fallen bei einem Neubau im Passivhaus-Standard an. Bei der aktuellen Heizkosten-Entwicklung rentiert sich die Mehrausgabe aber schon nach kurzer Zeit.

Das Geheimnis liegt im Lüftungssystem

Passivhäuser lassen wenig Wärme nach draußen. Damit es durch den Dampf vom Kochen, Duschen oder den im Haus lebenden Personen nicht zu Schimmelbildung kommt, brauchen die Häuser smarte Lüftungssysteme. Feuchte Luft wird nach draußen geleitet. Zusätzlich wird Frischluft von draußen ins Haus geleitet. Diese wird mit einem Wärmetauscher angewärmt, sodass die Temperaturen konstant bleiben.

Theoretisch kommt ein Passivhaus ohne Heizung aus. Um die Temperaturen konstant zu halten, werden in der Regel Wand- oder Fußbodenheizungen verbaut, die mit niedriger Temperatur, aber dafür großflächig für die Behaglichkeit sorgen. In vielen Passivhäusern finden sich als Heizung Luft-Wasser-Wärme-Pumpen oder Luft-Luft-Wärme-Pumpen, die mit einer hauseigenen Photovoltaik-Anlage versorgt werden. Für ein besseres Gefühl können Sie zusätzlich im Wohnzimmer etwa einen Kamin oder einen Ethanol-Kamin aufstellen lassen. Wenn Sie das tun wollen, sollten Sie darauf achten, dass die Öfen für die Verwendung in einem Passivhaus zugelassen sind und Ihr Lüftungssystem darauf eingestellt ist.  

Bauliche Besonderheiten bei Passivhäusern

Um den Passivhaus-Standard zu erreichen, wird meist sehr kompakt gebaut. Das heißt: Die Häuser haben eine quadratische oder rechteckige Grundform mit klassischen Dächern. Verspielte Elemente wie Erker oder Anbauten sind nicht ideal. An der Südseite der Häuser werden große Fenster verbaut. Bedeutet: Auf dieser Seite befinden sich meist Wohn- und Kinderzimmer, was wiederum heißt, dass Sie nicht so frei sind in der Zimmeraufteilung, wie Sie es vielleicht gern wären. Wenn bei Ihnen nach Süden hin Nachbarhäuser oder große Bäume stehen, kann das die Umsetzung des Passivhaus-Standards auch erschweren. Lassen Sie sich vor der Planungsphase entsprechend beraten. Auf einer speziellen Website finden Sie Energieeffizienz-Experten in Ihrer Nähe

Passivhäuser: Vorteile & Nachteile

Vorteile Nachteile
Wohnen mit geringen Energiekosten Höhere Baukosten (5-10%) als bei Standard-Neubauten
Sehr angenehmes Wohnklima dank smarten Lüftungs- und Heizsystemen Einschränkungen in Bauform und Ausrichtung, da sehr kompakt und nach Süden ausgerichtet gebaut wird.
Gute Luftqualität, gerade für Allergikerinnen und Allergiker  
Gefahr von Schimmelbildung ist so gut wie ausgeschlossen  
Sehr gute Ökobilanz  

 

Passivhäuser fördern lassen

Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) durch die KfW deckt auch Passivhäuser ab. Sie können für Wohngebäude ab Effizienzhaus-Stufe 40 einen Förderkredit für bis zu 150.000 Euro pro Wohneinheit sowie einen Tilgungszuschuss beantragen. Wie Sie die Förderungen beantragen und wie eine Freigabe abläuft, erfahren Sie in unserem Artikel dazu.

Achtung: Der Standard der KfW ist weniger aufwändig einzuhalten als der eines Passivhauses. Lassen Sie sich im Vorfeld einmal durchrechnen, wie attraktiv die Passivhaus-Standards wirklich für Sie sind. Dazu lohnt es sich zum Beispiel, einen Heizkostenvergleich durchführen zu lassen und sich auszurechnen, welche Kosten Sie haben werden, solange Sie in dem Haus wohnen.  Bei der Verbraucherzentrale können Sie  eine Energieberatung in Anspruch nehmen und sich die Kosten für Strom und sonstige Energie einmal aufschlüsseln lassen.

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