Pennystocks: Chancen und Risiken

Billig-Aktien sind hochspekulativ

Geldanlage 5 min Lesedauer 14.02.2025
Pennystocks

Wer mag sich noch daran erinnern, dass die Aktie des gefragten Technologiekonzerns Infineon einst ein Billig-Papier war? Es war im Jahr 2008, als mit dem Chiphersteller aus München erstmals ein Wert aus dem Deutschen Aktienindex unter die Marke von einem Euro rutschte und damit per definitionem zum sogenannten Pennystock wurde. Eine recht unrühmliche Geschichte für ein Papier, das nur wenige Jahre zuvor noch als Volksaktie gehypt worden war.

Was sind Pennystocks?

Pennystocks sind Aktien von Unternehmen, die zu sehr niedrigen Kursen im Cent-Bereich gehandelt werden. In Europa gelten meist Aktien unter einem Euro als solche, während in den USA die Grenze bei fünf US-Dollar liegt.

Charakteristisch für diese Wertpapiere ist die geringe Marktkapitalisierung: Der Gesamtwert aller ausgegebenen Aktien liegt oft deutlich unter 50 Millionen Euro. Häufig handelt es sich bei den Ausgebenden um junge Unternehmen in der Entwicklungsphase – oder eben um Firmen in der Krise. 

Im Falle Infineons bildete der Aktienkurs die operativen Probleme direkt ab, das Unternehmen stand 2008 kurz vor der Insolvenz. Doch Infineon gelang der Turnaround. Ein neu eingesetztes Management hat mit der Tochtergesellschaft Qimonda den ungesunden Teil abstoßen können und den profitablen Teil mittels Umstrukturierung für die Zukunft fit gemacht. Infineon ist an der Börse im Februar 2025 mittlerweile 45 Milliarden Euro schwer.

Spielwiese für risikoverliebte Börsianer?

Gerade dieses Beispiel – ein ehemaliger „Todeskandidat“ arbeitet sich aus der Krise und dem Pennystock-Status heraus – fasziniert viele Börsianer*innen. In eine Aktie zu investieren, deren Kurs so günstig ist, dass man mit wenig Einsatz viele Papiere kaufen und bei steigenden Kursen satte Gewinne erzielen kann – eine überaus verlockende Aussicht. Doch was in der Theorie so schön klingt, ist in der Praxis eine Seltenheit.

Schließlich gibt es Gründe, warum eine Aktie auf einem solch niedrigen Niveau notiert. Den Pennystocks haftet ein hohes Risiko an, denn niemand weiß, wie sich die Unternehmen entwickeln werden. „Sicherlich kann man mit Pennystocks Geld verdienen, aber das geht auch mit Lottospielen, obwohl das nicht sehr wahrscheinlich ist“, schreibt der US-Investmentexperte James Royal auf dem Finanzportal „Bankrate“.

Um mit Pennystocks Erfolge zu zeichnen, müsse man in der Lage sein, die guten von den schlechten Unternehmen zu unterscheiden, und das bedeute, diese Unternehmen analysieren zu können, so Royal. „Wenn Sie diese Fähigkeit nicht besitzen, ist die Chance, mit Pennystocks erfolgreich zu sein, gleich Null“, sagt er.

Was sind die größten Gefahren?

Gerade die mangelnde Transparenz ist ein Problem bei dieser Aktiengattung. In den bekannten Indizes der Deutschen Börse tauchen keine Pennystocks auf, weil sie die erforderlichen Standards nicht erfüllen. Sie werden von Brokern entweder im Freiverkehr (Open Market) oder im Direkthandel (Over the Counter, OTC) angeboten.

„Im Gegensatz zu regulären Aktien sind die meisten Pennystocks in unregulierten Marktsegmenten gelistet, das bedeutet, dass die Unternehmen weniger Informationen bereitstellen müssen, und diese in der Regel auch nicht geprüft werden“, sagt der Finanzexperte Rainer Göritz vom Kölner Vermögensverwalter B&K Vermögen. So ist zum Beispiel die Veröffentlichung von Geschäftsberichten nicht vorgeschrieben. Das macht es für Anlegende schwierig, das Unternehmen zu beurteilen.

Weitere Merkmale von Pennystocks

Die auffälligste Eigenschaft der Billig-Aktien ist ihre außergewöhnlich hohe Volatilität. Das macht sie zu einem hochspekulativen Anlageprodukt. „Die Kurse können aufgrund von geringem Handelsvolumen, emotionalem Investieren und Spekulationen stark schwanken“, sagt Stephan Witt, Kapitalmarktstratege der FiNUM.Private Finance AG in Berlin. „In vielen Fällen können die Schwankungen 10 bis 30 Prozent an einem einzigen Tag betragen, während größere, etablierte Aktien weniger anfällig für solche extremen Bewegungen sind.“

Rainer Göritz von B&K Vermögen ergänzt: „Durch die niedrige Marktkapitalisierung und das geringe Handelsvolumen können schon wenige Orders den Kurs stark beeinträchtigen.“ Auf Pennystocks mit einer Art antizyklische Strategie zu setzen, kommt für den Kölner Finanzstrategen deshalb nicht in Frage. „Entwickelt sich eine Aktie zum Pennystock, ist das ein klares Warnsignal“, sagt Göritz. Zumeist stehe das entsprechende Unternehmen in den überwiegenden Fällen vor großen strukturellen oder wirtschaftlichen Herausforderungen. „Die Geschäftsaussichten sind schlecht, die finanzielle Situation ist angespannt, häufig droht die Insolvenz“, so der Finanzfachmann.

Pennystocks sind außerdem anfällig für Kursmanipulationen. Billigaktien stehen nicht selten im Fokus von Spekulanten, was sie für Anlegende gefährlich macht. „Gerade unerfahrene Investoren lassen sich häufig durch reißerische Beiträge in den sozialen Medien blenden und fallen auf Marktmanipulation herein“, klärt Göritz auf. „Dabei werden teilweise bewusst Falschmeldungen verbreitet, um den Wert der entsprechenden Aktien nach oben zu treiben.“

Risiko bei Investments in Pennystocks minimieren

Wer trotz der hohen Risiken in Pennystocks investieren möchte, sollte laut dem Kapitalmarktstrategen Stefan Witt drei grundlegende Regeln beachten:

  • Gründliche Recherche: Es ist wichtig, das Unternehmen genau zu analysieren, insbesondere in Bezug auf Finanzen, Management und Marktperspektiven.
  • Stopp-Loss-Orders: Legen Sie klare Grenzen für Verluste fest.
  • Vermeidung von Spekulationen: Lassen Sie sich nicht von kurzfristigen Kursbewegungen oder Gerüchten verleiten.
  • Diversifikation: Investieren Sie nicht nur in Pennystocks, sondern streuen Sie Ihre Investitionen über verschiedene Assetklassen.

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