Persönlicher Luxus: Wie wichtig ist Geld?
Konsumgüter vs. immaterieller Reichtum
Fragt man 100 Menschen, was ihnen Luxus bedeutet, kommen die unterschiedlichsten Antworten. So zeigt eine Umfrage (2021) des infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft unter 3.052 Personen ab 18 Jahren: Luxus hat viele Seiten. Demnach assoziieren die meisten Menschen in Deutschland persönlichen Luxus nicht mit kostspieligen Konsumgütern, sondern mit immateriellen Werten.
Immaterieller Reichtum hat hohen Wert
Der Duden definiert Luxus als „ein kostspieliger, verschwenderischer, den normalen Rahmen (der Lebenshaltung o. Ä.) übersteigender, nicht notwendiger, nur zum Vergnügen betriebener Aufwand“. Was persönlicher Luxus für viele hierzulande bedeutet, weicht von dieser Erklärung ab. Laut der infas-Studie wird Luxus für die meisten vor allem von immateriellen Werten bestimmt:
- Gesundheit (79%) und sich „gut und schmerzfrei bewegen können“ (75%),
- In einem sicheren Umfeld leben zu können (76 %),
- „Freie Zeit für mich haben“ (72%),
- „Mehr Zeit für Familie und Freunde haben“ (70%),
- „Frei und unabhängig von anderen sein“ (76%),
- „Nicht mehr arbeiten müssen“ (60%),
- „Ein Leben mit Abwechslung haben“ (60%),
- „Eine Reise machen zu können“ (73%) und
- „ein Haus zu besitzen“ (68%).
Luxus vom ökonomischen Status abhängig
Wie kommt es, dass persönlicher Luxus für die meisten Befragten nicht materiell, sondern immateriell ist? „Viele Generationen kommen aus einer Zeit, in der hoher Wohlstand geherrscht hat“, erklärt die Trendforscherin und Soziologin Christiane Varga. „Bei einigen Menschen herrscht eine Wohlstandssättigung: Wenn das materielle Wohlstandslevel relativ hoch ist, dann werden andere Dinge wichtiger, oft ist das Immaterielles.“
Dass die Definition für persönlichen Luxus von den individuellen Möglichkeiten abhängig ist, geht auch aus der infas-Studie hervor. So wurde „Viel Geld und teure Sachen besitzen zu können“ von Personen mit niedrigem ökonomischem Status überdurchschnittlich häufig genannt. Befragten mit sehr hohem Status trafen diese Aussage im Schnitt deutlich seltener.
Die Vermutung von infas: Für wohlhabende Bevölkerungsschichten wird der Besitz von Reichtümern als selbstverständlich und nicht als Luxus angesehen. Ein Designerstück und eine teure Reise sind nichts Besonders, während für Menschen mit wenig Besitz ein Smartphone aus dem mittleren Preissegment persönlicher Luxus sein kann.
Zeit ist wichtiger als Geld
Zeit für Familie und Freunde zu haben, ist ein Wert, der sowohl von Menschen mit niedrigem als auch mit sehr hohem ökonomischem Status überdurchschnittlich oft als Luxus genannt wurde. „Das macht den Eindruck, dass viele eventuell gemerkt haben, dass materieller Wohlstand allein nicht dauerhaft zufrieden macht“, sagt Christiane Varga. Geld ist dabei nicht unmittelbar mit Luxus verbunden. „Geld ist wichtig, vor allem für die, die sich ihren Alltag nicht mehr leisten können“, erklärt die Soziologin. „Geld sollte aber nie isoliert betrachtet werden, es braucht immer auch (finanzielle) Bildung und soziale Einbettung.“
Varga beobachtet derzeit einen Trend, wonach Geld vor allem für junge Leute Luxus bedeutet, da es mit teuren Gütern und Status verbunden ist. „Auf Plattformen wie TikTok wird diese globale Entwicklung gehypt, die wie eine Parallelströmung zu dem Blick fürs Wesentliche verläuft, also zu immateriellen Werten.“
Persönlicher Luxus: Unterschiede bei Alter und Geschlecht
In der infas-Umfrage haben Konsumgüter ebenfalls einen hohen Wert für junge Heranwachsende. Aber nicht nur das Alter spielt eine Rolle bei der Definition des persönlichen Luxus, auch zwischen den Geschlechtern zeigen sich laut Umfrage Unterschiede:
Männer neigen zu einer stärkeren materiellen Orientierung („Viel Geld und teure Sachen besitzen zu können“ 62% Männer vs. 56% Frauen), ebenso junge Erwachsene und Menschen aus der mittleren und teilweise aus der unteren ökonomischen Schicht.
Frauen, Senioren und Seniorinnen sowie Personen mit höherem ökonomischem Status sind dagegen eher immateriell orientiert („Spaß haben“ 58% Frauen vs. 47% Männer).
Ob materiell, immateriell oder etwas von beidem: Persönlichen Luxus definiert jeder anders. Oder so, wie US-Schriftsteller John Steinbeck: „Mit wenigen Ausnahmen wollen die Leute kein Geld. Sie wollen Luxus, sie wollen Liebe, sie wollen Bewunderung.“