So hoch sind die privaten Konsumausgaben

Was für Miete, Lebensmittel und Co. anfällt

Aktuelles 4 min Lesedauer 14.03.2024

Im Zuge der Inflation müssen die meisten Deutschen derzeit tiefer in die Tasche greifen, um für die Lebenshaltungskosten aufzukommen. So ist der reale private Konsum* laut Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München (ifo-Institut) im Jahr 2023 gegenüber 2022 um 0,7% zurückgegangen.

Doch wie hat sich das Ausgabeverhalten verändert und was bringt die Zukunft? Ein Überblick.

Was genau sind private Konsumausgaben?

Das Statistische Bundesamt benennt diese Kosten für private Haushalte als Konsumausgaben:

  • Wohnen (Miete, Instandhaltung)
  • Lebensmittel
  • Bekleidung und Schuhe
  • Mobilität
  • Ausstattung und Haushaltsgeräte
  • Bildung
  • Gesundheit und Körperpflege
  • Telekommunikation und Post
  • Freizeit und Kultur
  • Gaststätten und Übernachtungen.

Miete und Nebenkosten größter Kostenfaktor für private Haushalte

Miete und Nebenkosten stellen den größten Kostenfaktor für private Haushalte dar. So machten 2023 knapp ein Viertel aller privaten Konsumausgaben Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe aus. „Gefolgt von Ausgaben für Verkehr und Nachrichtenübermittlung sowie für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren“, sagt Friederike Fourné vom ifo-Institut.

Von der Konsumzurückhaltung im vergangenen Jahr waren insbesondere die Ausgaben für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren sowie Ausgaben für Einrichtungsgegenstände für den Haushalt betroffen. „Der Rückgang des Konsums dürfte unter anderem durch die im vergangenen Jahr mit durchschnittlich 5,9% weiterhin erhöhte Inflationsrate bedingt sein, die die Kaufkraft der privaten Haushalte belastete“, erklärt Friederike Fourné.

Rolf Bürkl, Konsumexperte beim Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM; Gründer der GfK), zufolge, lassen sich die Ausgaben für privaten Konsum in den vergangenen neun Jahren in zwei Phasen einteilen:

  • Phase 1 von 2015 bis März 2020: Der private Konsum wies eine überaus positive und stabile Entwicklung auf. „Wesentlicher Grund dafür waren die niedrigen Inflationsraten und eine sinkende Arbeitslosigkeit“, erklärt Bürkl. Der stabile Arbeitsmarkt schaffte Planungssicherheit bei den privaten Haushalten, die vor allem für größere Anschaffungen und Ausgaben ein wichtiger Faktor sei.
  • Phase 2 ab März 2020 März (Beginn der Corona-Pandemie) bis heute: „Durch die Lockdowns waren die Konsummöglichkeiten, wie etwa Shopping vor Ort oder Besuche in der Gastronomie, eingeschränkt – und der E-Commerce stieg stark an“, sagt Rolf Bürkl. Doch trotz der vermehrten Online-Einkäufe sei der private Konsum so stark eingebrochen wie noch nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik. "Mit dem Ukraine-Krieg und einer stark steigenden Inflation erwartete die Verbraucher*innen gleich die nächste Krise: Die realen Einkommen schrumpften und die Verunsicherung der Menschen nahm wieder deutlich zu.“ Diese Verunsicherung führte zu einer fehlenden Planungssicherheit, die sich in einer ausgeprägten Kaufzurückhaltung, vor allem für größere Anschaffungen und Ausgaben, zeigte. „Diese Zurückhaltung hält bis heute an“, resümiert Bürkl.

Ein Beispiel: Beliefen sich die Konsumausgaben privater Haushalte 2019 nach Zahlen des Statistischen Bundesamts für Miete und Nebenkosten auf insgesamt rund 400 Milliarden Euro, stiegen diese 2022 auf etwa 458 Milliarden Euro. 

Private Konsumausgaben: Kommen bessere Zeiten?

Gute Nachrichten: Die Inflationsrate in Deutschland sinkt. So lag sie nach Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) im Dezember 2023 nur noch bei +3,7 %, im Januar 2024 bei +2,9 % und im Februar 2024 bei +2,5%. "Die Inflationsrate hat sich weiter abgeschwächt", bestätigt Ruth Brand, Präsidentin des Statistischen Bundesamtes.

Tatsächlich rechnet die GfK bei der Kaufkraft mit einem Anstieg auf 27.848 Euro pro Kopf in diesem Jahr. Dies entspreche laut der im Januar 2024 veröffentlichten GfK Kaufkraftstudie einem rechnerischen Plus von nominal 2,8% und 767 Euro mehr pro Kopf. Als „Kaufkraft“ wird das nominal verfügbare Nettoeinkommen inklusive Renten, Arbeitslosen- und Kindergeld bezeichnet.

Experte Rolf Bürkl schätzt die weiteren Aussichten für den privaten Konsum dennoch zurückhaltend ein. „Multiple Krisen verunsichern die Konsumenten und sorgen vermehrt dafür, dass sie Geld als Sicherheitsreserve auf die hohe Kante legen.“ Die zurückgehende Inflation lasse jedoch die realen Einkommen wieder steigen. „Dies dürfte den Konsum ein wenig stützen, zumal der Arbeitsmarkt bislang noch sehr stabil ist.“ Ob und wie viel jedoch vom nominalen Kaufkraftzuwachs am Ende wirklich für die Ausgaben der Bürger*innen übrigbleibt, hängt davon ab, wie sich die Verbraucherpreise 2024 entwickeln.

* in der preisbereinigten Statistik; hier wird der Effekt der steigenden Preise herausgerechnet.

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