Pump and Dump – Vorsicht vor Betrug

Was (Krypto-)Anleger*innen wissen müssen

Geldanlage 5 min Lesedauer 14.06.2022
Pump and Dump

Bitcoin, Ripple, Ethereum – allen Turbulenzen zum Trotz ist der Hype um Kryptowährungen ungebrochen. Doch bis jetzt ist der Markt noch unreguliert und eine vergleichsweise kleine und geschlossene Gemeinschaft. Das macht es Betrüger*innen leicht, mit einer Manipulation in Form von „Pump and Dump“ ihr Unwesen zu treiben und unerfahrene Kleinanleger*innen um ihr Geld zu bringen.

Pump and Dump – was sich dahinter verbirgt

Ursprünglich ist das sogenannte „Pumpen“ und „Dumpen“ eine Betrugsmasche aus dem Bereich des Aktien- und Wertpapierhandels. Dabei kaufen Betrüger*innen günstige Aktien eines Unternehmens mit niedrigem Börsenwert und niedrigem Einzelwert der Aktien. „Nicht selten handelt es sich dabei um einen sogenannten Penny Stock – also Anteile, die nur wenige Cents wert sind“, erläutert Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Im nächsten Schritt erfolgt die Marktmanipulation. Die Betrüger*innen verbreiten gezielt falsche Informationen, zumeist über die sozialen Medien, aber auch beispielsweise per Email oder Newsletter.

  • Pumpen (= Aufblasen): Mit falschen und irreführenden positiven Informationen wird der Wert der Anlage gezielt nach oben getrieben, also künstlich aufgebläht. Dadurch erscheint die Anlage vielversprechend, eine Nachfrage wird erzeugt und das Kaufinteresse gesteigert.
  • Dumpen (= Abstoßen): Ist der Kurs durch diese selbst erzeugte Nachfrage für die Betrüger*innen hoch genug, verkaufen sie ihre Anteile gewinnbringend wieder. Dabei erzielen sie ein Vielfaches an Profit. Sobald sie ihre Anteile los sind, pendelt sich der Wert der Anlage auf eine akkurate und ihr angemessene Höhe wieder ein. Zugleich hören die Betrüger*innen damit auf, über das Unternehmen falsche Informationen zu verbreiten. Im Ergebnis verzeichnen alle, die spät eingestiegen oder einfach unwissend sind, hohe Verluste.

Pump and Dump ist illegal

Die Betrugsmasche nennt sich auch „Scalping“, also „Skalpieren“ der Anleger*innen. „In regulierten Märkten ist dieses Vorgehen illegal“, betont Kurz.

Wer sich ein Bild davon machen möchte, wie Pump and Dump in der Praxis abläuft, kann sich den Hollywood-Streifen „The Wolf of Wall Street“ anschauen. Hauptakteur dieses mehrfach ausgezeichneten Spielfilms ist der Pump-and-Dump-Jongleur Jordan Belfort (gespielt von Leonardo DiCaprio), der im New York der 1980er Jahre zahlreiche ahnungslose Anleger*innen prellte.

Manipulation droht vor allem bei Krpytowährungen

Die Kryptowelt ist derzeit noch weit davon entfernt, ein regulierter Markt zu sein. Dort spielen sich Expert*innen zufolge inzwischen zwei Drittel aller Pump-and-Dump-Fälle ab. „Weil viele Kryptowährungen nur eine sehr geringe Marktkapitalisierung und zumeist keine große Community haben, können Betrüger*innen Informationen über Coins oder Token leicht manipulieren“, sagt der Kölner Kapitalmarktprofi Uwe Zimmer.

In die Hände von Betrüger*innen spielt auch, dass es nur wenige öffentliche Informationen über Coins oder Token gibt. Potenziellen Anleger*innen mangelt es also an Quellen, um Informationen über ein Projekt zu überprüfen.

Ein Beispiel ist John McAfee als Werbefigur: Mit einer Antiviren-Software erlangte der britisch-amerikanische Unternehmer Ruhm. Weniger ruhmreich war seine Rolle in einem Pump-and-Dump-Schema. McAfee nutzte im Spätherbst 2017 seinen guten Namen und bewarb bei Twitter und auf anderen sozialen Medien den Coin oder Token von mehreren unbekannten Kryptoprojekten als „next big thing“ oder „Bitcoin-Killer“. Er machte also Werbung für Kryptowährungen und animierte User*innen dazu, die Coins zu „pumpen“. Was die User*innen nicht wussten: McAfee hatte sich dafür bezahlen lassen, seine Reichweite zu nutzen und Werbung zu machen. Und der Unternehmer konnte mit den Herausgeber*innen auch rechtzeitig „dumpen“, nachdem er sich zuvor günstig eingedeckt hatte.

Warum Menschen auf Pump and Dump hereinfallen

Zum einen ist es, davon sind Fachleute überzeugt, die Gier nach dem großen Geld. Zum anderen geht bei  vielen Anleger*innen die Angst um, mögliche Gewinne zu verpassen. Das nennt sich auch FOMO (= fear of missing out, auf Deutsch: Angst, etwas zu verpassen). „Und genau an FOMO liegt es, dass Leute Gefahr laufen, Opfer von Pump and Dump zu werden“, glaubt Kapitalmarktprofi Zimmer.

Warnsignale: Wie sich Anleger*innen schützen können

Logisch, dass man an Gewinnen teilhaben möchte. Zumal wenn man sieht, dass ein Coin quasi von jetzt auf gleich um 100% oder mehr zulegt. Allerdings ist dann der Zeitpunkt für ein Investment meist nicht ideal, denn auf dieses „Pumpen“ folgt nicht selten zügig das „Dumpen“. Weil viele nicht auf weitere Indikatoren wie etwa die Höhe des Handelsvolumens achten, passiert es immer wieder, dass Menschen Betrugsopfer werden. So wappnen Sie sich:

  • Sorgfältige Recherche: Versuchen Sie, im Internet an verlässliche Informationen heranzukommen. Zugegeben, das ist bei Kryptowährungen nicht immer ganz einfach. „Investieren Sie aber nur, wenn es Anzeichen dafür gibt, dass die Entwicklung der Kryptowährung langfristig positiv ist“, rät Zimmer.
  • Vorsicht bei unrealistischen Versprechungen: Stellt man Ihnen satte Gewinne in Aussicht? Müssen Sie sofort handeln? Das alles sollte Sie stutzig machen. „Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen“, so Zimmer.
  • „Heiße Tipps“ genau überprüfen: Es sind ganz verschiedene Wege, die Betrüger*innen nutzen, um Opfer zu locken. Ungefragt erhalten Sie einen „wirklich heißen Tipp“ in Sachen Kryptowährung oder auch Aktien. Seien Sie dann unbedingt misstrauisch und wägen Sie Chancen und Risiken mit Bedacht ab.

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