Restschuldversicherung
Wann eine Restschuldversicherung sinnvoll ist – und wann nicht
Viele Kreditnehmer und Kreditnehmerinnen halten die Absicherung gegen Kreditausfall für sinnvoll – Verbraucherschützende warnen vor Restschuldversicherungen. Mit Recht?
30% deutscher Ratenkreditnutzer*innen haben sich mit einer Restschuldversicherung gegen mindestens eines Risikos, wie z.B. Tod, Arbeitslosigkeit, Arbeitsunfähigkeit abgesichert, lautet das Ergebnis einer Befragung aus Juli 2021. Doch Verbraucherschützende kritisieren Restschuldversicherungen als teuer, unflexibel und leistungsscheu. Was steckt dahinter?
Keine einfache Antwort auf eine komplizierte Frage
Wer einen Kredit abschließt, fragt sich zwangsläufig auch: Was geschieht, wenn ich den Kredit nicht zurückzahlen kann? Viele haben dabei auch ihre Angehörigen im Blick, denn genauso wie Vermögen werden auch Verbindlichkeiten aus Bankdarlehen vererbt. Dabei ist die Lage in der Realität nicht so schlimm, wie sie vielleicht klingt: 97,9% aller Konsumentenkredite werden ordnungsgemäß zurückgezahlt, weiß der SCHUFA Risiko- und Kredit-Kompass 2022 zu berichten. Aber wie steht es um die verbleibenden 2,1%? Mit drei einfachen Schritten finden Sie eine individuelle Antwort:
Schritt 1: Persönliche Situation bestimmen
Eine Versicherung soll existenzielle Risiken abdecken. Unzweifelhaft ist dabei der Tod des Kreditnehmenden der schlimmste anzunehmende Fall. Wohl deshalb führt er unangefochten die Rangliste der abgesicherten Risiken an – als Mindestabsicherung ist das meistens das Basispaket einer Restschuldversciherung. Dem sollte allerdings der Check des heimischen Versicherungsordners vorausgehen. Besteht schon eine Risikolebensversicherung, die die Hinterbliebenen finanziell absichert? Dann sollte geprüft werden, ob die Summe nicht auch für die Rückzahlung des Konsumentenkredits ausreicht. Ganz ähnlich verhält es sich mit einer Absicherung gegen Berufsunfähigkeit. Hier haben viele Menschen schon vorgesorgt und benötigen oft keine zusätzliche Versicherung. Anders sieht es beim Thema Arbeitslosigkeit aus. Hier bietet der Markt nur wenige Alternativen zu kreditbegleitenden Restschuldversicherungen. In den wenigsten Fällen dürfte deshalb bereits hierfür schon ein Versicherungsschutz bestehen.
Fazit: Eine Bestandsaufnahme ist der erste und sehr wichtige Schritt. Wer sich einen Überblick über seinen Bestand an Versicherungen gemacht hat, kann zu Schritt 2 übergehen.
Schritt 2: Das Kreditangebot prüfen – mit und ohne Versicherung
30% der deutschen Kreditnehmenden haben ihren Kredit gegen mindestens eine Form des Kreditausfallrisikos abgesichert – damit hat sich fast jede*r Dritte für eine Versicherung entschieden. Das heißt allerdings auch, dass 2 von 3 Personen darauf verzichten. Oder bei der Kreditbeantragung erst gar kein entsprechendes Angebot erhalten. Denn während viele Banken mit Filialpräsenz entsprechende Produkte anbieten, haben vor allem Direktbanken die Versicherungen nicht immer im Angebot. Die ING ermöglicht seit Mitte 2020 mit ihrem Kooperationspartner AXA ihren Kreditkunden und Kreditkundinnen den Abschluss einer Restschuldversicherung.
Wer sich für eine Absicherung interessieren, sollte beim Kreditantrag ein entsprechendes Angebot einholen oder die vorliegende Versicherung prüfen. Wichtig: Niemand muss eine Restschuldversicherung abschließen, um an den Kredit zu kommen. Übt die kreditgebende Bank trotzdem einen gewissen Druck aus, raten Verbraucherschützende, die Finger vom Angebot zu lassen. Das gilt auch für den Fall, dass die Kosten der Versicherung nicht transparent ausgewiesen, sondern einfach in die Kreditsumme „verpackt“ und mitfinanziert werden. Als Alternative ist auch die Kreditabsicherung über eine eigenständige Risiko-Lebensversicherung möglich. Diese Lösung kann günstiger sein, lässt sich allerdings oft nicht ganz exakt auf den Kreditverlauf „maßschneidern“.
Fazit: Verbraucher und Verbraucherinnen sollten sich fragen, welche Bausteine sie wirklich benötigen (siehe Schritt 1) und auf Wunsch bestehende Lücken schließen. Zudem sollte der Monatsbeitrag betrachtet und auf die Kreditlaufzeit hochgerechnet werden. Die einfache Frage: „Ist mir die Absicherung diesen Betrag wert?“ bringt jede*n einen gehörigen Schritt näher ans Ziel.
Schritt 3: Die günstigste Lösung finden
Die Entscheidung für oder gegen eine Absicherung des Kredits ist für viele Verbrauchenden keine rein rationale Entscheidung. Das gute Gefühl, auch für den Ernstfall gewappnet zu sein, ist schwerlich mit einem Preisschild zu versehen. Zu viel hängt von persönlichem Risikoempfinden und Sicherheitsbedürfnis ab. Zudem ist der Abschluss im Rahmen der Kreditbeantragung bequem – oft nur mit einem zusätzlichen Klick oder einer weiteren Unterschrift verbunden. Soll eine Risikoabsicherung erfolgen, führt der Weg zu günstigen Angeboten nur über den Vergleich der Gesamtpakete aus Kredit und Versicherung. Als Vorgabe müssen der benötigte Kreditbetrag, die Kreditlaufzeit und der Umfang des Versicherungsschutzes (Tod, Arbeitslosigkeit, Arbeitsunfähigkeit) festgelegt werden. Ein vereinfachter Vergleich zeigt dem Kunden oder der Kundin dann den zu zahlenden Gesamtaufwand (Zinsen, Tilgung und Versicherungsprämien) – und, was das günstigste Angebot ist.
Fazit: Wie bei vielen Versicherungen (von der Haftpflicht einmal abgesehen), kann keine allgemeingültige Empfehlung ausgesprochen werden. Wichtig ist vielmehr, dass Verbrauchende die Entscheidung bewusst treffen – auch und insbesondere in dem Bewusstsein, dass der Abschluss keine Voraussetzung zur Kreditgewähr sein darf und es für einige Versicherungsfälle gute Alternativen gibt.
Fazit: Was nun: Finger weg oder unbedingt absichern?
Der Drei-Schritte-Check zeigt: Bei der Entscheidung pro oder contra Restschuldversicherung gibt es keine absolute Wahrheit. Einerseits ist die Kritik der Verbraucherschützenden in vielen Punkten nachvollziehbar – insbesondere, wenn der Versicherungsschutz intransparent und überteuert angeboten wird. Andererseits bieten faire Angebote die Möglichkeit, die Kreditrückzahlung für einen geringen zusätzlichen Betrag abzusichern - was insbesondere in unsicheren Zeiten sinnvoll sein kann. Für Kreditkunden und -kundinnen gilt deshalb: Transparenz schaffen und bewusst entscheiden.