Rückblick 2023: Der Zinshöhepunkt und die glorreichen Sieben
Eine Analyse von Thomas Behnke, Busch und Partner| Werbemitteilung
Müsste man das Börsenjahr 2023 mit einem Wort beschreiben, wäre turbulent wohl eine gute Wahl. In den einzelnen Anlageklassen gab es teils heftige Bewegungen. Aber ist das nicht jedes Jahr so? Eigentlich schon, nur die Orte mit der größten Dynamik ändern sich. Wir blicken zurück auf einige Entwicklungen, die dieses Mal im Mittelpunkt standen.
Ein zentrales Thema im Jahr 2023 war wie im Vorjahr die hohe Inflation. Hinzu kam eine nachlassende gesamtwirtschaftliche Dynamik in vielen großen Volkswirtschaften. Neben den negativen Auswirkungen der hohen Teuerung auf die Konsum- und Investitionsbereitschaft von Verbraucherinnen, Verbrauchern und Unternehmen wirkte sich auch die Geldpolitik dämpfend auf die Konjunktur aus. So wurde in den USA und im Euroraum der Straffungskurs des Vorjahres fortgesetzt. Aufgrund des nachlassenden Inflationsdrucks fielen die Leitzinserhöhungen jedoch moderater als noch 2022.
Zinserhöhungszyklus hat seinen Höhepunkt erreicht
Die US-Notenbank (Fed) hatte ihren wichtigsten Leitzins, die Fed Funds Rate, im Jahresverlauf 2023 um insgesamt einen Prozentpunkt auf den Zielkorridor von 5,25 bis 5,50 Prozent angehoben. Der letzte Zinsschritt erfolgte im Juli. Im Vorjahr war der Zinssatz von 0,00 auf 4,25 bis 4,50 Prozent gestiegen. Im Euroraum wurde der wichtigste Leitzins, der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte, im Jahr 2023 von 2,75 auf 4,75 Prozent nach oben geschraubt. Zuletzt hatte die Europäische Zentralbank (EZB) im September an der Zinsschraube gedreht und seitdem eine Auszeit eingelegt, nachdem der Inflationsdruck deutlicher nachgelassen hatte. Aber auch die konjunkturelle Eintrübung im Euroraum, insbesondere in Deutschland, könnte die EZB zu einer Pause auf ihrem geldpolitischen Straffungskurs veranlasst haben. Mittlerweile ist davon auszugehen, dass der Zinserhöhungszyklus sowohl in den USA als auch im Euroraum im Jahr 2023 seinen Höhepunkt erreicht hat. Die Fed hat zudem angedeutet, dass die Leitzinsen in den USA 2024 wieder sinken könnten. Auch wenn die EZB bislang zögert, in ein ähnliches Horn zu blasen, stehen auch im Euroraum die Zeichen aufgrund der schwachen Konjunktur und des nachlassenden Inflationsdrucks derzeit eher auf Zinssenkungen als auf weitere Erhöhungen.
Steigende Anleihe- und Aktienkurse
Diese Erwartungen spiegelten sich im vierten Quartal besonders deutlich an den europäischen und US-amerikanischen Rentenmärkten wider. Hier stiegen die Kurse der Anleihen in Erwartung fallender Zinsen. Auch die deutschen und US-amerikanischen Aktienmärkte sahen zum Jahresende Kursgewinne, besonders in zinssensitiven Sektoren wie Immobilien. Nachdem das steigende Zinsumfeld seit 2022 zu negativen Bewertungsanpassungen und damit zu deutlichen Kursverlusten geführt hatte, schlug das Pendel in Form einer Erholung in die andere Richtung aus. Beispiele hierfür sind die US-Branchenschwergewichte Prologis (Logistikimmobilien) und American Tower (Mobilfunkmasten). Unter den deutschen Titeln setzte der auf Wohnimmobilien spezialisierte DAX-Konzern Vonovia seine bereits im März 2023 begonnene Erholung fort. Immobilienfirmen sind stark von Fremdkapital wie Krediten und Anleihen abhängig. In einem steigenden Zinsumfeld leiden sie daher operativ unter verteuerten Refinanzierungskonditionen, was sich wiederum an der Börse in einem verschlechterten Sentiment und entsprechenden Bewertungsabschlägen niederschlägt. Der umgekehrte Effekt kann in einem fallenden Zinsumfeld eintreten.
Zinszyklus im Auge behalten
Dieses Verhalten zinssensitiver Werte kann daher bei grundlegenden Veränderungen im Zinszyklus für die eigenen Anlageentscheidungen berücksichtigt werden. Ein weiteres Beispiel hierfür ist die Entwicklung der US-Versorgeraktien, die in den ersten neun Monaten 2023 parallel zum starken Zinsanstieg in den USA einen Abwärtstrend aufwiesen. Viele Versorger sind auf Fremdkapital angewiesen, sodass sich mit dem Zinsanstieg die Refinanzierungsbedingungen verschlechtert haben. Zudem verlieren dividendenstarke Versorgeraktien in einem Umfeld steigender Zinsen gegenüber festverzinslichen Anlagen an Attraktivität, weil die Verzinsung von Anleihen vergleichsweise risikoärmer ist und sogar höher liegen kann. So lag die Dividendenrendite der Versorgeraktien im S&P 500 Ende Dezember im Schnitt bei rund 3,3 Prozent und damit unter der durchschnittlichen Rendite 2-jähriger US-Staatsanleihen von 4,2 Prozent. Beim nach Börsenkapitalisierung größten Branchenvertreter NextEra Energy betrug die Dividendenrendite 3,1 Prozent. Die Annahme, dass der Zinshöhepunkt in den USA erreicht ist und die Leitzinsen bereits 2024 wieder sinken könnten, führte im Schlussquartal aber auch bei den Versorgern zu einer Erholung.
Positives Aktienjahr
Ein Jahresendspurt gab es nicht nur bei Aktien aus zinssensitiven Branchen, sondern auf breiter Flur. Gemessen an der Gesamtperformance großer Indizes wie DAX®, EURO STOXX 50®, S&P 500® und NASDAQ 100 war das vergangene Börsenjahr positiv – auch wenn die Entwicklung aufgrund zwischenzeitlich größerer Korrekturen nicht geradlinig verlief. Der deutsche Leitindex gewann am Ende mehr als 20 Prozent. Der EURO STOXX 50® verbuchte ein Plus von 19,2 Prozent. Der S&P 500® legte mit rund 24 Prozent etwas stärker zu. Noch besser entwickelte sich der NASDAQ 100, der mit einem Anstieg von mehr als 50 Prozent seinen Vorjahresverlust von 33 Prozent mehr als wettmachte.
Die glorreichen Sieben und künstliche Intelligenz
Trotz der positiven Entwicklung marktbreiter Indizes zeigte sich auch 2023, dass es nicht den einen Aktienmarkt gibt, in dem sich alle Werte in die gleiche Richtung bewegen, sondern einen Markt mit vielen Aktien, die unterschiedlich performen. So zeigten am deutschen Aktienmarkt Einzelhandelswerte eine deutliche Schwäche, während Aktien aus den Sektoren Bau, Banken und Technologie überdurchschnittlich gut abschnitten. An den US-Börsen entwickelten sich im vergangenen Jahr neben den bereits erwähnten Versorgern auch Aktien aus den Bereichen Basiskonsumgüter und Energie unterdurchschnittlich. Dagegen trugen die Schwergewichte Apple, Microsoft, Amazon, NVIDIA, Tesla, Alphabet und Meta Platforms maßgeblich zur positiven Entwicklung der US-Indizes bei. Aufgrund ihrer starken Performance im Jahr 2023 werden sie auch als die glorreichen Sieben bezeichnet. Sie machen mittlerweile rund 30 Prozent des Gewichts im S&P 500® aus. Die Mega-Caps, die teilweise dem Technologiesektor zugerechnet werden, haben sich damit von den Verlusten des Vorjahres erholt. Einen stützenden Effekt hatte das große Thema künstliche Intelligenz. Die Fortschritte auf diesem Gebiet führten zu teils kräftigen Gewinnen bei einigen Einzelwerten. Dabei stachen Aktien von Unternehmen hervor, die mit ihrer Hard- und Software den Aufstieg der KI erst ermöglichen. Beispiele sind die Chiphersteller NVIDIA und AMD sowie die Anbieter von Cybersicherheitslösungen CrowdStrike Holdings und Palo Alto Networks. Allerdings zeigt ein Blick in die Historie, dass die Top-Performer des letzten Jahres nicht zwangsläufig ihre Rally im neuen Jahr fortsetzen müssen.
Investment-Beispiele:
Name |
ISIN |
Aktueller Kurs |
KGV* (2024) |
Gewinn/Aktie (2024**) |
Dividende (2024**) |
Dividendenrendite (2024**) |
US02079K3059 | 123,98 EUR |
23,59 |
5,26 EUR |
0,00 EUR |
0,0 % |
|
AMD | US0079031078 |
127,58 EUR |
52,58 |
2,43 EUR |
0,00 EUR |
0,0 % |
US03027X1000 |
198,40 EUR |
55,99 |
3,54 EUR |
5,83 EUR |
2,94 % |
|
US0378331005 |
166,16 EUR |
27,58 |
6,03 EUR |
0,92 EUR |
0,55 % |
|
US22788C1053 |
226,60 EUR |
84,24 |
2,69 EUR |
0,00 EUR |
0,0 % |
|
US30303M1027 |
320,85 EUR |
24,32 |
13,19 EUR |
0,00 EUR |
0,0 % |
|
US5949181045 |
338,35 EUR |
33,05 |
10,24 EUR |
2,75 EUR |
0,81 % |
|
US65339F1012 |
56,35 EUR |
19,72 |
2,86 EUR |
1,71 EUR |
3,04 % |
|
NVIDIA | US67066G1040 |
450,50 EUR |
40,06 |
11,24 EUR |
0,15 EUR |
0,03 % |
US6974351057 |
258,45 EUR |
51,51 |
5,02 EUR |
0,00 EUR |
0,00 % |
|
US74340W1036 |
119,20 EUR |
48,21 |
2,47 EUR |
3,41 EUR |
2,86 % |
|
US88160R1014 |
217,65 EUR |
75,94 |
2,87 EUR |
0,00 EUR |
0,00 % | |
DE000A1ML7J1 | 27,10 EUR |
12,21 |
2,22 EUR |
0,85 EUR |
3,14 % |
*KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis; ** Prognose (Quelle: FactSet); Fremdwährungen umgerechnet in Euro (EUR/USD 1,0921 USD); Stand: 05.01.2024