2024: Rekordjahr im Rückblick
Rekordjagd trotz Rezessionssorgen, so lässt sich die Entwicklung an den Aktienmärkten im Jahr 2024 auf den Punkt bringen. Während sich Aktionäre über neue Höchststände bei DAX, S&P 500 oder Nikkei 225 freuen können, müssen Zinsliebhaber den Gürtel wieder enger schnallen.
Inflation im Euroraum auf dem Rückzug
Die gute Nachricht vorweg: Der Preisauftrieb hat 2024 weiter nachgelassen. Lag die jährliche Inflation im Euroraum im Dezember 2023 noch bei 2,9 %, ging sie im Jahresverlauf bis auf 1,7 % im September 2024 zurück. Die Schnellschätzungen des statistischen Amts der Europäischen Union (Eurostat) für November 2024 fallen mit 2,3 % zwar wieder etwas höher aus. Der Anstieg ist allerdings vor allem auf einen sogenannten Basiseffekt bei den Energiepreisen zurückzuführen, die im November 2023 sehr stark gefallen waren (-11,5 %). Im November 2024 gab es zwar ebenfalls einen Rückgang. Dieser fiel mit 1,9 % im Jahresvergleich aber deutlich geringer aus und trug somit weniger stark zur Entlastung der Inflationsrate bei.
EZB leitet Zinswende vor der Fed ein
Über das Jahr 2024 betrachtet, hat sich die Dynamik des Preisauftriebs weiter abgeschwächt. Das ermöglichte es der EZB, ihre restriktive Geldpolitik zu lockern. In einem ersten Schritt sank der Leitzins im Juni von 4,50 % auf 4,25 %. Im September und Oktober folgten zwei weitere Senkungen, und auch für Dezember wird ein Zinsschritt nach unten erwartet. Ein erhoffter Effekt der sinkenden Zinsen: Die damit einhergehenden niedrigeren Finanzierungskosten für Kredite regen die Investitionstätigkeit der Unternehmen an und beleben die Wirtschaft im Euroraum.
Inwieweit die US-Notenbank der EZB auf dem Pfad zu weiteren Senkungen folgt, wird sich zeigen. Die Fed, die im Jahr 2022 gut ein halbes Jahr vor der EZB mit den Zinsanhebungen begann, ließ sich mit ihrer Zinswende nach unten bis September 2024 Zeit. Anders als die Konjunktur im Euroraum verzeichnet die US-Wirtschaft solide Wachstumsraten. Die Fed hat daher keine Eile in Bezug auf Zinssenkungen. Die Zinsdifferenz zwischen den USA und dem Euroraum dürfte eines der Themen im kommenden Jahr werden.
Gold auf dem Weg zu neuen Höhen
Die sinkenden Zinsen waren neben den geopolitischen Krisen ein weiterer Faktor, der dem Goldpreis 2024 Auftrieb verlieh. Da Gold keine Zinsen abwirft, verlieren verzinsliche Anlagen mit sinkendem Zinsniveau an Attraktivität gegenüber dem Edelmetall. Dieses markierte im Oktober mit 2.790 US-Dollar je Feinunze einen neuen Höchststand.
Rekorde an den Aktienmärkten
Der Preisanstieg bei Gold ist umso bemerkenswerter, da auch viele große Aktienindizes 2024 neue Rekordmarken erreichten. Gold und Aktien weisen oftmals eine unterschiedliche Entwicklung auf, weshalb sich mit Investments in beide Anlageklassen das Depot diversifizieren lässt. Doch während Gold die 3.000 US-Dollar noch vor sich hat, fielen bei den großen Aktienindizes 2024 zahlreiche runde Marken. Der S&P 500 notierte erstmals über 6.000 Punkten, der Technologieindex NASDAQ-100 knackte ebenso wie der DAX die Marke von 20.000 Punkten, Dow Jones und Nikkei 225 übersprangen die Marke von 40.000 Punkten.
Der Anstieg an den Aktienmärkten war nach der guten Entwicklung 2023 und mit Blick auf die geopolitischen Krisenherde nicht unbedingt so zu erwarten. Zumal die Wirtschaft im Euroraum schwächelt, insbesondere in Deutschland, das sich nicht aus der Stagnation befreien kann. Auch in den USA flammten im Jahresverlauf immer wieder Sorgen vor einem Abschwung oder gar einem Abdriften in die Rezession auf. Mit den Zinssenkungen durch die Fed nahm diese Angst allerdings ab.
Trump surft auf roter Welle
Die Stärkung der US-Wirtschaft war denn auch eines der zentralen Themen im US-Präsidentschaftswahlkampf. Die Mehrheit der US-Bürgerinnen und -Bürger schätzte Donald Trumps Kompetenzen diesbezüglich offensichtlich höher ein als die von Kamala Harris. Trumps Wahlsieg stand überraschend schneller fest und fiel zudem eindeutig aus. Als 47. Präsident der USA kann Donald Trump ebenso wie Joe Biden seinerzeit durchregieren. Die Republikaner verfügen sowohl im US-Senat als auch im Repräsentantenhaus über eine Mehrheit. Das eröffnet Trump die Möglichkeit, Gesetzesvorhaben zeitnah umzusetzen.
An der Wall Street legten am Tag nach der Wahl vor allem die Aktien solcher Unternehmen zu, die unter dem neuen Präsidenten von besseren Rahmenbedingungen profitieren könnten. Dazu zählen insbesondere Banken, da sich Trump für weniger Regulierung im Finanzsektor stark macht. Das könnte das Geschäft mit Firmenübernahmen beleben. Kreditkartenanbieter und Versandhändler wiederum könnten von einer steigenden Konsumtätigkeit der US-Verbraucherinnen und -Verbraucher profitieren. Impulse dafür sollen unter anderem von der Verlängerung bestehender Steuererleichterungen sowie einer sinkenden Inflation ausgehen. Inwiefern Trump diese Ziele finanzieren bzw. durch seine Zollpolitik tatsächlich erreichen kann, wird sich zeigen. Für Spannung ist damit auch 2025 gesorgt.
Entwicklung der bekanntesten Aktienindizes seit Jahresbeginn 2024.
Index | Performance YTD | Performance 5 Jahre | Region |
DAX | +21,69 % | +54,82 % | Deutschland |
MDAX | +0,64 % | -0,12 % | Deutschland |
EURO STOXX 50 | +10,09 % | +34,81 % | Euroraum |
IBEX | +19,50 % | +28,66 % | Spanien |
NASDAQ 100 | +28,51 % | +157,49 % | USA |
S&P 500 | +27,68 % | +93,59 % | USA |
Nikkei 225 | +16,81 % | +67,38 % | Japan |
Hang Seng | +16,53 % | -25,03 % | China |
MSCI World | +21,64 % | +67,88 % | Welt |
Quelle: SIX Financial Information, Stand: 06.12.2024
Aus Wertentwicklungen in der Vergangenheit lassen sich keine zuverlässigen Vorhersagen für künftige Entwicklungen ableiten.