Schufa setzt auf mehr Transparenz
Was neu ist und was noch kommen könnte
Mehr Transparenz: Das hat sich die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung – kurz: Schufa – zum Ziel gesetzt. Damit reagiert die Wirtschaftsauskunftei auf Kritik. Neu ist unter anderem, dass Verbraucher*innen über eine App ihren Schufa-Basisscore jederzeit kostenlos abrufen können.
Noch einmal zur Erinnerung: Banken, Onlinehändler, Mobilfunkanbieter und andere Unternehmen – alle wollen sich gegen Zahlungsausfälle absichern. Bevor sie einen Kredit gewähren, Waren gegen Rechnung nach Hause schicken oder einen Smartphone-Vertrag abschließen, stellen sie eine Bonitätsanfrage bei einer Wirtschaftsauskunftei wie der Schufa. Diese liefert dann eine Einschätzung zur Kreditwürdigkeit.
Dafür sammelt die Schufa zahlreiche Daten und errechnet daraus die Bonität. Nach dem Bundesdatenschutzgesetz ist es erlaubt, Daten zu übermitteln und zu speichern – vorausgesetzt, sie sind von berechtigtem Interesse für die zu speichernde Stelle.
So berechnet die Schufa einen Score
Die Schufa berechnet anhand von anerkannten mathematisch-statistischen Verfahren eine Wahrscheinlichkeit (Score) für die Rückzahlung gewährter Kredite. Der Score hat einen Wert zwischen 1% und 100%. Je höher der Wert, desto größer schätzt die Schufa die Wahrscheinlichkeit ein, dass jemand einen Kredit zurückzahlt. Diesen Wert, der die Kreditwürdigkeit einer Person angibt, leitet die Schufa bei einem nachgewiesenen und berechtigten Interesse an die Stelle weiter, die die Bonitätsanfrage veranlasst hat,.
Dagegen laufen Verbraucherzentralen seit Jahren Sturm: Für Verbraucher*innen sei nicht nachvollziehbar, nach welchen Algorithmen der Score berechnet werde und wie sie ihre Bonität verbessern können. Mit neuen Angeboten will die Schufa nun für mehr Transparenz sorgen.
Kreditwürdigkeit per App erfahren
Über die „Bonify“-App können Verbraucher*innen ihren Schufa-Basisscore kostenlos und jederzeit digital abrufen. „Seit Live-Gang der App im Juli 2023 haben sich, Stand Ende Oktober 2023, rund 80.000 Menschen registriert, um ihren Schufa-Basisscore einzusehen“, sagt eine Sprecherin der Schufa.
- Bonify-App nutzen: Um „Bonify“ zu nutzen, muss man sich registrieren, entweder mit dem Personalausweis oder über das eigene Bankkonto. Dabei ist die App so eingestellt, dass Nutzende „Bonify“ dauerhaft Einblick in ihr Konto für die Umsätze der letzten 90 Tage erlauben. Das ist strikt getrennt von der Schufa, wie die Auskunftei versichert.
Verbraucherschutz durch App gefährdet?
Zwar gibt es derzeit keinen Datenaustausch zwischen „Bonify“ und der Schufa. Dies kann jedoch laut Verbraucherzentrale Baden-Württemberg künftig nicht ausgeschlossen werden. Weil völlig intransparent sei, wie die Schufa Daten zwecks Score-Berechnung auswertet, sollten Verbraucher*innen es unterlassen, der Schufa oder einem Tochterunternehmen Zusatzdaten zur Verfügung zu stellen.
- Hinweis: Laut Verbraucherzentrale NRW ist es besser, den eigenen Score statt über die App durch eine kostenlose Anfrage bei der Schufa zu erfragen – das ist ohne Preisgabe hochsensibler Daten mindestens einmal im Jahr kostenlos möglich.
Was die Schufa in Sachen Transparenz sonst noch plant
Daneben hat die Schufa mit Blick auf Transparenz einiges vor:
- Bonitätsrelevante Daten: Die Schufa plant, den Menschen über „Bonify“ neben dem Basisscore auch die bonitätsrelevanten Daten, die über sie gespeichert sind, jederzeit und kostenfrei zur Verfügung zu stellen.
- Negativeinträge: Zudem will die Schufa registrierte Nutzer*innen per Push-Nachricht über erstmalige Negativ-Einträge informieren. Ein konkretes Datum hierfür gibt es noch nicht; aktuell geht die Schufa davon aus, dass sie dies 2024 anbieten wird.
- „Bonify“ als persönliches Datencockpit: Auf der Agenda steht auch, Menschen die Möglichkeit zu geben, mit ihren Daten auf „Bonify“ ihren persönlichen Score zu simulieren. Welchen Einfluss hätte es auf meinen Score, wenn ich einen weiteren Ratenkredit in Anspruch nähme? Wie verbessert es meinen Score, wenn ich eine oder mehrere Kreditkarten kündige? Wie das persönliche Datencockpit am Ende konkret aussehen wird, steht aktuell noch nicht fest.
Wie lässt sich der Bonitätsscore positiv beeinflussen?
Auch über die Frage, wie Menschen ihren Bonitätsscore positiv beeinflussen können, gibt es bei der Schufa Überlegungen. Denkbar sei etwa, Daten, die sich positiv auf den Score auswirken, auf Wunsch von Verbraucher*innen länger zu speichern als das bisher möglich ist. „Ein seit vielen Jahren geführtes Girokonto wirkt sich beispielsweise positiv aus“, erklärt die Schufa-Sprecherin. Wird es gekündigt, müsse die Schufa aktuell die Info, dass es dieses Girokonto gibt, direkt löschen.
Denkbar sei auch, auf Wunsch der Verbraucher*innen weitere Daten in den Score einfließen zu lassen, etwa zum Einkommen. „Oft fragen uns die Menschen, warum die Schufa zum Beispiel nicht anerkenne, dass sie ein regelmäßiges Einkommen haben“, so die Sprecherin. Die schlichte Antwort: Die Schufa kennt das Einkommen nicht. „Wie eine Lösung zur Verbesserung des Scores am Ende konkret aussehen wird, wissen wir heute noch nicht“, sagt die Sprecherin.