Was ist ein Schwarzer Schwan?

Unvorhersehbares auf dem Finanzmarkt

Finanzwissen 4 min Lesedauer 06.08.2024

Ein „Schwarzer Schwan“ ist ein seltenes Phänomen – nicht nur im Tierreich, sondern auch auf dem Börsenparkett. Dort wird dieser Begriff verwendet, um seltene und unvorhersehbare Ereignisse zu beschreiben, die erhebliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und die Geldanlage haben. Ein solcher Schwarzer Schwan kann durch politische Krisen, Naturkatastrophen oder unerwartete wirtschaftliche Entwicklungen ausgelöst werden.

Anlegerinnen und Anleger müssen sich bewusst sein, dass solche Ereignisse das Risiko Ihrer Investitionen erhöhen können. Doch wie kann man sich auf diese unvorhersehbaren Situationen vorbereiten?

Was ist ein Schwarzer Schwan?

Der Begriff Schwarzer Schwan wurde von dem libanesischen Finanzmathematiker Nassim Nicholas Taleb geprägt. Er beschreibt Ereignisse, die extrem selten sind und weitreichende Folgen haben. Sie sind regelmäßig nur schwer vorhersehbar und können auf einem Finanzmarkt zu erheblichen Schwankungen führen.

Damit ein Ereignis als Schwarzer Schwan bezeichnet werden kann, muss es drei Hauptmerkmale aufweisen:

  • Das Ereignis liegt außerhalb der normalen Erwartungen.
  • Die globalen Auswirkungen sind immens.
  • Das Ereignis ist erst im Nachhinein vorhersehbar. Zwar wird das Ereignis nicht erwartet, aber nach dem Eintreten wird es erklärbar, und die Welt fragt sich, warum sie nicht darauf vorbereitet war.

Bekannte Beispiele für einen Schwarzen Schwan sind die Finanzkrise von 2008 oder die durch die Nuklearkatastrophe von Fukushima ausgelöste Krise im Jahr 2011.

Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und den Finanzmarkt

Dadurch, dass Schwarze Schwäne tiefgreifende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte haben, können sie nicht nur für Anlegerinnen und Anleger zu erheblichen Verlusten führen, sondern sogar die Stabilität von Finanzinstitutionen gefährden.

Inflation, Arbeitslosigkeit und Rezession sind häufige Begleiterscheinungen solcher Ereignisse. Nach dem Nukleardesaster von Fukushima kam es in Japan beispielsweise zu einem Börsencrash, die Börsen in den USA und in Europa gerieten in Mitleidenschaft und rutschten ebenfalls in Minus, da viele Anlegerinnen und Anleger mit Panikverkäufen auf die Katastrophe reagierten.

Aber ein Schwarzer Schwan muss nicht zwingend negative Auswirkungen auf die Börse mit sich bringen. Auch wichtige Erfindungen mit langfristig positiven Konsequenzen, zum Beispiel Entdeckungen und technologische Fortschritte können als Schwarze Schwäne bezeichnet werden. Jedoch machen sich die Auswirkungen von negativen Schwarzen Schwänen meist unmittelbar bemerkbar. „Im Allgemeinen dauert es eine Weile, bis die Auswirkungen positiver Schwarzer Schwäne sich zeigen, während negative sich sehr schnell ereignen ‒ zu zerstören ist viel leichter und geht viel schneller, als aufzubauen“, schreibt Nassim Nicholas Taleb in seinem Buch „Der Schwarze Schwan: Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse“.

Strategien zur Risikominimierung bei Geldanlagen

Angesichts der Unvorhersehbarkeit von Schwarzen Schwänen ist es für Anlegerinnen und Anleger wichtig, ihre Strategien zur Risikominimierung bei der Geldanlage zu überdenken. Eine Möglichkeit ist die Diversifikation des Portfolios. Durch die Streuung der Investitionen über verschiedene Anlageklassen wie Wertpapiere, Immobilien und Rohstoffe kann das Risiko eingedämmt werden.

„Diversifikation ist eine wichtige Strategie, um das Risiko im Portfolio zu minimieren. Die Aufteilung des Kapitals auf verschiedene Sektoren, wie zum Beispiel Technologie, Gesundheitswesen, Finanzen oder Energie, kann dazu beitragen, das Risiko zu reduzieren, da verschiedene Branchen unterschiedlich auf wirtschaftliche und politische Entwicklungen reagieren“, schreibt Autor und Investment-Experte Mario Lüddemann in seinem Blog.

Eine weitere Strategie ist die regelmäßige Anpassung des Portfolios. Anlegerinnen und Anleger sollten ihre Investmentstrategie regelmäßig überprüfen und auf aktuelle Marktbedingungen abstimmen. Dies kann helfen, auf Veränderungen im Finanzmarkt schnell zu reagieren und potenzielle Verluste zu minimieren.

Welchen Beitrag leisten Finanzmathematiker zur Bewältigung von Schwarzen Schwänen?

Finanzmathematiker spielen eine zentrale Rolle bei der Analyse und dem Management von Schwarzen Schwänen. Sie nutzen komplexe Modelle und Simulationen, um die Auswirkungen seltener Ereignisse auf die Märkte zu bewerten und Frühwarnsysteme zu entwickeln. Durch die Berechnung von Risikomaßen wie Value-at-Risk (VaR) und Conditional Value-at-Risk (CVaR) helfen sie, die Exposition von Portfolios gegenüber extremen Marktbedingungen zu verringern. Ihre Arbeit ermöglicht es Anlegerinnen und Anlegern, fundierte Entscheidungen zu treffen und sich besser auf unvorhersehbare Ereignisse vorzubereiten.

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