Wissenswertes rund um die Selbstständigkeit

Warum eine zündende Geschäftsidee allein nicht reicht

Arbeit-Recht 5 min Lesedauer 03.01.2024
Selbstständig machen

Nicht länger angestellt, sondern selbstständig zu sein, ist der Traum vieler Menschen. Bevor Sie jedoch in die Selbstständigkeit starten und Ihr eigenes Unternehmen gründen, sollten Sie sich informieren und beraten lassen. Wir sagen Ihnen, worauf es ankommt.

Konzept entwerfen

Sie haben eine zündende Geschäftsidee? Prima! Aber das allein reicht nicht. Zum Start stehen zwei Aspekte im Vordergrund: Die Entwicklung eines Konzepts zur Umsetzung Ihrer Idee und die Erstellung eines Businessplans. Loten Sie aus:

  • Wie sieht die Nachfrage aus – ist meine Geschäftsidee relevant und gefragt?
  • Bin ich mit der Idee neu auf dem Markt oder in meiner Region oder habe ich Mitbewerber*innen?
  • Sind finanzielle Investitionen nötig, um mein Vorhaben in die Tat umsetzen zu können und wer ist gegebenenfalls der Geld- beziehungsweise Kreditgeber?

Legen Sie Ihr Konzept sowie Ihren Business-Plan Gründungsberater*innen vor. „So kann objektiv geprüft werden, ob die eigene Geschäftsidee tatsächlich tragfähig ist“, sagt Andreas Lutz. Er ist 1. Vorsitzender des Verbands der Gründer und Selbstständigen Deutschland (VGSD) mit Sitz in München.

Tipp: In vielen Bundesländern gibt es Gründungsberatungen, die teils kostenfrei sind. Dabei erhalten Sie auch Hinweise auf mögliche Förderprogramme. Kontaktieren Sie zunächst beispielsweise die örtlich zuständige Agentur für Arbeit oder die Industrie- und Handelskammer (IHK).

Finanzen checken

Zumeist braucht man in der Anfangsphase einer Gründung Geld. Schließlich dauert es ein wenig, bis das Geschäft einen Gewinn abwirft. Erstellen Sie vor dem Gespräch mit einer Bank einen Finanzplan. Darin listen Sie detailliert auf:

  • Ihre voraussichtlichen Einnahmen
  • Ihre voraussichtlichen Ausgaben
  • Ihren Finanzbedarf

Tipp: Oft ist es von Vorteil, sich zu Beginn nebenberuflich selbstständig zu machen. So fließt über die hauptberufliche Tätigkeit weiterhin Geld aufs Konto, um den Lebensunterhalt zu finanzieren. Zugleich können Selbstständige im Nebenerwerb ausloten, ob ihre Geschäftsidee praxistauglich ist und sich langfristig auch für eine Vollzeittätigkeit rechnet.

Versicherungen abschließen

Wer selbstständig ist, für den kann eine Unterversicherung im Schadensfall schnell zu einem finanziellen Fiasko werden. Sichern Sie daher unbedingt die für Ihr Geschäftsmodell relevanten Risiken ab. Wichtige Policen, die Selbstständige haben sollten, sind unter anderem eine

  • Betriebshaftpflichtversicherung, die häufig eine Privathaftpflichtversicherung inkludiert
  • Vermögensschadenhaftpflichtversicherung
  • Geschäftsinhaltsversicherung
  • Rechtsschutzversicherung

Daneben sollten Sie Ihre persönlichen Versicherungen nicht vernachlässigen. Gesetzlich vorgeschrieben ist die Krankenversicherung. Sinnvoll für Selbstständige ist es, sich zusätzlich mit einem Krankentagegeld beziehungsweise Krankengeld gegen einen Verdienstausfall bei Krankheit abzusichern. Weitere Infos rund um Krankenversicherung finden Sie hier.

Auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist wichtig und sinnvoll, wie der Bund der Versicherten sagt. Weitere Versicherungen für Selbstständige: Die Unfallversicherung, die Rentenversicherung sowie gegebenenfalls die freiwillige Arbeitslosenversicherung.

Ebenfalls nicht zu vernachlässigen ist die Altersvorsorge. Lesen Sie, welche Optionen Selbstständige für die Altersvorsorge haben

Tipp: Erkundigen Sie sich beispielsweise bei der Gründungsberatung, welche Versicherungen für Sie sinnvoll sind. Und vergleichen Sie unbedingt die Leistungen und Preise mehrerer Anbieter, das kann sich rechnen.

Geschäftskonto einrichten

Neben einem privaten Girokonto benötigen Selbstständige ein Geschäftskonto. Darauf sollten sich mindestens drei Monatsnettoverdienste – wie im Businessplan kalkuliert – befinden. Denn: „Sie müssen immer damit rechnen, dass man zwar arbeitet, aber der Kunde nicht sofort zahlt“, sagt Sebastian Baum, Unternehmensberater und Geschäftsführer der ICB Innovations Center GmbH und Co. KG in Potsdam. Auch für eine Auftragsflaute sind Rücklagen sinnvoll, um Ihre laufenden Unkosten bestreiten zu können.

Auftraggeber finden

„Mit der Akquise von Aufträgen sollte so früh wie möglich begonnen werden“, rät Lutz vom VGSD. Oft kommt es vor, dass der letzte Arbeitgeber zugleich einer der ersten Auftraggeber ist. In einem solchen Fall ist es wichtig, sich unbedingt noch weitere Auftraggeber ins Boot zu holen, um nicht von einem abhängig zu sein.

Im Hinblick auf die Gefahr einer Scheinselbstständigkeit sollte man die Unterschiede zur bisherigen Anstellung deutlich herausstellen. Bei einer Scheinselbstständigkeit müssen Sie mit teils empfindlichen Bußgeldern oder Nachzahlungen seitens der Deutschen Rentenversicherung und des Finanzamtes rechnen. Auftraggeber finden Sie zum Beispiel, indem Sie Branchenveranstaltungen besuchen und auf Messen gehen über ein möglichst breites Netzwerk verfügen und Ihre Kontakte für Werbung nutzen berufsspezifische Plattformen im Internet nutzen, um Aufträge zu akquirieren – hier über eine Suchmaschine die Wörter „Aufträge für freie“, dann die eigene Berufsbezeichnung eingeben und schon finden sich Plattformen.

Tipp: Für Marketingzwecke ist es sinnvoll, einen eigenen Online-Auftritt zu haben. So sind Sie für potenzielle Kundeninnen und Kunden im Internet auffindbar

Alltag organisieren

„Eine To-Do-Liste für jeden Tag, welche Vorhaben Priorität haben und welche nur bei einem Zeitüberhang angegangen werden, ist das A & O für jeden Selbstständigen“, sagt Baum von der ICB Innovations Center GmbH und Co. KG. Handeln Sie umgehend, falls sich abzeichnet, dass sich die Abgabe oder Fertigstellung eines Projektes verzögert und Sie Terminabsprachen mit dem Kunden nicht einhalten können.

Welche Optionen Sie in solchen Fällen haben:

  • Prüfen Sie, ob Sie mit Überstunden, Wochenendarbeit oder mit Hilfe befreundeter Kollegeninnen und Kollegen eventuell doch noch eine fristgerechte Abgabe oder Fertigstellung ermöglichen können.
  • Sagen Sie Kunden und Kundinnen so früh wie möglich Bescheid, dass Sie länger als geplant brauchen. Nennen Sie dabei ehrlich die Gründe für die Verspätung.
  • Aber: Bloß nicht zu oft fest vereinbarte Abgabe- oder Fertigstellungstermine verschieben, rät Unternehmensberater Baum: „Sonst wirkt ein Selbstständiger schnell unglaubwürdig und unseriös – und verliert so vielleicht einen wichtigen Auftraggeber.“

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