Selbstständigkeit planen in 5 Schritten

Von der Geschäftsidee bis zur Umsetzung

Arbeit-Recht 5 min Lesedauer 14.02.2023
Selbstständigkeit planen in 5 Schritten

Rund 3,5 Millionen Menschen in Deutschland haben laut Statistischem Bundesamt ihren Wunsch wahr gemacht und arbeiten als Selbstständige. Sie wollen auch den Sprung in die Existenzgründung wagen? Wir erklären, wie Sie in fünf Schritten Ihre Selbstständigkeit planen.

Schritt 1: Geschäftsmodell finalisieren

Wie mache ich mich selbstständig? Dreh- und Angelpunkt ist eine gute Geschäftsidee. Daraus gilt es, ein Geschäftsmodell zu entwickeln, das kritisch hinterfragt werden sollte. „Nutzen Sie die Phase der Geschäftsmodell-Entwicklung, um so viel wie möglich darüber herauszufinden, ob Ihr Business einen Markt hat“, rät Marco Habschick, Geschäftsführer der „Gründerplattform“, gefördert vom Bundeswirtschaftsministerium und der KfW. In der Praxis heißt das: Möchte jemand ein Café eröffnen, sollten Konzept und Standort geprüft werden. Wer etwa als Grafiker*in aus einer Festanstellung heraus eine Selbstständigkeit planen möchte, sollte ebenfalls den Markt im Blick haben, hat aber natürlich den Vorteil, von überall aus arbeiten zu können. Habschick empfiehlt durch etwa Testverkäufe in einem Popup-Store oder durch das probeweise Schalten von Werbung mit potenziellen Kund*innen in Kontakt zu gehen.

Schritt 2: Businessplan erstellen

Wer eine Selbstständigkeit aus der Arbeitslosigkeit heraus plant, kann Gründerzuschuss bei der Agentur für Arbeit beantragen. Dazu ist ein Businessplan erforderlich, der auch einen Finanzierungsteil beinhaltet. „Generell ist ein Businessplan für Gründer*innen ein hilfreiches Instrument, um die Existenzgründung zu planen und prognostisch durchzurechnen“, sagt Habschick. Beim Businessplan-Tool der Gründerplattform werden angehende Selbstständige durch den Finanzteil geleitet.

Für jemanden, der ein Café eröffnen oder sich als Grafiker*in selbstständig machen möchte, heißt das konkret: „Überlegen Sie sich, wie viele Stück Kuchen und wie viele Tassen Kaffee Sie in den ersten Monaten realistischerweise verkaufen werden. Und als Grafiker*in, zu welchem durchschnittlichen Honorar Sie arbeiten können“, erklärt Andreas Lutz vom Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschland (VGSD) e.V. Die Ausgaben (beispielsweise Miete, Möbel und Software) werden den Umsätzen gegenübergestellt. „Am Ende schauen Sie ausgehend vom bestehenden Startkapital, ob Sie mit diesem auskommen oder ob Sie ohne Darlehen ins Minus geraten“, sagt Lutz.

Schritt 3: Finanzierung sicherstellen

Zur Vorbereitung der Selbstständigkeit zählt auch: Einen Überblick über die Finanzen gewinnen. Wer einen Gründerzuschuss bekommt, hat ein Polster für die ersten sechs Monate.  Ansonsten bietet Erspartes Sicherheit. „Banken vermitteln zudem öffentliche Förderprogramme, die meist als Ergänzung zum Bankkredit infrage kommen“, sagt Habschick. 

Andreas Lutz rät dazu, nicht ganz zu optimistisch zu planen. „Schauen Sie, was herauskommt, wenn das Geschäft langsamer anläuft.“ Es sei schwierig, einen Kredit im Nachhinein aufzustocken, daher lieber mit einem großzügigeren Anfangskapital planen. „Und sparen Sie nicht an der falschen Stelle: Gute Beratung von Gründungs- oder Finanzberatern spart sehr viel Lehrgeld ein.“

Schritt 4: Bürokratisches klären

Steht das Geschäftsmodell, und die Finanzierung der Existenzgründung ist in trockenen Tüchern, muss die Gründung beim Finanzamt angemeldet werden. Alle Selbstständigen in Deutschland werden in Gewerbetreibende und in Freiberufler*innen geteilt. „Wenn wir an Unternehmer*innen im klassischen Sinne denken, die eine Firma mit mehreren Angestellten haben, sind damit fast immer Gewerbetreibende gemeint“, sagt Habschick von der Gründerplattform.

Wer einem freien Beruf angehört (wie etwa Künstler*innen oder Steuerberater*innen), ist von der Gewerbesteuer und entsprechend der aufwendigen Gewerbeanmeldung befreit. „Außerdem müssen Freiberufler*innen nicht Mitglied einer Handels- oder Handwerkskammer werden und können eine einfache Einnahme-Überschuss-Rechnung (EÜR) vorlegen, um ihr zu versteuerndes Einkommen zu ermitteln.“ Andreas Lutz vom VGSD empfiehlt zudem, den Firmennamen rechtlich abzuklären und sich vorab eine Domain für die eigene Website zu sichern. „Und ganz wichtig: Belege für alle Ausgaben für die Steuererklärung aufheben.“

Übrigens: Wer sich nebenberuflich selbstständig machen möchte, kann sich beim Finanzamt als Kleinunternehmer anmelden. Steuerlich und rechtlich gelten ansonsten die gleichen Rechten und Pflichten wie bei hauptberuflich Selbstständigen.

Schritt 5: Sich sichtbar machen

Akquise und Werbung ist für alle Selbstständigen wichtig, um Kunden zu gewinnen. Daher lautet Marco Habschicks wichtigster Tipp für eine erfolgreiche Existenzgründung: rausgehen. „Es gibt zwei Typen von Gründer*innen: Diejenigen, die versuchen, alles im stillen Kämmerlein zu durchdenken, bevor sie mit ihrem Angebot rausgehen. Und diejenigen, die einfach ausprobieren und sich vortasten.“ Habschicks Erfahrung zeige, dass Letztere mehr Erfolg haben.

„Ich habe leider zu viele Gründungen gesehen, bei denen nach Monaten und Jahren Entwicklungsarbeit ein perfektes Angebot vorgestellt wurde – nur um dann zu merken, dass es dafür gar keine Nachfrage mehr gibt oder nie gab“, mahnt Marco Habschick. Daher sei es wichtig, regelmäßig im Austausch mit Leuten zu sein, Werbung für sich zu machen und – je nach Geschäftsmodell  –  Probeverkäufe zu tätigen. „Der Rest kommt von ganz allein.“

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