Slow Shopping: entschleunigtes Einkaufen
Vom Impulskauf zum bewussten Konsum
Nachhaltig konsumieren, achtsam leben, Geld sparen – das ist bereits seit Längerem ein Trend. Beim nachhaltigen Einkaufen bezog sich der Nachhaltigkeitsaspekt bisher jedoch meist auf die Produkte: Mode aus Naturprodukten, regionale Lebensmittel, biologisch abbaubare Reinigungsmittel sind nur einige Beispiele. Was aber passiert, wenn man diese Produkte mit einem entsprechenden Mindset kombiniert? Dann landet man beim Slow Shopping.
Was ist Slow Shopping?
Slow Shopping ist eine Philosophie, die den bewussten Konsum in den Mittelpunkt stellt. Im Gegensatz zum unbedachten (oft Online-)Shopping, bei dem die sofortige Befriedigung von Bedürfnissen im Vordergrund steht, geht es beim Slow Shopping darum, sich Zeit zu nehmen und Kaufentscheidungen gründlich zu überdenken. Sozusagen: Minimalismus beim Shoppen.
Der Ursprung des Trends liegt in der Slow-Movement, die bereits in den 1980er Jahren in Italien mit dem Slow Food begann. Diese Bewegung setzt sich für eine bewusste und genussvolle Ernährung ein. Slow Shopping überträgt diese Werte auf den Konsum allgemein: Qualität vor Quantität, Zeit zum Überlegen statt Impulskäufen und ein Fokus auf Produkte, die wirklich gebraucht werden und lange halten.
Mit der wachsenden Sensibilität für Themen wie Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein und Minimalismus setzen viele Verbraucherinnen und Verbraucher auf Qualität statt auf Quantität. So gaben in einer Umfrage der Einkaufslisten-App Bring! 49% der insgesamt 3.000 Befragten an, dass Ihnen Nachhaltigkeit beim Einkauf wichtig sei.
So funktioniert es
Um nachhaltig einzukaufen, lohnt es sich oftmals, mit einer Bestandsaufnahme zu beginnen: Welche Dinge habe ich bereits? Und was brauche ich wirklich neu? Dabei sei es wichtig, die Dinge so lange wie möglich zu behalten, sie zu reparieren und weiterzuverwenden, wird Viola Muster, die an der TU Berlin zu nachhaltigem Konsum forscht in den Medien zitiert. „Oftmals weiß man in der Gegenwart noch gar nicht, wofür man vielleicht eine Sache, die man schon hat, später noch mal benutzen kann.“ Auch das kann vor unnötigen Impulskäufen schützen.
Wenn dann ein Kaufimpuls – egal ob online oder im Laden – auftaucht, helfen die folgenden Fragen:
- Brauche ich das Produkt wirklich?
- Spricht mich das Produkt selbst an, oder sind eher Design, Werbung oder Image attraktiv? Oder ist der Salience Bias im Spiel?
- Wie geht es mir gerade? Scrolle ich gelangweilt durchs Netz, laufe ich hungrig durch den Supermarkt? Beides kann Impulskäufe begünstigen.
- Wie viele Stunden muss ich für das Produkt arbeiten, damit ich es mir leisten kann?
- Habe ich bereits ein Produkt, das denselben Zweck erfüllt? Wenn ja: Warum soll es ersetzt werden?
- Muss ich das Produkt wirklich kaufen oder kann ich mir es auch ausleihen oder mit jemandem teilen?
Geld sparen durch Konsumverzicht
Wer ganz radikal anfangen möchte, kann auch eine No-Buy-Challenge machen. Dabei geht es darum, eine Zeitlang gar nichts zu kaufen – außer der absolut notwendigen Dinge, wie etwa Lebensmittel. Damit kommt man gut den Beweggründen für das eigene Konsumverhalten auf die Spur und kann nach der Challenge bewusster shoppen.
Wie der Handel auf Slow Shopping setzt
Einzelhändler und Marken haben diesen Trend längst erkannt und beginnen, ihre Geschäftsmodelle entsprechend anzupassen. Viele Läden bieten heute eine angenehme und entschleunigte Einkaufsatmosphäre, in der Kundinnen und Kunden in Ruhe stöbern und sich umfassend informieren können, bevor sie eine Kaufentscheidung treffen. Beispiele hierfür sind Boutiquen, die sich auf die sogenannte „Capsule Wardrobe“ spezialisiert haben – eine minimalistische Garderobe, die nur aus wenigen, dafür aber qualitativ hochwertigen und vielseitig kombinierbaren Kleidungsstücken besteht.
Auch große Einzelhandelsketten wie IKEA setzen zunehmend auf Nachhaltigkeit und langsameres Shopping. So bietet IKEA mittlerweile Upcycling-Workshops und einen Second-Hand-Markt für Möbel an.