Der Druck durch soziale Medien

Mental gesund bleiben

Aktuelles 4 min Lesedauer 12.10.2023
social-media-vergleichsdruck

Der Urlaub auf den Malediven, das Outfit mit Designer-Kleidung oder die gestählten Bauchmuskeln im Gym: Täglich sehen wir eine Flut an Bildern und Videos in den Sozialen Medien, die uns den perfekten Lifestyle oder Körper suggerieren. Das kann inspirieren – aber auch zu Social-Media-Vergleichsdruck führen. Die Folge: Unsere mentale Gesundheit leidet.

Darum vergleichen wir uns

Dass wir uns vergleichen, liegt in unserer Natur und hat verschiedene Funktionen. Schon unsere Vorfahren haben sich verglichen, um sich innerhalb einer Gruppe zu orientieren. Durch das Vergleichen mit anderen zeigt sich, welche Fähigkeiten wir gut einbringen können. Das ist noch heute so: Die Position des Kassenwarts innerhalb eines Vereins beispielsweise übernimmt eher jemand, der oder die gut in Mathematik ist. Um den oder die Beste für die Position auszuwählen, vergleichen wir uns.

Zudem hilft das Vergleichen uns, unsere körperlichen Fähigkeiten einzuschätzen. Ein weiterer Grund: Wir pushen damit unser Selbstbewusstsein, wenn wir etwas besser können als andere. Und genau das kann im Hinblick auf Mediennutzung zu Problemen führen.

Social-Media-Vergleichsdruck: Darum leidet die mentale Gesundheit

Wie Soziale Medien den Blick auf uns verändern, erforscht Dr. Katrin Döveling, Professorin für Kommunikationswissenschaften und Medienkommunikation an der Hochschule Darmstadt. „Es entstehen Illusionen von perfekten Welten, perfekten Körpern, perfekten Menschen“, so Döveling. Besonders junge Erwachsene verspüren den Druck, mitzuhalten. „Der permanente Vergleich mit vermeintlich perfekten Menschen führt gerade bei jungen Erwachsenen zu einem verminderten Selbstwertgefühl.“

Das zeigt auch eine YouGov-Online-Befragung im Auftrag des AOK-Bundesverbandes von 2023 unter 1.500 Personen im Alter zwischen 14 und 30 Jahren: 40% der jungen Erwachsenen verspüren in Social Media den Druck, schöner aussehen zu müssen.

Soziale Medien sorgen nicht nur dafür, dass wir uns vergleichen, sondern auch dafür, dass der Druck nach Bestätigung und Anerkennung steigt. Das Bedürfnis nach Bestätigung ist – wie das Vergleichen – tief im Menschen verwurzelt. „Jeder Mensch braucht und möchte Anerkennung“, so Döveling. „Jeder möchte dazugehören und von anderen angesehen werden.“

Demonstrativer Konsum führt zu Druck

Auch Dominik Rudolph von der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg sagt, dass sich Nutzer*innen Sozialer Medien minderwertig, niedergeschlagen oder depressiv fühlen können oder Neidgefühle entwickeln. Der Grund: „Bei übermäßigem Social-Media-Konsum kann der subjektive Eindruck entstehen, dass das eigene Leben im Vergleich zum aufpolierten Instagram-Leben der anderen ziemlich unspektakulär und langweilig ist“, so Rudolph.

Befeuert wird der Vergleichsdruck durch „demonstrativen Konsum“. Dieser Begriff umschreibt einen demonstrativen Kauf und die dann öffentliche Präsentation von hochpreisigen Marken, um den eigenen Status und Reichtum öffentlich zu zeigen. Influencer profitieren durch das Werbe-Posting der Luxus-Handtasche nicht nur monetär, sondern bekommen gleichzeitig die Bestätigung über ihr Aussehen oder das beworbene Objekt.

Demonstrativer Konsum erzeugt nicht nur Druck bei den Followern, sondern auch bei den Influencern selbst. „Wir leben in einer Konsumgesellschaft. Derjenige, der die meisten Follower hat, hat den größten Marktwert. Diesen Druck spüren Influencer“, erklärt Prof. Dr. Katrin Döveling. „Gleichzeitig signalisiert derjenige, der ein Produkt kauft, anderen: ,Ich bin wer. Ich kann mir etwas leisten, also bin ich jemand Besonderes‘.“ Lebt jemand dann über seine Verhältnisse, kann ein zu teurer Lifestyle im schlimmsten Fall zu finanziellen Problemen führen.

Schluss mit dem Vergleichen

Soziale Medien wie Instagram, TikTok und Co. zu verteufeln, wäre der falsche Ansatz. Es geht darum, die Mediennutzung in einem gesunden Rahmen zu halten. „Es bedarf der Aufklärung und Medienkompetenzvermittlung“, sagt Dominik Rudolph. Dabei müsse das Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass über Social Media vielfach ein verzerrtes Bild der Realität transportiert werde.

Prof. Kathrin Döveling sieht das ähnlich: „Nutzer von Social Media sollten lernen, kritisch zu reflektieren, wie sie diese nutzen: Ist die Quelle glaubwürdig? Ist das Foto authentisch? Wer und was steckt hinter der Botschaft?“ Vom Elternhaus bis zur Schule über das gesamte soziale Umfeld seien alle gefragt, einen verantwortungsvollen Umgang mit Medien zu fördern.

Und allen, die merken, dass ihre mentale Gesundheit auch bei geringer und reflektierter Nutzung von Social Media leidet, hilft vor allem eins: Instagram und Co. nicht zu benutzen.

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