Das bereitet den Deutschen die meisten Sorgen
Finanzielle Ängste sind weit verbreitet
Terrorismus, Wohlstandsverlust oder Klimawandel: Wovor haben die Menschen in Deutschland am meisten Angst? Mit dieser Frage beschäftigt sich die R+V Versicherung einmal im Jahr in der repräsentativen Studie „Die Ängste der Deutschen“. Die aktuellen Ergebnisse zeigen: Derzeit treiben die Menschen in Deutschland vor allem finanzielle Ängste um. So betreffen die ersten fünf Plätze im Ranking allesamt Themen, die mit Geld und Wohlstand zu tun haben.
Für die Studie interviewt das R+V-Infocenter jährlich rund 2.400 Männer und Frauen der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren. In persönlichen Gesprächen werden die Studienteilnehmer*innen nach ihren politischen, wirtschaftlichen, persönlichen und ökologischen Ängsten befragt. Die repräsentative Umfrage erfolgte im Sommer 2023 zum 31. Mal.
Die Ergebnisse der Studie sind deutlich vom jeweiligen politischen Umfeld geprägt: So lag 2016 und 2017 die Angst vor Terrorismus auf Platz eins. 2018 belegte dann die Befürchtung, dass die Welt durch die Politik des damaligen US-Präsidenten Donald Trump gefährlicher werden könnte, den Spitzenplatz. 2023 waren es vor allem finanzielle Sorgen, die die Menschen umtrieben. Der Angstindex legte von 42 Prozent auf 45 Prozent zu.
Das sind die vorherrschenden sieben Ängste aus dem Jahr 2023:
- Steigende Lebenshaltungskosten: 65 Prozent der Befragten befürchteten, die Lebenshaltungskosten könnten weiter steigen. Diese Angst dominierte zum zweiten Mal in Folge. „Die Menschen fühlen sich in ihrer Existenzgrundlage bedroht und sehen ihren Lebensstandard gefährdet. Das schürt Abstiegsängste“, erläutert Professorin Dr. Isabelle Borucki, die die R+V-Studie begleitet.
- Wohnraum in Deutschland wird unbezahlbar: Sechs von zehn Befragten fürchteten, dass Wohnen in Deutschland für sie unbezahlbar wird. Allerdings gab es einen deutlichen Unterschied zwischen Ost und West: Während in Westdeutschland 62 Prozent der Befragten Angst vor stark steigenden Wohnkosten haben, sind es in Ostdeutschland 52 Prozent.
- Steuererhöhungen/Leistungskürzungen: 57 Prozent der Befragten hatten Angst, dass der Staat dauerhaft Steuern erhöht oder Leistungen kürzt. „Die aktuellen Sparpläne sind ständig in den Medien präsent. Diese Sorge hat also einen ganz realen Hintergrund“, sagt die Politikwissenschaftlerin Borucki.
- Überforderung des Staats durch Aufnahme von Geflüchteten: Im Vergleich zum Vorjahr am deutlichsten gestiegen ist jedoch eine Angst, die das gesellschaftliche Zusammenleben betrifft: „Die Befragten haben Angst, dass die Integration nicht gelingt“, erklärt Borucki. „Diese Entwicklung muss die Politik ernst nehmen und Lösungen aufzeigen, damit Migration als Chance und nicht als Bedrohung erlebt wird.“
- Schlechtere Wirtschaftslage: Die Sorge vor einer Rezession und damit einer Verschlechterung der Wirtschaftskraft Deutschlands belegte 2023 Platz fünf – im Jahr zuvor lag sie noch auf Platz drei. Für die Autor*innen der Studie ist das ein „bemerkenswertes Ergebnis“: „Angesichts der vielen aktuellen Krisen rücken für die Befragten individuelle Sorgen in den Fokus: die Angst vor Wohlstandsverlust oder um die eigene Existenz. Sie überlagern das komplexe Thema Rezession“, sagt Borucki.
- Überforderung der Politiker*innen: Etwa die Hälfte der Deutschen (51 Prozent) befürchtete, dass die Politiker*innen mit ihren Aufgaben überfordert sind. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Wert um sieben Prozentpunkte und zum dritten Mal in Folge. Den Höchstwert von 66 Prozent erreichte diese Angst übrigens im Jahr 2003 aufgrund der Unzufriedenheit mit der Politik unter Bundeskanzler Gerhard Schröder.
- Belastung durch EU-Schuldenkrise: Rund die Hälfte der Befragten hatte Angst, dass die Schulden einiger EU-Staaten zu mehr Steuern in Deutschland führen werden. Dieser Wert ist seit einigen Jahren nahezu unverändert.
Und sonst? Was die Deutschen ebenfalls umtreibt
Neben den finanziellen Sorgen haben die Deutschen vor allem davor Angst, dass die Spaltung der Gesellschaft zunimmt und es zu Konflikten kommt (Platz 8). Außerdem wächst die Sorge vor den Folgen des Klimawandels (Platz 10). Dass immer mehr Naturkatastrophen vorkommen werden, treibt 47 Prozent um. Auch Kriege beunruhigen: 43 Prozent haben Angst, dass Deutschland in einen Krieg verwickelt wird. Vor einer schweren Erkrankung fürchten sich 38 Prozent. Dieser Wert war in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken – bis zur Corona-Pandemie. Seither legt er wieder leicht zu.
In einem Punkt ist die Entwicklung über die Jahre positiv: Mittlerweile hat nur noch jede*r Vierte Angst, den Job zu verlieren. Auch wenn der Wert im Vergleich zum Vorjahr leicht anstieg, ist die Furcht vor der Arbeitslosigkeit seit Jahren tendenziell rückläufig.