Sparen für die Rente
Kapitalaufbau fürs Alter als junger Arbeitnehmer
Sparen fürs Rentenalter? Junge Arbeitnehmer schieben das Thema oft vor sich her. Je früher sie sich aber eine Strategie zurechtlegen, desto besser.
Jeder weiß es: Die gesetzliche Rente wird eines Tages von vorne bis hinten nicht reichen, um den gewohnten Lebensstandard zu halten. Doch viele junge Arbeitnehmer verdrängen jeden Gedanken daran, für den Ruhestand Geld zurückzulegen. Doch wer frühzeitig mit dem Kapitalaufbau fürs Alter beginnt, nimmt sich den finanziellen Druck. „Das A & O an der Sache ist allerdings eine ausgeklügelte Strategie“, sagt Klaus Morgenstern vom Deutschen Institut für Altersvorsorge in Berlin.
Schritt 1: Ist eine arbeitgeberfinanzierte betriebliche Altersvorsorge möglich?
Eine Option beim Sparen fürs Alter ist die betriebliche Altersversorgung (bAV). Die klassischen Betriebsrenten sind eine freiwillige Leistung des Arbeitgebers. Er selbst bestimmt die Höhe des Betrags, den er für seine Mitarbeiter zurücklegt. Wer als junger Arbeitnehmer in einem Betrieb arbeitet, der diese finanziert, sollte sie so früh wie möglich nutzen. Bietet der Arbeitgeber diese Möglichkeit nicht, haben Arbeitnehmer immerhin die Möglichkeit, einen Teil des Entgeltes für eine bAV umzuwandeln. „Wenn der Arbeitgeber zu den Einzahlungen der Beschäftigten etwas drauflegt, ist das eine gute Option“, sagt Morgenstern. Doch man sollte nicht zu früh und unüberlegt für die bAV auf einen Teil des Entgeltes verzichten.
Schritt 2: Kredite tilgen und Rücklagen bilden
Bevor Sie mit dem Sparen fürs Alter beginnen, sollten Sie vorhandene Schulden abbezahlen. Viele junge Menschen haben für ihr Studium oder für ihre Ausbildung zum Beispiel einen Kredit aufgenommen und in der Regel sind die Zinsen für Schulden höher als die Rendite beim Sparen. Die „schwarze Null“ hat daher Priorität. Sind mögliche Kredite abbezahlt, sollten Sie Rücklagen für mittelfristige Ziele wie den Kauf eines Autos oder unvorhersehbare Ausgaben wie eine Waschmaschinenreparatur bilden. Ein Richtwert für solche „Notgroschen“ ist die Höhe von zwei bis drei Monatsnettogehältern.
Schritt 3: Rentenlücke und monatliche Sparrate ermitteln
Wer Kredite getilgt und Rücklagen gebildet hat, kann die Altersvorsorge in den Blick nehmen. Sie wissen nicht, wie viel Geld Sie monatlich ergänzend zur gesetzlichen Rente sparen müssen, um den gewohnten Lebensstandard zu halten? Der Rentenlückenrechner des Deutschen Instituts für Altersvorsorge hilft Ihnen.
Schritt 4: Sich von unabhängiger Seite beraten lassen
Steht nun fest, wie viel sich junge Arbeitnehmer monatlich fürs Alter zurücklegen müssten, sollten Sie sich unbedingt von unabhängiger Seite beraten lassen. „Mitarbeiter der Hausbank sind nicht unbedingt die idealen Ansprechpartner, da sie ihre eigenen Produkte verkaufen wollen“, sagt Morgenstern. Besser ist es, sich an Verbraucherzentralen oder anunabhängige Finanzberater zu wenden.
Schritt 5: Unterschiedliche Produkte unter die Lupe nehmen
- Neben der Entgeltumwandlung für die betriebliche Altersversorgung gibt es weitere Möglichkeiten fürs Alter zu sparen:
- Wer einen Riester-Vertrag abschließt, bekommt vom Staat eine Zulage von 175 Euro, als Kinderzulage gibt es 185 Euro für bis Ende 2007 geborene und rund 300 Euro für ab 2008 geborene Kinder. Dafür verpflichten sich Sparer, jedes Jahr 4% ihres Einkommens in den Vertrag einzuzahlen, mindestens aber 60 Euro. Beim „Riestern“ haben Sparer verschiedene Produkte zur Wahl. Das sind neben klassischen Renten- und Fondspolicen beispielsweise Banksparpläne oder Wohn-Riester.
- „Rentenversicherungen haben ihre Nachteile“, erklärt Morgenstern. Die Versicherung bietet zwar Sicherheit und garantiert im Alter ein lebenslanges Zusatzeinkommen, ist aber oft unflexibel und wirft magere Renditen ab. Fondsversicherungen gehen häufig mit hohen Kosten einher. „Sparer sollten sich umfassend beraten lassen“, so Morgenstern. Vom Abschluss einer privaten Rentenversicherung rät er jungen Arbeitnehmern ab.
- Wer Rendite einstreichen will, kommt am Aktienmarkt nicht vorbei. Wichtig ist, möglichst langfristig – mindestens zehn Jahre, idealerweise noch länger – zu investieren. „Anleger können über die lange Zeit Kursverluste problemlos aussitzen“, sagt Morgenstern. Er empfiehlt, nicht in Einzelaktien, sondern in Indexfonds - sogenannte ETFs - zu investieren. Über ETFs ist zu vergleichsweise niedrigen Kosten eine breite Risikostreuung über mehrere Unternehmen, Branchen und Länder möglich. Wer sich für einen ETF entscheidet, sollte auf geringe Gebühren achten und darauf, ob die Höhe des monatlichen Sparbetrags flexibel angepasst werden kann – denn es gibt finanziell mal bessere und mal schlechtere Zeiten.
Wie bei jedem Wertpapier-Geschäft sind auch bei ETFs Kursschwankungen möglich. Das bedeutet: Die Rendite ist nicht garantiert – ein in der Vergangenheit gut gelaufener Wert wirft nicht zwingend auch in Zukunft gute Renditen ab. Im Vergleich zu den Girokonten, Tagesgeldkonten oder diversen Versicherungsprodukten steht den Renditechancen von ETFs folglich auch ein höheres Risiko gegenüber.
Schritt 6: Mit dem Sparen anfangen
„Wichtig für junge Arbeitnehmer ist, mit dem Sparen fürs Alter überhaupt erst einmal anzufangen“, erklärt Morgenstern. Dabei kommt es nicht auf große Summen an. Selbst mit verhältnismäßig kleinen Beträgen ab 50 Euro können zum Beispiel 30-jährige Sparer durch die lange Laufzeit von bis zu 35 Jahre und länger einen attraktiven Geldbetrag fürs Alter anhäufen.