Sparen oder Shoppen? Auch Kinder können sich bewusst entscheiden
Goldene Regel für Eltern: Nicht einmischen!
„Heute ist Taschengeldtag!“ Kaum ein Kind vergisst das. Geld sammeln macht Kindern Spaß. Genauso gerne geben sie es allerdings auch aus. Erwachsenen sträuben sich zwar manchmal die Haare, wenn das Taschengeld sofort im nächsten Kiosk landet oder in die hundertste Packung Fußballsticker investiert wird. Doch auch wenn sie nicht immer einverstanden sind mit den Kaufentscheidungen der Kids, lautet die Devise: Nicht einmischen!
Zwei Kugeln Eis oder das heiß ersehnte Buch? Auch Kinder wägen ab
„Auch wenn es schwerfällt, sollten wir es den Kindern überlassen, wofür sie ihr eigenes Geld ausgeben“, sagt Julia Topar, Leiterin der Finanzbildung beim Bundesverband deutscher Banken. „So lernen sie spielerisch und mit überschaubaren Summen, warum es wichtig ist, gut zu haushalten.“ So sieht es auch Melina Jipp, Bankkauffrau und Autorin von Ratgeberbüchern zu kindgerechtem Finanzwissen. Sie sagt: „Kinder können mit sechs oder sieben Jahren selbst zählen, wie viel Geld sie im Sparschwein haben. Und sie verstehen dann auch, dass die Münzen vielleicht für zwei Eiskugeln reichen – aber nicht mehr für das tolle Buch, das sie sich wünschen.“ Beim nächsten Mal überlegen sie sich dann vielleicht länger, ob sie ihr Geld lieber sparen oder sofort ausgeben.
Tipp: Unter Umständen darf die goldene Taschengeldregel „Nicht einmischen!“ gebrochen werden. Nämlich dann, wenn Kinder beim Ausgeben andere Regeln brechen, die für eine Familie gelten. „Geben Kinder ihr Taschengeld beispielsweise nur für Süßigkeiten aus, obwohl in der Familie sehr bewusst auf gesunde Ernährung geachtet wird, dürfen Eltern einschreiten“, sagt Julia Topar. Ein Gespräch auf Augenhöhe sei dann sinnvoll, um Kindern zu erklären, warum bestimmte Dinge nicht im Übermaß gekauft werden sollten.
Wie viel Taschengeld für welches Alter?
Wie viel Taschengeld sollten Kinder eigentlich bekommen? Was ist angemessen – und was übertrieben? Bei dieser Frage hilft das Bundesfamilienministerium weiter. Es hat eine Tabelle herausgegeben, die eine Orientierungshilfe bietet:
Unter 6 Jahre: 50 Cent bis 1 Euro pro Woche |
6 Jahre: 1 bis 1,50 Euro pro Woche |
7 Jahre: 1,50 bis 2 Euro pro Woche |
8 Jahre: 2 bis 2,50 Euro pro Woche |
9 Jahre: 2,50 bis 3 Euro pro Woche |
10 Jahre: 15,50 bis 18 Euro pro Monat |
11 Jahre: 18 bis 20,50 Euro pro Monat |
12 Jahre: 20,50 bis 23 Euro pro Monat |
13 Jahre: 23,50 bis 25,50 Euro pro Monat |
14 Jahre: 25,50 bis 30,50 Euro pro Monat |
15 Jahre: 30,50 bis 38 Euro pro Monat |
16 Jahre: 38 bis 45,50 Euro pro Monat |
17 Jahre: 45,50 bis 61 Euro pro Monat |
ab 18 Jahre: 61 bis 76 Euro pro Monat |
Wichtig: Eltern sollten diese Tabelle tatsächlich nur zur Orientierung verwenden. Natürlich hängt es stark vom Verdienst der Eltern ab, wie viel Taschengeld ein Kind bekommen kann. Die Höhe entscheidet nicht darüber, ob Kinder glücklich sind oder nicht.
Schon gewusst? Im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) gibt es den sogenannten „Taschengeldparagraphen“. Gemeint ist der § 110. Er erlaubt minderjährigen Personen im Alter von 7 bis 18 Jahren, Geschäfte auch ohne ausdrückliche Zustimmung der Erziehungsberechtigten abzuschließen. Das gilt aber nur, wenn die Ware oder Leistung mit Mitteln bezahlt wird, die Kindern oder Jugendlichen zur freien Verfügung überlassen wurden – also zum Beispiel mit dem Taschengeld.
Cash oder Konto? Beide Varianten sind hilfreich
Die nächste Frage, die sich viele Eltern stellen: Sparschwein oder Konto? „Beides“, sagt Melina Jipp. Sie empfiehlt ein Sparkonto, wenn Oma und Opa zu Geburtstagen oder anderen besonderen Anlässen größere Geldsummen schenken. Für das Taschengeld eigne sich gerade bei kleineren Kindern jedoch das gute alte Sparschwein. „Toll finde ich, wenn Erwachsene mit den Kindern besprechen, wie viel Geld ins Sparschwein kommen soll und wie viel aufs Sparkonto darf.“
Taschengeld für ältere Kinder ab 12 oder 13 Jahren könne auf ein Girokonto überwiesen werden, das Kinder mit eigener Karte abheben dürften, betont Julia Topar. „Es ist näher an unserer Lebensrealität und bringt Kindern bei, mit dieser abstrakteren Art des Geldausgebens vertraut zu werden.“