Mögliche Trendwende bei E-Mobilität
Warum sich ein E-Auto dennoch lohnt
Der Markt für E-Autos boomt hierzulande. Im vergangenen Jahr kamen laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) rund 833.000 Fahrzeuge mit Elektroantrieb neu auf Deutschlands Straßen, ein Plus von 22% gegenüber dem Vorjahr. Im Dezember wurden mehr als 104.000 reine E-Autos neu zugelassen – doppelt so viele wie im Vorjahresmonat. Hinzu kommen fast 70.000 Plug-in-Hybride.
Geänderte Förderung befeuert Marktentwicklung
Grund für die starke Nachfrage nach Stromern zum Jahresende war vor allem die in Aussicht stehende gekürzte Förderung. Seit Januar 2023 bezuschusst der Staat den Kauf eines batterieelektrischen Fahrzeugs und Brennstoffzellenfahrzeugs nur noch mit maximal 4.500 Euro, zuvor waren es bis zu 6.000 Euro. Auf dem deutschen E-Automarkt waren zuletzt besonders heimische Marken wie Mercedes, Audi und Porsche beliebt. Daneben punkten Importmarken wie Tesla, Polestar und DS.
Mehrere Kriterien für Anschaffung eines Elektroautos
Überlegen auch Sie, auf ein E-Auto umzusteigen? Einerseits tragen solche Fahrzeuge laut Studien zur Verbesserung der CO2-Bilanz des Straßenverkehrs bei, andererseits sind sie vergleichsweise teuer. Ob sich ein Kauf wirtschaftlich lohnt, hat der Automobilclub ADAC in einem Vergleich mit Verbrennern untersucht. Neben dem Kaufpreis sind Wartung, Reparaturkosten, Versicherung und Wertverlust in die Gesamtbilanz eingeflossen. Das Ergebnis: E-Autos schneiden oft, aber nicht immer besser ab als Benziner oder Diesel. Sie sind vor allem durch die hohen Förderungen im Vergleich zu Verbrennern wettbewerbsfähiger geworden.
Elektroautos bleiben steuerfrei
Reine E-Fahrzeuge profitieren weiterhin von Steuervorteilen: Wurden oder werden sie vom 18.5.2011 bis 31.12.2025 erstmals zugelassen, sind ab Erstzulassung bis zu zehn Jahre lang keine Kfz-Steuern fällig. Zu beachten ist aber, dass die Steuerbefreiung bis zum 31.12.2030 befristet ist. Daher können Sie bei einem Kauf den Zehnjahreszeitraum nicht mehr voll ausnutzen. Wechselt das E-Auto den/die Halter*in, so wird die Steuerbefreiung weitergegeben.
Zusätzliches Geld durch THG-Quote
Wer ein reines Batterieauto besitzt, erhält seit Anfang 2022 Geld für die eingesparten CO2-Emissionen. Möglich macht’s die sogenannte Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote). Diese können Sie verkaufen – und das bringt Ihnen mehrere Hundert Euro im Jahr ein. Dafür müssen Sie Ihr E-Fahrzeug bei einem Stromanbieter oder Abwicklungsunternehmen registrieren.
Gut zu wissen: Zwar sind Einnahmen aus der THG-Prämie für Privatpersonen komplett steuerfrei, nicht jedoch bei Selbstständigen und im Fall von Dienstwagen und Firmenfahrzeugen. Die THG-Prämie ist dann eine steuerpflichtige Einnahme und muss nach § 22 III Einkommensteuergesetz (EstG) versteuert werden.
Eingeschränkte Förderung für Gebrauchte
Gefördert werden nach wie vor gebrauchte Elektrofahrzeuge, wenn sie nicht länger als zwölf Monate erstzugelassen waren und maximal 15.000 Kilometer auf dem Tacho haben. Diese sind derzeit allerdings schwer zu finden, denn der Gebrauchtwagenmarkt für Stromer ist nahezu leer. Im vergangenen Jahr betraf nur knapp über 1,2 Prozent aller Pkw-Besitzumschreibungen reine E-Autos, das bedeutet: 69.694 Autos von über 5,64 Millionen Kraftfahrzeugen.
Die Anzahl der Haltenden spielt übrigens seit Januar 2023 keine Rolle mehr. Die bisherige Beschränkung, junge Gebrauchtfahrzeuge nur bei Anmeldung auf den/die Zweithalter*in zu fördern, fällt weg.
Achtung: Sie müssen das E-Auto bei einem Fahrzeughändler, der unter eigenem Namen eine Rechnung über den Kauf ausstellt, erwerben. Zudem darf es zuvor keinen Umweltbonus erhalten haben – was in der Praxis aber oft vorkommt.
Prognosen für Entwicklung der Elektromobilität gedämpft
Auch wenn der Erwerb eines E-Autos diverse Vorzüge bringt: Die eingeschränkte staatliche Förderung wird den Markt für E-Mobilität vorerst ausbremsen, schätzen Fachleute. Das Marktforschungsinstitut Dataforce hat seine Prognose aus dem Mai 2022 inzwischen nach unten korrigiert; für Januar 2024 werden knapp 360.000 weniger E-Auto-Neuzulassungen als zuvor erwartet. Neben der Kappung der Förderung seien stark steigende Preise für Akkus und Strom die Gründe. Die Schwelle von zwei Millionen zugelassenen elektrischen Pkw werde nun erst 2025 überschritten.
Auto-Experte Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Center Automotive Research (CAR), erwartet ebenfalls Verzögerungen auf dem Markt. Eine CAR-Prognose geht für das Jahr 2023 von 484.000 verkauften E-Autos aus, was einem Marktanteil von 21,3 Prozent entsprechen würde. 2024 soll der Verkauf nur noch bei 362.000 liegen. Damit würde sich der Marktanteil der mit Strom betriebenen Autos von 27,8 Prozent in 2022 auf 14 Prozent fast halbieren. Neben den geringeren Zuschüssen macht auch Dudenhöffer die hohen Strompreise und zusätzliche Kostensteigerungen bei Lithium-Ionen-Batterien dafür verantwortlich.
Die Bundesregierung und die Automobilbranche halten derweil am Ziel fest, bis 2030 mindestens 15 Millionen E-Autos auf deutsche Straßen zu bekommen.