Umsonstladen: Was ist das?
Nachhaltig shoppen ohne Geld
Für Bücher, Haushaltwaren, Klein-Elektrogeräte, Möbel oder Spielzeug braucht hier niemand Geld. Denn in einem Umsonstladen können Kundinnen und Kunden alles kostenlos mitnehmen. Die Regeln variieren, die Philosophie dahinter ist jedoch bei allen Läden gleich: Nachhaltigkeit fördern und ein Statement setzen gegen die Wegwerfmentalität und die Konsumgesellschaft.
Umsonstladen: Möbel, Kleidung und Co. kostenlos mitnehmen
Der erste Umsonstladen eröffnete 1999 in Hamburg. Inzwischen gibt es solche Läden in etwa 73 deutschen Städten. Zuletzt kam „Die Teilerei“ in Frankfurt im Rahmen eines Projekts der Stiftung Polytechnische Gesellschaft dazu. „Wir möchten die Eigentumsstrukturen mit dem Umsonstladen aufbrechen und allen Menschen einen kostenfreien Zugang zu Gegenständen ermöglichen“, erklärt die Projektverantwortliche Judith Busse. Ihr Mitbegründer Finn Volpert ergänzt: „Die Gegenstände gehören allen und können von allen genutzt werden.“ Jede und jeder könne mitnehmen so viel die Person brauche. „Es gibt keine Beschränkung, wie viele Gegenstände man mitnehmen darf.“
Um in einem Umsonstladen etwas Gebrauchtes mitzunehmen, ist weder ein Bedürftigkeitsnachweis notwendig noch eine Spende. „Es gibt kein Tauschprinzip und, anders als etwa bei den Tafeln, keine Restriktionen, wer den Laden nutzen darf“, erklärt Victoria Oertel, Vorsitzende des Vereins Umsonstladen Greifswald e.V.
Spenden-Regeln im Umsonstladen
Wer ein paar Schätze aus seinem Keller loswerden möchte, kann sie einem Umsonstladen in seiner Region spenden und den Gegenständen so wieder einen neuen Wert geben. „In den ersten Jahren haben wir noch ein Maximum an Dingen festgelegt, die pro Ladenbesuch mitgenommen werden dürfen“, sagt Victoria Oertel. „Diese Regel gilt nun nicht mehr, da meistens mehr zu uns gebracht als wieder mitgenommen wird.“
So gut wie alles kann man zum Verschenken vorbeibringen. Ausgenommen sind in der Regel die folgenden Dinge:
- angebrochene, verberbliche Lebensmittel oder Kosmetik,
- Putzmittel,
- VHS-Kassetten,
- verschmutzte und defekte Kleidung sowie getragene Unterwäsche,
- defekte Elektronik,
- sperrige Möbel sowie
- eindeutig diskriminierende Literatur.
Die Regeln können je nach Region variieren und viele Betreibende bitten darum, nicht zu viel auf einmal vorbeizubringen. „Wir halten unsere Besucherinnen und Besucher an, nicht mehr als zwei große Beutel gleichzeitig in den Laden zu bringen, da wir über kein Lager verfügen“, sagt Victoria Oertel vom Umsonstladen in Greifswald.
Alles, was aus dem Umsonstladen mitgenommen wird, darf nicht weiterverkauft werden. „Wenn wir sehen, dass jemand etwa auf Second-Hand-Portalen oder auf dem Flohmarkt Profit aus der Umsonstladen-Nutzung schlägt, erteilen wir ein Ladenverbot“, so Oertel. Das passiere allerdings selten.
Finanzierung der Umsonstläden
Noch nutzbare Dinge nicht einfach auf den Müll zu werfen, sondern zum Verschenken weiterzugeben, schont nicht nur die Umwelt. Es sorgt auch für einen achtsameren Umgang mit Gegenständen. Trotzdem spielt das Thema Geld auch hier zumindest eine Nebenrolle, denn schließlich muss jemand für Miete und Nebenkosten aufkommen.
„Die Finanzierung des Projekts erfolgt über Spenden von Besucherinnen und Besuchern“, erklärt Victoria Oertel. Es gebe auch Projekte, die von sozialen Trägern gefördert werden oder die sich durch selbst eingeworbene Förderungen finanzieren.
„Die Teilerei“ in Frankfurt etwa zahlt die Miete an die Wohngenossenschaft mit Fördergeldern von der Abfallentsorgung Frankfurt und der Stiftung Polytechnische Gesellschaft. „Das Geld reicht erst einmal für unsere sechsmonatige Testphase“, erklärt Judith Busse. Für die Zeit danach möchte das Team weitere Fördergelder beantragen. „Spenden sind aber natürlich immer willkommen.“
Die Mitarbeitenden in einem Umsonstladen arbeiten ehrenamtlich. Wer sich ebenfalls engagieren, Spenden abgeben oder einen Laden besuchen möchte, findet unter alles-und-umsonst.de eine Übersicht mit allen Standorten in Deutschland.