Teenager und finanzielle Unabhängigkeit

Finanztipps für Eltern

Money Talk 5 min Lesedauer 12.07.2024

Kinotickets, Kleinigkeiten in der Schulcafeteria oder die neueste Kleidung: Für viele Jugendliche gehört Geldausgeben zum Alltag. Die Jugend-Digitalstudie 2023 der Postbank, bei der 1.054 Jugendliche in Deutschland zwischen 16 und 18 Jahren repräsentativ befragt wurden, zeigt: Teenager in dieser Altersgruppe haben 11 Prozent mehr Geld für private Ausgaben zur Verfügung als im Vorjahr, durchschnittlich nämlich 278 Euro. Diese finanzielle Freiheit birgt jedoch auch Risiken. Umso wichtiger ist es, dass Jugendliche lernen, verantwortungsvoll mit dem Geld umzugehen. Denn das legt den Grundstein für eine stabile finanzielle Zukunft – und fördert langfristige finanzielle Unabhängigkeit.

Gruppendruck fördert Konsum

Jugendliche stehen häufig unter Druck, mit Gleichaltrigen mitzuhalten. „Sie geben Geld für Aktivitäten oder Produkte aus, die sie sich eigentlich nicht leisten können“, erklärt Wirtschafts-Professor Michael Heuser vom Deutschen Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA). Hinzu kommt, dass gerade in Zeiten von Social Media und Influencern die Teenager ständig mit Werbung konfrontiert werden. Jörg Uhlenbrock ist Finanzcoach und unterrichtet als ehrenamtlicher „Geldlehrer“ an Schulen. Er rät Eltern, gemeinsam mit ihren Kindern kritisch zu hinterfragen: Willst du dafür wirklich dein Geld ausgeben? Außerdem helfe bei Gruppendruck, das Selbstwertgefühl zu stärken und darüber zu sprechen, was echte Freundschaft ist.

Teenager und Finanzen: Achtung Schuldenfalle!

Nicht nur der Vergleich im Freundeskreis stellt eine Herausforderung für Kinder in der Pubertät dar. Besonders die Entwicklungen im Online-Shopping bringen Gefahren mit sich: „Mit modernen Zahlungsplattformen ist es leichter, in eine Ratenzahlung zu geraten und zu versuchen, diese mit dem Taschengeld abzuzahlen. In Sachen Schuldenfalle ist das gefährlich,“ erklärt Wirtschafts-Professor Heuser. Auch Abofallen sind laut Uhlenbrock ein Thema, über das Eltern mit ihren Kindern sprechen sollten.

Sechs Tipps für Eltern

Trotz dieser Herausforderungen sollte nicht vergessen werden: „Finanzielle Unabhängigkeit gehört zum Erwachsenwerden dazu“, sagt Heuser. Sein Motto lautet: „So viel Freiheit wie möglich, so viel elterliche Begleitung wie nötig.“ Doch wie kann das bei der Finanzerziehung konkret aussehen? Hier sind sechs praktische Tipps:

  1. Taschengeld geben: Ein beliebtes Mittel, um Kinder und Jugendliche eigene Erfahrungen mit Geld machen zu lassen und ihre Unabhängigkeit zu fördern, ist das Taschengeld. Das Deutsche Jugend-Institut (DJI) gibt Empfehlungen zur Höhe: 13-Jährige beispielsweise sollten 23,50 bis 26,00 Euro pro Monat erhalten, während es bei 17-Jährigen schon 47,00 bis 63,00 Euro pro Monat sind. Das Problem laut Uhlenbrock: „Darüber zu sprechen, wie man das Taschengeld aufteilen kann, das machen nur sehr wenige Eltern.“ Er schlägt vor, das Geld in drei Teile zu gliedern: einen zum Ausgeben, einen anderen zum Sparen und einen zum Spenden. „Damit übt man eine Gewohnheit ein“, erklärt der Experte.
  2. Budgetgeld einplanen: Für ältere Kinder ab 14 Jahren kann laut DJI ein zusätzliches Budgetgeld sinnvoll sein, um Ausgaben wie Kleidung oder Schulmaterial zu decken. Heuser empfiehlt, dabei einige Regeln zu beachten: Das Geld solle zum einen regelmäßig in einer angemessenen Höhe gezahlt werden, um die Routine einer finanziellen Planung zu fördern. Zudem solle es klare Absprachen darüber geben, wofür das Geld verwendet wird. Aber: „Eine gewisse Flexibilität sollte zugelassen werden, um individuelle Bedürfnisse und Wünsche zu berücksichtigen“, so Heuser.
  3. 24-Stunden-Regel anwenden: Um Teenager vor impulsiven Käufen zu schützen, sollten Eltern laut Uhlenbrock ihre Kinder ermutigen, 24 Stunden zu warten, bevor sie den Kauf realisieren. „Ist es etwas, das du jetzt im Moment aufgrund der Werbung haben willst, oder ist es etwas, das du wirklich brauchst?“
  4. Konstruktiv mit Fehlern umgehen: Finanzen sind in vielen Familien noch immer ein Tabuthema. Dabei hält es Uhlenbrock für wichtig, dass Eltern von ihren eigenen finanziellen Fehlern berichten. „Wenn ich davon erzähle, haben Jugendliche eine Vorstellung, was passieren kann, auch wenn sie die Erfahrung nicht selbst gesammelt haben. Sie sind dann zumindest sensibilisiert.“ Gleichzeitig hält es Heuser für wichtig, auch mal kleine Fehler zuzulassen und nicht sofort einzugreifen. Größere finanzielle Entscheidungen jedoch, die ein Monatstaschengeld überschreiten, sollten dem Experten zufolge vorher besprochen werden.
  5. Gemeinsames Girokonto und Wertpapierdepot: Ein gemeinsames Konto kann laut Heuser sinnvoll sein – aber nur, wenn es darauf abziele, dass die Kinder zunehmend Verantwortung übernehmen. Ein 50:50-Wertpapierdepot könne Jugendliche zusätzlich an die Börse heranführen: „Man wählt einen oder auch zwei Fondsparpläne, die sowohl Eltern als auch Teenager mit je 20 Euro monatlich finanzieren.“ Das schaffe regelmäßige Gesprächsanlässe.
  6. Finanzielle Ziele setzen: Jugendliche sollten ermutigt werden, sich langfristige finanzielle Ziele zu setzen. Häufig denken sie dabei laut Uhlenbrock eher an den Führerschein und das eigene erste Auto, jedoch nicht beispielsweise an die Finanzierung eines Studiums, die Familienplanung oder den Kauf eines Eigenheims. „Eltern können ihren Kindern mit der SMART-Formel helfen, finanzielle Ziele leichter zu erreichen“, so der Experte. Die Abkürzung steht für spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert. Heuser empfiehlt zudem, das Erreichen langfristiger Sparziele angemessen zu würdigen und zu feiern.

So wird Geld zum Kinderspiel

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